Misere

Heinrich Heine beschreibt hier seine Misere kränklich auf dem Tod zu warten

Den Söhnen des Glückes schenk Lob
in ihrem Leben, beneiden
schenkt man ihnen friedlich schnellen Tod
dürfen in Freude verscheiden.

Im Festkleid mit Rosen geschmückt,
Die noch wie lebend blühten,
Gelangen ins Schattenreich mit Glück
Fortunas Favoriten.

Nie hatte Siechtum hat sie entstellt,
wie beneide ich ihr Los
Gebrechen mich schmerzvoll so befällt
andere fühlen sich famos

O Gott, verkürze meine Qual,
Damit man mich bald begrabe;
Inkonsequenz ist jetzt wohl deine Wahl
o Herr, ich mich beklage

Der Schmerz verdumpft den heitern Sinn
Und macht mich melancholisch;
Genug nicht der traurige Spaß verging,
bist du diabolisch

Ich heule dir die Ohren voll,
Wie andre gute Christen
O Misere! warum der Groll
Freude des Humoristen!

Uhr geht falsch

Die Uhren muss falsch gehen, wenn uns der Tod holt

Der Tod kommt sicher, nur die Uhr geht falsch
doch was ist die Uhr, was die Zeit
zeigen wir uns für’s Leben bereit

Ich red von der inneren Uhr
und von unserer Zensur
der Zeit hinterher zu jagen
später den Tod beklagen

Der Tod kommt …

Die Uhr befiehlt uns zu oft Hast
wo bleibt die nötige Rast
umsonst wird der Körper getrimmt
und ob damit alles stimmt

Der Tod kommt …

Wo bringt die Uhr das grosse Glück
schauen wir einmal zurück
hörten die Stille eben kaum
unser schnelllebiger Raum

Die Uhr, sie tickt, ist mal vorbei
ob dies wohl das Leben sei
mögen erkennen unser Licht.
das für alle neu anbricht

Der Tod kommt …

Endstadium

Das Pflegeheim, die letzte Station vor dem Tod pflegte meine Mutter zu sagen

Endstadium – Endstation – was erwarten wir schon
Delirium – Desillusion – Demission – Hohn

Im Heim, da ist mein neuer Platz
selbständig sein, für die Katz
betreut, versorgt, doch ohne Wahl
Freiheit weg, es war einmal.

Endstadium …

Zum Leben gehört Leid und Schmerz
Abschied nimm, mit schwerem Herz
Bilanz ziehen, ein letztes Mal
friedlich gehen, eine Qual.

Erinnerungen verblassen, die Gegenwart ist nun leer
wir müssen das Leben verlassen, das fällt dennoch schwer

Endstadium …

Erinnerungen …

Endlich einschlafen, ohne Leid
die Seele löst sich, bereit
wird irgendwann vom Tod erwählt
Abschied nehmen, ungezählt
und für immer jemand fehlt
Erinnerungen …

Der Hecht

Ein Gedicht von Christian Morgenstern über den Sinn von Vegetarismus

Der Hecht von Sankt Anton bekehrt
in Zukunft keinen Fisch verzehrt
am vegetarischen Gedanken
moralisch sich emporranken.

Er aß seit jenem nur noch dies
Seegras, Seerose und Seegries.
Doch Gries, Gras, Rose floß, o Graus
entsetzlich kommt hinten raus.

Der ganze Teich ward angesteckt.
Fünfhundert Fische sind verreckt.
Doch Sankt Anton, gerufen eilig
sprach nur: Heilig! heilig! heilig!

Vegetarisch was hat gebracht
die Nahrung nur kaputtgemacht
denn zum Essen gabs zuviel Kot
und für Fische den Hungertod

Die Schildkröte

Christian Morgenstern beschreibt das lange Leben einer Schildkröte

Ich bin nun tausend Jahre alt
und werde täglich älter;
der Gotenkönig Theobald
erzog mich im Behälter

Seitdem ist mancherlei geschehn,
doch weiß ich nichts heut davon;
später, da läßt für Geld mich sehn
ein Kaufmann zu Heilbronn.

lebe heute ausgestellt im Zoo
als seltenes Unikat
über langes Lebens nicht froh
wer gibt mir guten Rat

Ich kenne weder des Todes Bild
noch will des Sterbens Nöte:
Ich bin die Schild – ich bin die Schild –
ich bin die Schild – krö – kröte.“

König von Thule

Nach einen Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, Thema Freitod

König in Thule lebte
Immer gerecht sein mag
sein Leiden sie bewegte
den gold’nen Becher gab.

Und als er musste sterben,
Zählt’ er sein Hab’ im Reich,
Gönnt’ alles seinen Erben,
Den Becher nicht zugleich.

Sein Ende fand beim Königsmahl,
Die Ritter um ihn her,
im prächtigen Krönungsaal
Dort auf dem Schloß am Meer.

Schliesslich rief der alte Zecher,
Trink letzte Lebensglut,
Warf den heiligen Becher
Hinunter in die Flut.

Sie sahn ihn stürzen, trinken
sein Geist, der schien nun leer
Die Augen nun versinken
Trank nie ‘nen Tropfen mehr

Der Becher ihn errettet
vor dem grausamen Tod
er wird nun aufgebettet
war’s gegen das Gebot

Hiasl

Freischützen, ein anderes Wort für Wilderer, schützten Bauern vor Wildschäden

Einst hat der Hiasl gelebt
das Wild einfach erlegt
Leben ohne Tadel
entgegen den Adel

Seine Kugel die traf gut
und er zeigte viel Mut
störendes Wild reduziert
den Schaden minimiert

Es waren die Freischützen
konnten den Volk nützen
halt gegen die Obrigkeit
trieben es halt zu weit

Denk der Hiasl war ein Held – gegen die Obrigkeitswelt
er konnte sein Leben frei leben – und den Menschen viel geben
schliesslich brutal hingerichtet – Zeiten haben sich gelichtet
es ist unser Weltenlauf – der Hiasl steht immer wieder auf

Jagen darf die Oberschicht
das Volk übe Verzicht
Wer im Wald hat gewildert
als Böses bebildert

Sein oder nicht sein

Eine Handlung von William Shakespeare gepackt in ein Lied

Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeile schleudern
erdulden einen See der Plage
Widerstand, sterben, schlafen, meutern

Nichts weiter! Und zu wissen, dass nur der Schlaf
das Herzweh und die tausend Stösse endet,
vielleicht auch träumen! Ja, ach so brav
irdische Verstrickung so wendet

Sein oder Nichtsein; das sei hier die Frage:
Ach verzeih, dass ich das Leben so beklage
wer beantwortet wohl mir die Frage – dieser Tage

Zwingt uns heute stillzustehn mit der Rücksicht
das Elend wird in hohe Jahre kommen
des Mächtigen Pein mit viel Gewicht
und stöhnt‘ und schwitzte so benommen

Sein .. das sei …

Nur dass die Furcht vor etwas kommt nach dem Tod,
das unentdeckte Land, in das sich verirrt
dass wir die Übel in grosser Not
uns allzu sehr immer mehr verwirrt

Sein .. das sei …

Durch diese Rücksicht nun aus der Bahn gelenkt,
verlieren so der Handlung Namen, seid still
was wohl in meinen Leben gedenkt
du reizende Nymphe, ich dich will
und im, Gebet all Sünden versenkt

1000 jähriges Reich

Mein Lied Nr. 1000 sollte was mit 1000 zu tun haben, eben der Missgriff in der Geschichte

1000 jähriges Reich und Menschen verführen
am Ende zig Millionen krepieren

1000 jähriges Reich unmöglich regieren
und alle Entscheide zentralisieren

Vorbei sind die Tage der Imperien und Thronen
dass sich nie ein solcher Weg mag lohnen
was hat sie wohl gebracht – eine grosse Macht
Einheit macht Sinn – wenn Liebe gewinnt

1000 jähriges Reich Völker dezimieren
mit ihren Erfolgen noch brillieren

1000 jähriges Reich besser minimieren
und sich auf den Frieden konzentrieren

1000 jähriges Reich nie mehr propagieren
sondern für schönes Leben vibrieren

Vorbei sind …

1000 jähriges Reich als Fehler notieren
nie mehr darf so ein Grössenwahn passieren

Die Zeit schreitet weiter, Dummheit besteht leider
das Volk gehorcht Gestörten – statt menschlichen Werten
und opfern sich für unsinnigen Krieg – führt nie zu Sieg
sondern nur zu Leiden
auf zu Friedensweiten – und kleinen Einheiten

Der Vogel

Den Tod mit Humor nehmen, ein Rezept von Wilhelm Busch

Ein Vogel am Ast angeleimt,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Es wird bald mit zu Ende sein
Tod kommt schleichend rein

So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor
Was ich brauchen kann, ist Humor

Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, das ist der Clou
Der Vogel zittert ohne Ruh
Verschwinden ist tabu

So will …

Am Baum hinauf immer höher
Kommt dem armen Vogel näher.
der Kater ist halt von jeher
gemeiner Häher

So will …

Der Vogel denkt: Weil das nun so ist
Und weil mich doch der Kater frisst,
ich hätte mich so gern verpisst
steck im grossen Mist

Soldat

Vorbild ist das Lied von Wolf Biermann, meine Überlegungen sind konkret

(I)Soldat, Soldat, Soldat, lernt Disziplin
das macht manchmal Sinn

(II) Soldat, Soldat, Soldat, hörst auf Befehle
verkaufst deine Seele

(I) Soldat, Soldat, Soldat, machst du es gern
auf Gemeinschaft schwörn

(II) Soldat, Soldat, Soldat, willst du in den Krieg
da gibt’s keinen Sieg

(II) Soldat, Soldat, Soldat, willst du morden
kämpfen mit Worten

(II) Soldat, Soldat, Soldat, willst du jung ins Grab
Mutter ewig klagt

(I) Soldat, Soldat, Soldat, desertieren
Strafe riskieren

(I)Soldat, Soldat, Soldat, wir müssen reden
das alle leben

(I)Soldat, Soldat, Soldat, schenk den Frieden
dafür aufbieten

Made

Ein Lied im Stil von Joachim Ringelnatz versucht zu dichten. Die Geschichte einer unzufriedenen Made

Sie lebte so gut im Speck
meinte, sie müsse weg
für die Made, bringt das nur Schreck

Ach du liebe Made, erfreu dich einer Lage
du dem Essen schade, der Mensch das beklage

Möchte leben gut vegan
macht sich an Hipster ran
wo die Made wohl lernen kann

Ach du liebe …

Sie Kleine nur auspressen
später nur gefressen
das hat die Made vergessen

So findet sie halt ein Reiher
beileibe kein Freier
nie mehr legt die Made Eier

Ach du liebe …

Wärst du im Speck geblieben
deine Kinder lieben
wie es der Made beschieden

Abgehängt

Bei einer Bergwanderung trottete ich jungen Leute alleine hinterher. Ein Gefühl von „abgehängt sein“.

Abgehängt, wird beschränkt und eingeengt
so still und heimlich gelenkt und versenkt

Schnell laufen manche hinterher
das Leben wirkt da wenig fair
unmöglich noch einzuholen
blicken nur noch verstohlen

Abgehängt, …

Manche werden runtergebuttert
andere wieder verzuckert
viele die Stärken verbergen
wie wird die Welt wohl werden

Voll trauriger Egoisten
wir es alle besser wüssten
Politik, die Menschen fördert
anstatt alle verhärtet

Abgehängt, …

Am Ende holt alle der Tod
er bringt es wieder ins Lot
jeder muss von dort mitgehen
vielleicht Leben verstehen

Abgehängt, …

Sollen alle ihre Chance kriegen
nicht an Herkunft und Glück liegen
wenn Gerechtigkeit schwierig scheint
besser für’s Leben vereint

Integriert, interessiert neu gespürt
so jeder wird berührt und profitiert –

Durchweg lebendig

Ein nachdenkliches Gedicht von Wilhem Busch, von mir ergänzt

Nirgend sitzen tote Gäste.
Allerorten lebt die Kraft.
Ist nicht selbst der Fels, der feste,
Eine Kraftgenossenschaft?

Festgeschweisst ewig halte
verbinden kleine Teile
sie nur mit Dynamit spalte
nun der Fels ewig weile

Durch und durch aus Eigenheiten,
So und so zu sein bestrebt,
Die sich lieben, die sich streiten,
Wird die bunte Welt gewebt.

Hier gelingt es, da mißglückt es.
Wünsche finden keine Rast.
Unterdrücker, Unterdrücktes,
Jedes Ding hat seine Last

Und denke was wird mal werden
verlassen die Erde nie
wenn wir dennoch einmal sterben
überlebt die Fantasie

Michael Kohlhaas

Grundlage ist die Novelle von Heinrich von Kleist, der die Auswüchse fehlender Rechtsmittel aufzeigt

Ich möchte euch erzählen,
was passiert, wenn Rechtswege fehlen
und die Opfer Selbstjustiz wählen
und Unschuldige quälen

Michael Kohlhaas wurde betrogen
das schlug bei Herrschenden keine Wogen
einfach kein Verfahren angesetzt
somit Bürgerrechte verletzt

Er hat den Fürsten höflich gebeten
er möge Gerichtsbarkeit auflegen
die Beziehung zum Fürst den Verbrecher schützt
und Michael Kohlhaas abgeblitzt

Petition wurde nicht angenommen
die liebe Frau dabei umgekommen
Michael Kohlhaas wird zum Verbrecher
und wütet als böser Rächer

Ich möchte …

Viele Menschen bei seinem Kampf sterben
was wird nun mit Michael Kohlhaas werden
fragt Martin Luther doch zu vermitteln
ihn als Verbrecher betiteln

Ich möchte …

Gefangen, er konnte den Tod lieben
war mit der Wehrhaftigkeit zufrieden
hätten lieber die Tat anfangs geklärt
und sich dort um die Bürgerrechte geschert
nun ist viel Unrecht dadurch entstanden
Liebe, komme nie abhanden

Der Seufzer

Gefährlich, wenn es einen warm um das Herz wird :-), nach Christian Morgenstern

Ein Seufzer lief Schlittschuh nachts auf dem Eis
und träumte von Liebe und Freude.
es war dort beim Stadtwall, und schneeweiss
glänzten die alten Gebäude.

Der Seufzer spürte nicht wie Zeit verging
träumte weiter von seinem Glück
wo führt das am Abend noch hin
lief beherzt vor und zurück

Der Seufzer dacht an sein lieb Mädelein
und blieb erglühend lang stehen
dass dünne Eis brach darauf ein –
er ward nimmer gesehen.

Ein Seufzer verlor halt den Verstand
vom Wasser ward nun verschlungen
fehlte eine helfende Hand
Liebe ist wohl misslungen

Der Seufzer ist ersoffen – halt dumm geloffen

Meine Lieder

Das Gedicht von Louise Otto Peters vertont, auf dem Liedblatt sind nur die ersten drei Verse.

Als Kind schon nahm die Leier ich zu Handen –
Denn früh verlernte ich der Kindheit Spiele;
Ich träumte nur in stillen Dichterlanden
Entrückt der Schwestern lärmenden Gewühle.
Ob auch mein Lied verstimmt und schrill geklungen
Gleich einer Glocke, die entzwei gesprungen,
Dumpfdröhnend nur und unharmonisch läutet:
Ich wußt es doch was Dichterlust bedeutet!

Ich sang von Schmetterlingen und von Sternen,
Sang meinen Teuern, die im Jenseits wallen,
Ich sang von Gott und heiligen Himmelsfernen,
Bald auch von Rosen und von Nachtigallen,
Von Nachtigallen, denn im Liebeshaine
Fühlt ich der Liebe Wonne als die meine –
Fühlt ich ein neues Wesen mich geworden –
Da – ha! ein Schlag – ich stand an Grabespforten.

Sie gähnten weit und schlossen dann sich wieder –
Ich blieb zurück auf thränenfeuchter Erde,
Um mich verdorrte Kränze, Klagelieder,
In mir ein Feuer, das am Herzen zehrte! –
Was sing ich nun? – soll ich in eitlen Klagen,
Der kalten Welt von heißen Schmerzen sagen?
Soll ich um Mitleid singend betteln gehen?
Soll feig den Tod ich um Erlösung flehen? –

O Eines, Eines hab ich mir gerettet,
Es ist der Stolz, der mit dem Schicksal ringet,
Der sich wohl auch auf einem Grabe bettet,
Und doch im Leide festen Mut erzwinget.
O der weiß nichts von starren Ohnmachtskrämpfen
Er wagts noch um das höchste Gut zu kämpfen
Auf denn zum Lied! als Schwert solls Euch begegnen
Es ist gefeit zum Rächen und zum Segnen.

Das Lied der Freiheit ist mir noch geblieben –
Ich will es kühn vor ihren Feinden singen;
Es soll mit Jubeln und mit heilgen Lieben
Zu ihnen und des Volkes Freunden dringen.
Sie können höhnen mich und schweigen heißen,
Die Lieb zur Freiheit nimmer mir entreißen.
In solchem Kampfe fühl ich mich gefunden:
Der Streit der Freiheit heilt der Liebe Wunden.

Hoffnung

Friedrich Schiller beschreibt in seinen Lied die Hoffnung

Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
umflattert fröhliche Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
wird mit dem Greis nicht begraben,
beschließt er im Grab den müden Lauf,
am Grab pflanzt er – die Hoffnung auf.

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirn des Toren,
Im Herzen kündet es laut sich an:
Zu Besserm sind wir geboren!
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.

Poetentod

Ein Gedicht von Gottfried Keller, auf meinen Liedblatt habe ich nur fünf Strophen

Der Herbstwind rauscht; der Dichter liegt im Sterben,
Der letzten Sonne Strahl, netzt er den Mund;
An seinem Lager knie′n die zarten Erben,
Tut er den letzten Willen also kund:

Mit dunklem Purpurwein, darin ertrunken
Die Blätterschatten fallen an der Wand;
Dann wieder rückwärts auf den Pfühl gesunken,
Des Weibes Stirn ruht heiß auf seiner Hand.

„Die ich aus luft′gen Klängen aufgerichtet,
Vorbei ist dieses Hauses Herrlichkeit;
Ich habe ausgelebt und ausgedichtet
Mein Tagewerk und meine Erdenzeit.

Das keck und sicher seine Welt regierte,
Es bricht mein Herz, mit ihm das Königshaus;
Der Hungerschlucker, der die Tafel zierte:
Der Ruhm, er flattert mit den Schwalben aus.

So löschet meines Herdes Weihrauchflamme
Und zündet wieder schlechte Kohlen an,
Wie′s Sitte war bei meiner Väter Stamme,
Vor ich den Schritt auf dieses Rund getan!

Und was den Herd bescheid′nen Schmuckes kränzte,
Was sich an alter Weisheit um ihn fand,
In Weihgefäßen auf Gesimsen glänzte,
Streut in den Wind, gebt in der Juden Hand!

Daß meines Sinnes unbekannter Erbe
Mit find′ger Hand, vielleicht im Schülerkleid,
Auf off′nem Markte ahnungsvoll erwerbe
Die Heilkraft wider der Vernachtung Leid.

Werft jenen Wust verblichner Schrift in′s Feuer,
Der Staub der Werkstatt mag zu Grunde geh′n!
Im Reich der Kunst, wo Raum und Licht so teuer,
Soll nicht der Schutt dem Werk im Wege steh′n!

Dann laßt des Gartens Zierde niedermähen,
Weil unfruchtbar; die Lauben brechet ab!
Zwei junge Rosenbäumchen lasset stehen
Für mein und meiner lieben Frauen Grab!

Mein Lied mag auf des Volkes Wegen klingen,
Wo seine Banner von den Türmen weh′n;
Doch ungekannt mit mühsalschwerem Ringen
Wird meine Sippschaft dran vorübergehn!“

Noch überläuft sein Angesicht, das reine,
Mit einem Strahl das sinkende Gestirn;
So glühte eben noch im Purpurscheine,
Nun starret kalt und weiß des Berges Firn.

Und wie durch Alpendämmerung das Rauschen
Von eines späten Adlers Schwingen webt,
Ist in der Todesstille zu erlauschen,
Wie eine Geisterschar von hinnen schwebt.

Sie ziehen aus, des Schweigenden Penaten,
In faltige Gewande tief verhüllt;
Sie geh′n, die an der Wiege einst beraten,
Was als Geschick sein Leben hat erfüllt!

Voran, gesenkten Blicks, das Leid der Erde,
Verschlungen mit der Freude Traumgestalt,
Die Phantasie und endlich ihr Gefährte,
Der Witz, mit leerem Becher, still und kalt.

Der Floh

Die Geschichte vom Floh endet bei Joachim Ringelnatz mit dem Entstehen zweier Flöhe. Beim Pferd gehören Flöhe zum Leben.

Herr Müller hatte einen Floh
Der stach Herrn Müller irgendwo
Bedankte sich für die Ehre
nahm er seine lange Schere

Und schnitt ihn in zwei Teile
Jedoch, nach ‘ner kurzen Weile
Da wurden aus dem einen Floh
Zwei neue Flöhe draus – Oho

Da sprach einer von den beiden
Ja, einen Floh so zerschneiden
das ist doch für niemanden schön
schafft nur manch neues Problem

Wir müssen jetzt noch mehr pieksen
und irgendwo viel mehr kieksen
und willst du uns mal loswerden
bring uns halt zu deinen Pferden

Pferde liebe Flöheleben
sie springen viel besser eben
alle sind viel in der Natur
ja das ist uns’re Lebenskur

Der Geizhals

Bei Joachim Ringelnatz wird bis zum Verstecken das Goldes der Geizhals beschrieben. Das niemand was mitnehmen kann, ist bekannt

Er zählt und rechnet und zählt immerzu
dem Geizhals lässt sein Geld keine Ruh
drei Säcke voll Gold gehörig schwer
besitzt er schon und er möchte noch mehr

Im dunklen Garten vergräbt er sie dann
damit sie ja keiner finden kann
und rastlos läuft er nun hin und her
er isst nicht mehr und er schläft nicht mehr

Und deshalb ist er krank im nächsten Jahr
fast halb so dünn als er früher war
für Essen bezahlen hasst es sehr 
er hungert und sein Magen bleibt halt leer

Wichtig für ihn dass er Geld behält
und ihn ja keiner dabei nachstellt
eines Tages der Tod hat es schwer
ein Leben ohne Freude nicht begehr

und er vergisst – dass der Geiz ihn auffrisst

Im Manöver Biwak

Das Leben der Soldaten, desertieren wird immer noch hart bestraft, warum sollen Menschen töten?

Im Feld hintern Kirchhofsgemäuer
lodert versteckt ein Lagerfeuer
schlafen ermüdet die braven Soldaten
und träumen von Gänsebraten

Sie halten noch das Gewehr im Arm
der lange Mantel hält sie warm
nur einer steht einsam am Feuer und wacht
horcht hinaus in die schwarze Nacht

Und sollte er den Feind entdecken
muss er die Kameraden wecken
doch dafür ist es sicherlich schon zu spät
Gegner finden leise den Weg

Greifen an, wenn man sie nicht bemerkt
sich niemand gegen Morden sperrt
fragt euch, wem nützt denn eigentlich das Kriegen
schenken wir uns lieber Frieden

brecht das Biwak ab – zieht zurück in eure Stadt

Ein ganzes Leben

Joachim Ringelnatz beschreibt hier das Leben einer Eintagsfliege

Weisst du noch, fragt die Eintagsfliege
abends, wie ich auf der Stiege
dir damals manchen Käsekrümel stahl?

Mit Abgeklärtheit eines Greises
der Fliegenmann: “Ja, ich weiß es”
Und er lächelte: „Es war einmal „

Weisst du noch, so fragte weiter sie,
wie ich damals unterm sechsten Knie
jene schwere Blutvergiftung hatte?“ –

Weisst du noch wie ich, weil ich grollte,
den Fliegenleim-Selbstmord wollte? –
war geschockt, entgegnet der Gatte.

Und wie ich das erste Ei gebar? –
Weißt du noch, wie es sechs Uhr war? –
Und wie ich in Milch gefallen bin?? – –

Fliegenmann gibt keine Antwort mehr,
„Lang, lang ist’s her – lang ist’s her – ist’s her“
Summt es leise, müde vor sich hin

Tja, das ist der Lebenssinn

Kerze

Meine Mutter sagte immer, gehe mit der Kerze zum Friedhof und komme zurück.

Nimm die Kerze und sterbe
leg dich im Friedhof auf die Erde
du wirst sicher nicht bleiben
Träume für das Leben entscheiden

Nimm die Kerze und träume
geniesse herum die schönen Bäume
und denke du musst beitragen
Schaffen und hinterfragen

Nimm die Kerze und schaffe
dich immer freudig gern aufraffe
so kannst du was erreichen
Leben schenkt manche Zeichen

Nimm die Kerze und lebe
hinterfrage mal deine Fehde
lässt sich vielleicht verhindern
mit Liebe wirst du sie lindern

Nimm die Kerze und liebe
und überleg was alles bliebe
wenn du die Erde verlässt
halt immer an Liebe fest

Friedhof

Ich bin gestern am Friedhof in Zürich gewesen, ein Ort der Ruhe und Entspannung

Am Friedhof, ein ruhiger Ort
geht das Leben über Bord
irgendwann lagerst du dort
ja, ich kann noch fort

Friedlich, friedlich, Freiheit, am Friedhof hier,
den spüren wir – also ein friedliches Leben führ

Am Friedhof, mal überdenken
wie lange kann ich blenden
wird sich mein Leben wenden
viel Freude spenden

Friedlich, friedlich …

Am Friedhof, nie Kinder spielen
dort können Ruhe fühlen
und im Gedanken wühlen
Herzschmerz abkühlen

Friedlich, friedlich …

Am Friedhof, denk ich auch an Krieg
da gibt es nie einen Sieg
das Leiden dort ewig wiegt
dass man dennoch liebt

Am Friedhof, die Zukunft sehen
musste auch ein Mensch gehen
viel in Liebe bestehen
das Leben drehen

Ruhig, ruhig, Stille, die grosse Kür
mein Leben spür – immer dahinter sehen das Wir

Gegangen

Mein Bruder ist überraschend gestorben, ich hatte lange gebraucht, darüber weg zu kommen

Du bist einfach gegangen
kann Zeit nie wieder einfangen
An gemeinsamen Zeiten so gehangen
dir Ade zu sagen, wäre mein Verlangen

Das war unerwartet
alles ist zu Ende
gerade neu gestartet
nie mehr zu dir fände

Du bist einfach …

Dich nie mehr sehen kann
denke stets an die Zeit
wie fange ich jetzt wohl an
beengt und nicht befreit

Du bist einfach …

Nun folgt lange Trauer
es fällt mir doch so schwer
und wiederkehrt ein Schauer
gibt das Leben noch was her

Du bist einfach …

Es braucht jetzt neuen Schwung
wer ihn mir wohl jetzt gibt
ich bin jetzt noch immer jung
der das Leben jetzt liebt

Laub

Immer versuchen gemeinsam etwas zu tun, auch wenn es schwer fällt.

Viel Laub verfällt nicht zu Staub
sondern zu fruchtbarer Erde
was wohl mal aus dir werde?

Du gehst dein Leben
Du kennst dein Streben
Manchmal verwegen
Du willst dein Leben

Du setzt dir Ziele
Du hast Gefühle
dich oft aufwühle
Was sind die Ziele?
Laub …

Du willst bestimmen
und auch gewinnen
es mag zerrinnen
Kannst du bestimmen

Das sind da Regeln
mit denen segeln
scheiterst an Pegeln
Was bringen Regeln
Laub …

Das ist die Freude
niemals bereute
die gilt es heute
Brauchst die Freude

Zukunft birgt niemals nur ein Blatt
das verfällt eben schnell zu Staub
auf das kaum etwas aufbaut

Vater

Hier habe ich verschiedene Zeitpunkte (20, 35, 50, 70) beschrieben, wenn einer Vater wird. Das Lied ist nach einer konstruktiven Diskussion in der Tram entstanden.

Wir waren unerfahren und sehr jung
und du bist in mein Leben getreten
fühlte mich verloren und etwas dumm
doch du hast meinen Leben Ziele gegeben

Mein Kind, wie glücklich hast du mich gemacht
ich hätte niemals an soviel Freude gedacht
was haben wir gelacht
und gemeinsam haben wir es weit gebracht

Wir haben uns für dich klar entschieden
eine Familie war unser Traum
bin lange in der Arbeit geblieben
so richtig Zeit für dich fand ich leider kaum

Mein Kind, wie …

Meine Frau war jung, ich schon etwas alt
Konnte den Erfolg hinter mir lassen
du brachtest in mein Leben Vielfalt
konnte mich diesmal mit dir genug befassen

Mein Kind, wie …

In meinen Alter ein Baby kriegen
dazu gehört von uns beiden viel Mut
denn mit meinen Geld kann nicht aufwiegen
wenn ich gehen muss, entfalte keine Wut

denn wir haben es weit gebracht
und wir sind für’s Leben gemacht

Schwarz

Was bedeutet Schwarz?

Schwarz, schwarz oh schwarz
schwer ist da für den Dichter
sehen schwarz, doch auch die Lichter

Schwarz, so sehen wir oft die Nacht
doch viel liegt in unserer Macht
wie wir mit dem Dunklen umgehen
und das Schöne darin sehen

Schwarz, ist auch der Symbol für Tod
das bringt alle in tiefe Not
wenn ein Mensch von uns muss scheiden
bedeutet meist grosses Leiden

Schwarz, schwarz oh schwarz …

Schwarz, uns manchmal vor Hunger wird
was bei dem Reichtum sehr verwirrt
denn es gibt genügend für alle
auf unseren Erdenballe

Schwarz, das ist auch geheimnisvoll
und damit irgendwie auch toll
die Fantasie lasst uns erwecken
und wir manches entdecken
und etwas mehr necken

Schwarz, schwarz oh schwarz …
Das Lied Schwarz zum Download