Scheitern gehört zum Leben
Ein Leben besteht aus Erfolgen und Misserfolgen. Wenn zurückgeblickt wird, so wird das Scheitern verdrängt. Immer zu gewinnen ist nicht möglich und selbst heute gibt es Situationen, wo trotz schwieriger Umstände geträumt wird. Die Hoffnung, es möge sich bessern! Obwohl alles verfahren ist und die richtige Energie fehlt.
Ich gehe in die Kindheit zurück, meine Eltern haben mich geliebt, ich versuchte immer mit wenig Aufwand das Leben zu gestalten. Wenn mir etwas Spass machte, zeigte ich Energie. Ich gehörte zu den schlechten Schülern. Auf Gymnasium hatte ich es geschafft, nach zwei Jahren musste ich in die Realschule wechseln. Im Sport schlecht, eine Lehrstelle habe ich mit vielen Bemühungen gefunden.
In meiner Kindheit stürzte ich mit meinem Rennrad und gab die Schuld den Bremsen. Es hat lange gedauert, bis ich mich traute, auf die vertraute Rücktrittsbremse zu verzichten. Später habe ich viele lange Radtouren bewältigt.
Eislaufen hatte ich nie richtig gelernt, trotz Nordlicht. Eine gute Freundin, wie auch andere, eine lange Beziehung ist nie entstanden. Mit dem Langlauf konnte ich mich nie anfreunden. Wintersport ist nie was für mich gewesen, nur das Hallenbad.
Bei den Pfadfindern hatte ich mit kleinen Tätigkeiten wie Tombolas oder Blumenverkauf, genügend Geld für die Aktivitäten verdient. Die Chance der Selbständigkeit hatte ich damals nicht betrachtet. Statt selber was aufzubauen, immer Hindernisse gesucht. Ich habe gemacht, was verlangt wurde, Lehre, brav arbeiten. Auch wenn es eine schöne Zeit war und ich viel reisen konnte, war ich immer eingeengt. In die Schweiz bin ich gegangen, weil ich dort Verwandte hatte. Auch dort ist nur das Angestelltendasein eine Option gewesen.
Beruflich wollte ich mich nie unterordnen. Ich war immer freiheitsliebend, meinte alles besser zu wissen. Irgendwann bin ich aus dem Beruf ausgebrochen, zurück nach Deutschland. Dort die Hochschulreife nachgeholt, die Anforderungen schienen mir in der Schweiz zu hoch. Ich wäre fast aus der Fachoberschule geflogen, schaffte es noch, hatte sogar am Ende einen guten Abschluss. Ursprünglich wollte ich in Fulda studieren. Als ich unterwegs bestohlen wurde, dann doch nach Nürnberg in die Nähe von meinem Elternhaus gezogen.
Das Informatikstudium machte wenig Spass, ich wollte es schaffen, flog nach vier Semestern raus. Ich wechselte auf BWL, Engagement für das Studium nur im ersten Semester. Ich wusste, bin gut, liess es schleifen, beendete das Vordiplom mit guten Noten und hatte im Hauptstudium nur mässige Zensuren. Auch engagierte ich mich in der Studentenvertretung. Zu wenig teamfähig? Ich wurde als offizieller Studentenvertreter in die Hochschulleitung gewählt, Bedingung raus aus der operativen Arbeit, dafür mehr BaföG Semester.
Während meiner Studienzeit ging ich trotz ”schöner Optionen” keine Beziehung ein. Ich liess Chancen verstreichen reiste nach Russland, wo ich mich überforderte. Danach wurde ich schwer psychisch krank und habe die Krankheit nie akzeptiert. Mein Beziehungsnetz war weg, nur beste Freunde, meine Mutter und mein Bruder haben zu mir gehalten. Weil ich keine Stelle gefunden habe, flüchtete ich in die Selbständigkeit mit wenig Erträgen.
Später stieg ich wieder in der Informatik ein, mit wenig Begeisterung. Job als Geldquelle, kann mich nicht länger konzentrieren, oft müde, die Müdigkeit besserte sich erst 2014 später nach Medikamentenumstellung. Seit 2008 aus dem Arbeitsmarkt rausgefallen, Vermögen aufgebraucht, lebe seit 2013 unterhalb vom Existenzminimum. Die Behörden werfen mir vor, mich selbst in die Situation gebracht zu haben, leichtsinnige Investitionen? Deswegen musste ich Kürzungen in Kauf nehmen.
Aus dieser Lebenssituation auszubrechen gelingt mir nicht, zu lange gewartet. Jetzt in einer Gewöhnungsphase und versuche das “Optimum” daraus machen. Deswegen schiele ich nach vermeintlich günstigen Angeboten. So verwende ich viel Zeit, um Geld zu sparen oder mich wegen wenig Geld in Beschwerden hinein zu steigern. Oft lerne ich damit gut zu argumentieren und ärgere mich meistens, dass ich es nicht zu den Verantwortlichen schaffe.
Ich verbeisse mich einerseits in Projekte, andererseits gebe ich auf, stürze mich auf das nächsten beruflichen Abenteuer und schalte auch selten ein Projekt ab. Bei Problemen schalte ich oft in den Wartemodus, nach dem Motto, die Zeit heilt viele Wunden.
Einerseits ist es gut, dass ich wenig Geld habe. Ich bin sehr hilfsbereit, würde Geld, wie Wasser in die Donau schütten. Oft bin ich zu feige Geld zu fordern, obwohl ich genau weiss, für andere Dinge, ist Geld da. Mit Sanktionen bin ich extrem vorsichtig. Dabei will ich gar nicht als lieber Mensch gelten, sondern kann durchaus cholerisch werden. Selbst bei roten Linien, die Partner überschreiten, wechsle ich in den Wartemodus.
Trotz meiner Schwächen gelte ich als Lebenskünstler, bin freundlich, gut gelaunt, kreativ, fleissig. Ich komme gut mit Menschen zurecht, auch wenn ich mich nicht als Führungskraft bezeichnen möchte.
Ich hatte mir eine Tournee in den Kopf gesetzt, diese vorbereitet und wollte danach geschäftlich mit Nachbarschaftsökonomie durchstarten. Aus irgendwelchen Gründen mag das nicht gelingen. Zudem fehlt es oft an Durchsetzungskraft und zu fordern Verträge einzuhalten. Da gehe ich den Streit aus dem Weg. Ganz anders: Konzerne, die greife ich an.
Das Liedermachen und den Reisejournalismus verfolge ich mit Leidenschaft. Es ist mir egal, ob ich gut singe oder schlecht spiele. Mir muss es Freude machen. Beim Singen hören wenig nur zu, motzen über meine Stimme, ich muss da mehr tun. Der Reisejournalismus mit mehr als 180 Webseiten ist ein finanzielles Desaster. Ich gebe Google die Schuld, dass ich wenig Klicks habe.
Seit der Medikamentenumstellung kann ich wieder länger lesen. Ich bin überzeugt, dass ich zu den wenigen Spezies zählen, die wirklich was bewegen können. Dank der vielen Erfahrungen in Projekten und mit Menschen sowie den vielfältigen Scheitern. Denn ich bleibe dran, auch wenn es sinnlos erscheint. Die Kandidatur als Nationalrat in der Schweiz ist dafür ein gutes Beispiel.