Das Leben beginnt mit Licht und findet Glück in der Wärme der Liebe, so Heinrich Heine
Der bess’re Mensch tritt in die Welt Mit fröhlichem Vertrauen, Er glaubt, was ihm die Seele schwellt, Auch außer sich zu schauen, Und weiht, von edlem Eifer warm Der Wahrheit seinen treuen Arm.
Doch alles ist so klein so eng, Hat er es erst erfahren, Da sucht er in dem Weltgedräng Sich selbst nur zu bewahren, Das Herz in kalter stolzer Ruh Schließt endlich sich der Liebe zu.
Sie geben, ach! nicht immer Glut Der Wahrheit helle Strahlen, Wohl denen, die des Wissens Gut Nicht mit dem Herzen zahlen. Drum paart zu eurem schönsten Glück Mit Schwärmers Ernst des Weltmanns Blick.
Friedrich beleuchtet hier den Sinn von einen Kampf
Nein, länger werd‘ ich diesen Kampf nicht kämpfen, den Riesenkampf der Pflicht. vermögest du des Herzens Flammentrieb zu dämpfen, So fordre, Tugend, dieses Opfer nicht.
Geschworen hab‘ ich’s, ja ich hab’s geschworen, Mich zu bändigen. Hier ist dein Kranz, er sei auf ewig mir verloren, Nimm ihn zurück und laß mich sündigen.
Zerrissen sei, was wir bedungen haben, die Krone sei verscherzt. Glückselig, wer in Wonnetrunkenheit begraben, So leicht den tiefen Fall verschmerzt.
Sie sieht den Wurm an meiner Jugend nagen meinen Lenz entflohn, Bewundert still mein heldenmütiges Entsagen Und großmutsvoll beschließt sie meinen Lohn.
Mißtraue, schöne Seele, Engelgüte, Mitleid bewaffnet mich. Gibt’s in des Lebens unermeßlichem Gebiete Gibt’s einen andern schönern Lohn als dich?
Als das Verbrechen, das ich fliehen wollte? Tyrannisches Geschick! Der einz’ge Lohn, der meine Tugend krönen sollte, Ist meiner Tugend letzter Augenblick!
Von Heinrich Heine eine Beschreibung der Weber und deren Hoffungen
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen Zähne: Im düstern Kerzenlicht keine Träne Deutschland, wir weben dein kaltes Leichentuch, Wir weben hinein den dreifachen Fluch – Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten In Winterskälte und Hungersnöten; Wir haben vergebens gehofft und geharrt – Wir wurden geäfft, gefoppt und genarrt – Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen, Den Elend konnte nicht erweichen Der noch den letzten Groschen von uns erpresst Und uns dann wie Hunde erschießen lässt – Wir weben, wir weben!
Ein Fluch gewebt dem falschen Vaterlande, Wo nur gedeihen Schmach und Schande, Wo jede Blume durch Herrschaft früh geknickt, Und wo Fäulnis und Schmutz den Wurm erquickt – Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen stets rauschend fliegt, der Webstuhl kracht, Wir weben emsig Tag und Nacht – Altdeutschland, wir weben jetzt dein Leichentuch, Wir weben hinein den dreifachen Fluch, Wir weben, wir weben!
Johann Wolfgang von Goethe sieht das Göttliche im Menschen, einige Zeilen habe ich weggelassen
Edel sei der Mensch, stets hilfreich und gut! Denn das allein unterscheidet ihn heut von allen Wesen, wir mögen kennen. du bi da bi du du da do du nennen
Heil den unbekannten höhern Wesen, Die wir ahnen! Ihnen gleiche der Mensch; Sein Beispiel lehr uns jene mögen glauben. du bi da bi du du da do du taugek
Denn unfühlend leuchted doch die Sonne ist die Natur gleich zu Böse‘ und Gute, schenket doch allem immer gleichen Glanz du bi da bi du du da do du bi tanz
Preist die Menge, nach ewigen, ehrnen, großen Gesetzen müssen wir alle unseres Daseins Kreise vollenden. du bi da bi du du da do du wenden
Das Gute lohnen, eilen und retten, Nützlich verbinden und wir verehren Die Unsterblichen Taten im Großen du bi da bi du du da do famosen
Der Beste im Kleinen tut oder möchte. Der edle Mensch sei stets hilfreich und gut! Unermüdet das Nützliche, Rechte du bi da bi du du da do bi brächte
Aus einen Gedichtband von Alexander Puschkin zu St. Petersburg
(I)Trübselig in des Wortes wahrem Sinn, Vom Fuhrmann bis zum edelsten Poeten, Sei es unser Lied!Gram drückt sich aus darin Als ob wir niemals Grund zur Freude hätten. Wo man in Rußland singt, nur zu Beginn Singt man auf die Gesundheit froh bei Feten,
(II) Doch bald schwelgt in schwermütiger Harmonie Der Musen schön wie der Mädchen Melodie.
(I) Parascha war der Name unsrer Schönen, Sie konnte waschen, bügeln, stricken, nähn Die wahre Hausherrin war sie zu nennen. Durch ihre Hände mußte alles gehn. Sollt nicht der Brei im Kochtopf stets anbrennen, Dann mußte selbst sie in der Küche stehn.
(II) Der Köchin, welche taub auf beiden Ohren, Ging der Geruchsinn ja schon längst verloren.
(I) Die alte Mutter sah man tags nur still Am Fenster sich mit Strickarbeiten plagen Indessen abends ihr nur noch gefiel Das Kartenlegen, um draus wahrzusagen. Die Tochter trieb dafür ein andres Spiel: Neugierde schien sie hin und her zu jagen,
(II) Sie spähte oft am Tag durch das Fenster flink Nach jedem, der vorbeiritt oder mal ging. So war das wohl der goldene Lebenssinn
Ein Gedicht von Walter von der Vogelweide, zeigt das Mittelalter
Ich hört‘ ein Wasser rauschen und ging den Fischen lauschen, ich sah die Dinge dieser Welt, Wald, Laub und Rohr und Gras und Feld, was kriechet oder flieget, was Bein zur Erde bieget, das sah ich, und ich sag‘ euch das: Da lebt nicht eines ohne Haß.
Das Wild und das Gewürme, die streiten starke Stürme, so auch die Vögel unter sich; doch tun sie eins einmütiglich: sonst würden sie zu nichte; sie schaffen stark Gerichte, Sie wählen Kön’ge ordnen Recht Und unterscheiden Herrn und Knecht.
So weh dir, deutschem Lande, wie ziemet dir die Schande, daß nun die Mücke hat ihr Haupt, und du der Ehren bist beraubt! Bekehre dich! Vermehre nicht noch der Fürsten Ehre. Die armen Kön’ge drängen dich Philippen setz‘ den Waisen auf, so weichen sie und beugen sich.
Wie die Zeit vergeht, dazu Gedanken von Rainer Maria Rilke
Wunderliches Wort : die Zeit vertreiben ! Sie zu halten, wäre das Problem. Denn, wen ängstigt nicht wo ist ein Bleiben, wo ein endlich Sein in alledem?
Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegen jenen Raum, der ihn nach Abend nimmt: Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen und das willig Liegende verschwimmt
Berge ruhn, von Sternen überprächtig aber auch in ihnen flimmert Zeit. Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit.
Was ist Zeit, wenn selbst die Steine fallen, und der Himmel seine Wege biegt? In mir rauscht es, Flüsse, die verhallen, doch der Strom, der ewig bleibt, versiegt.
Ein Gedicht von Rainer Maria Rilke, mit Anspielungen zu Venedig.
(I) Nun treibt die Stadt schon nicht mehr wie ein Köder, der alle aufgetauten Tage fängt. Die gläsernen Paläste klingen spröder an deinen Blick. Und aus den Gärten hängt
(I) der Sommer wie ein Haufen Marionetten kopfüber, müde, taumelnd, umgebracht Aber vom Grund aus alten Waldskeletten steigt Willen auf : sollte über Nacht
(II)der General des Meeres die Galeeren verdoppeln in dem wachen Arsenal, um schon die nächste Morgenluft zu teeren
(II) mit einer Flotte, welche ruderschlagend den grossen Wind hat, strahlend und fatal. sich drängt und jäh, mit allen Flaggen tagend
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und kreise jahrtausendelang; ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder vielmehr großer Gesang.
Ich gehe durch Tage, fließen wie Wasser, still in einer grossen Tiefe und seh in meinen Träumen die Aufpasser mich zu allen gern hoch hieve
Ich lausche Stimmen von manchen Winden ich kaum noch passend begreife und denke, werde wo ich bin, wohl finden Zeit für eine grosse Reise
Von Rainer Maria Rilke die Wirkung welche Eros auf die Menschen ausübt
Masken! Masken! Daß man Eros blende Wer erträgt sein strahlendes Gesicht, wenn er wie die Sommersonnenwende frühlingliches Vorspiel unterbricht.
Wie es unversehens im Geplauder anders wird und ernsthaft . . . etwas schrie Und er wirft den namenlosen Schauder wie Tempel Innres über sie.
Oh verloren, plötzlich, oh verloren! Göttliche umarmen trotzig schnell Leben wand sich, Schicksal ward geboren. Und im Innern weint trauriger Quell.
Wie es plötzlich durch alle Seelen drängt, bricht hervor das namenlose Sehnen. Und der Himmel, sich langsam niederhängt, füllt die Herzen mit stummen Tränen
Ein Gedicht von Rainer Maria Rilke über den Frühling
Es winkt zu Frühling aus allen Dingen, aus jeder Wendung weht es her: Gedenk! entschließt im künftigen sich zum Geschenk, ein Tag, an dem wir fremd vorüber gingen
Wer rechnet unseren Ertrag? Wer trennt uns von alten, von vergangnen Jahren haben wir seit Anbeginn erfahren, so daß sich eins im anderen erkennt?
Als daß an uns Gleichgültiges erwarmt? O Haus, o Wiesenhang, o Abendlicht auf einmal bringst du’s beinah zum Gesicht und stehst stets an uns umarmend und umarmt
Doch alle Wesen reicht der eine Raum: Weltinnenraum. Die Vögel fliegen still durch uns hindurch. O, der ich wachsen will, ich seh hinaus, und in mir wächst der Baum.
Ich sorge mich, und in mir steht das Haus. ich hüte mich, und in mir ist die Hut. Geliebter, der ich wurde: an mir ruht der schönen Schöpfung Bild und weint sich aus
Rainer Maria Rilke beschreibt den Tag eines Dichters, wo ich mich wiederfinde
Du entfernst dich von mir, schöne Stunde. Wunden schlägt mir jetzt dein Flügelschlag. Allein: was soll ich mit meinem Munde? mit meiner Nacht? mit meinem Tag?
Ich habe keine Geliebte, kein Haus, keine Stelle auf der ich lebe. und werden alle reich und saugen aus. Dinge, an die ich mich gebe,
So treibe ich fort in den weiten Räumen, verloren in grenzenloser Zeit. Ich spreche zu den Sternen in Träumen, doch keiner bietet mir Geleit.
Die Welt umarmt mich nicht, sie zieht vorbei, ein stummes Bild und ein ferner Hauch. Ich rufe die Welt, doch mein Ruf bleibt frei, verweht im Wind im flücht’gen Rauch.
Am Beispiel der blauen Hortensie betrachtet Rainer Maria Rilke die Natur
(I) Wie das letzte Grün in Farbentiegeln sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh, hinter den Blütendolden, die ein Blau nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.
(I) Sie spiegeln es verweint und ungenau, als wollten sie es wieder verlieren, wie in alten blauen Briefpapieren Gelb in ihnen, Violett und Grau;
(II) Verwaschenes wie an einer Kinderschürze, Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht: wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.
(II) Doch plötzlich scheint das Blau gänzlich zu erneuern in einer von den Dolden, und man sieht ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.
Ein hintergründiges Gedicht von Christian Schubart, bekannt durch Frank Schubert.
In einem Bächlein helle, Da schoß in froher Eil Die launische Forelle Vorüber, wie ein Pfeil: Ich stand an dem Gestade, Und sah‘ in süsser Ruh Des muntern Fisches Bade Im klaren Bächlein zu.
Ein Fischer mit der Rute Wohl an dem Ufer stand, Und sah’s mit kaltem Blute Wie sich das Fischlein wand. So lang dem Wasser Helle, So dacht‘ ich, nicht gebricht, So fängt er die Forelle Mit seiner Angel nicht.
Doch endlich ward dem Diebe Die Zeit zu lang; er macht Das Bächlein tückisch trübe: Und eh‘ ich es gedacht, So zuckte seine Rute; Das Fischlein zappelt dran; Und ich, mit regem Blute, Sah die Betrogne an.
Ihr, die ihr noch am Quelle Der sichern Jugend weilt, Denkt doch an die Forelle;
Mit Chat GPT habe ich ein Lied entwickelt und nur wenig korrigiert. Lyrik durch Computer?
Im Zwielicht der Gedanken, so schwer und auch so frei, zwei Seelen sich versanken, im Flüstern, leise, scheu. Das Erleben tief gespeichert, in jedem Wort, in jeder Macht, Angst, Krankheit, Tod und Hoffnung, um Verstand gebracht
Geburt und Freude, eng umschlungen, in Zeit so bunt Schwingungen, leise klingen, in jedem Herzensgrund Resonanzen ebben ab, im Echo ferner Stunden, aus Wänden wachsen Träume, in Schatten tief verbunden.
Farbe, Licht und Schattenwurf, in stummen Zimmern laut, reflektiert ein Leben, das auf Stein und Mörtel baut. Jahrhunderte die Mauern stehn, bewahren, schützen, tragen, nur leicht berührt von neuer Zeit, die alten Narben plagen.
Irgendwann, das Alte weicht, Neues kraftvoll anbahn aus Trümmern wächst, was einst entweicht, beginnt der Zyklus dann. So weben sie, im Dämmerlicht, Gedanken, dicht und schwer, das Gitter fällt, das Licht erlischt, doch ihre Seelen leer.
Zwei Stimmen der Stille, ein Dialog so alt wie Zeit, sie erzählen von Lebenswille, Liebe Leid Im Wechsel der Perspektiven, Spiel von Licht und Schatten, finden in Briefen, was sie einst verloren hatten.
So endet die Reise, im Herzen tief vergraben, die Kunst, die stille Weise, zu lieben und haben. Im Zwiegespräch, in stiller Nacht, Seelen sich gefunden, im Einklang mit der Welt gedacht, für immer verbunden.
Ein diplomatischer Versuch nach Christian Morgenstern die Westküsten abzuschaffen
Die Westküsten traten in Köln zusammen und zu folgenden Beschluss gelangen gibt sofort weder Ost- noch Westküsten dass sie nun genau am besten wüssten!“
Für immer heut dieses Joch abschütteln, nur geschaffen von den Menschenbütteln wollen wieder ihre Freiheit haben die man einst hat so einfach begraben
Wie sich befreien, wie sich erretten aus diesen widerwärtigen Ketten? Ihr Westküsten, fing man an zu spotten, gedenkt ihr den Menschen auszurotten?
wie immer passiert in solchen Fällen, eine Resolution zu erstellen hundert Tintenfische aufgetrieben, Ihnen wurde folgendes geschrieben:
Wir wollen hier feierlich erklären mag der Vergangenheit angehören Vereinigte Westküsten der Erde. Und wolle dass dies verbreitet werde.
Se riefen den Walfisch, doch er tat’s nicht riefen die Möwen übten auch Verzicht riefen die Wolke, doch sie zog weiter Tja so ging es den Westküsten leider
Da war’s den Küsten, sie schau’n im Spiegel: ganz seltsam erschien ihr Aufgewiegel Still schwammen sie heim, wieder in ihr Land. Und die Resolution, blieb unversandt.
Nach einen Gedicht von Christian Morgenstern, in einen böhmischen Dorf wird nichts verstanden
Palmström reist, mit einem Herrn von Korf, in sogenanntes Böhmisches Dorf. Unverständlich bleibt ihm alles dort, von dem ersten bis zum letzten Wort.
Von Korf wegen Reim begleitet weiss nicht, wie man sich nun entscheidet er ist um guten Rat verlegen er mag die Leute ja gern mögen . Denn dieses Dorf macht ihn blaß vor Glück Tiefentzückt kehrt unser Freund zurück. Und schreibt in seine Wochenchronik solch ein Erlebnis, voll von Honig!
Hat auf der Reise nichts verstanden und lässt es damit wohl bewandern und wird halt nun vor Freude dichten viele böhmische Dorf Geschichten
Eine Handlung von William Shakespeare gepackt in ein Lied
Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeile schleudern
erdulden einen See der Plage
Widerstand, sterben, schlafen, meutern
Nichts weiter! Und zu wissen, dass nur der Schlaf
das Herzweh und die tausend Stösse endet,
vielleicht auch träumen! Ja, ach so brav
irdische Verstrickung so wendet
Sein oder Nichtsein; das sei hier die Frage: Ach verzeih, dass ich das Leben so beklage wer beantwortet wohl mir die Frage – dieser Tage
Zwingt uns heute stillzustehn mit der Rücksicht das Elend wird in hohe Jahre kommen des Mächtigen Pein mit viel Gewicht und stöhnt‘ und schwitzte so benommen
Sein .. das sei …
Nur dass die Furcht vor etwas kommt nach dem Tod, das unentdeckte Land, in das sich verirrt dass wir die Übel in grosser Not uns allzu sehr immer mehr verwirrt
Sein .. das sei …
Durch diese Rücksicht nun aus der Bahn gelenkt,
verlieren so der Handlung Namen, seid still
was wohl in meinen Leben gedenkt
du reizende Nymphe, ich dich will
und im, Gebet all Sünden versenkt
Nach einem Gedicht von Friedrich Hölderlin erweitert auf vier Strophen
Als wie der Tag die Menschen hell umscheint, Und mit dem Lichte, das den Höhn entspringt, Die dämmernden Erscheinungen vereint, solch ein Wissen mit Geistigkeit gelingt.
Und wie die Nacht die Dunkelheit bringt gegen die sich der Mensch mit Feuer wehrt und seine Kraft im Schlaf schliesslich versinkt das neue Tagwerk sein Glück wieder vermehrt
Ist überzeugt, kann Natur besiegen forscht und entschlüsselt deren Gesetze und verstrickt sich so oft auch in Lügen greift zu mancherlei gemeiner Hetze
Er erklimmt einst wohl die Himmelsstufen in nahender Zukunft, wenn auch nicht heut der Mensch sei zu guter Tat berufen und von seinem Glück wohl auch überzeugt
Ein Gedicht von Heinrich Hoffmann, bekannt durch die Illustration von Wilhelm Busch
Es ging spazieren vor dem Tor ein kohlpechrabenschwarzer Mohr. Da kam der Ludwig hergerannt und trug sein Fähnchen in der Hand. Es gesellten sich dazu noch zwei lachten verächtlich alle drei weil der Mohr schwarz wie Tinte sei
Da kam der große Nikolas mit seinem großen Tintenfaß. Der sprach: »Ihr Kinder, hört mir zu und laßt den Mohren hübsch in Ruh! Die Buben aber folgten nicht und lachten ihm ins Angesicht. da hat er sie sogleich erwischt
Und tunkt sie in die Tinte tief, egal wie auch jeder ausrief Du siehst sie hier, wie schwarz sie sind, viel schwärzer als das Mohrenkind. Der Mohr voraus im Sonnenschein, die Tintenbuben hinterdrein; sind all als Schwarze jetzt vereint
Geschichte von Hund und Katze bei einer Frau von Christian Morgenstern
Ri-ra-rumpelstiez, wo ist der Schnauz, Wo ist die Miez? Der Schnauz, liegt da beim Ofen und leckt sich genüsslich die Pfoten. Die Miez, schaut runter auf die Strasse und schielt auf die Porzellan Vase
Rumpeldipumpel, schnaufeschnauf, da kommt die Frau die Treppe rauf. Was bringt die Frau dem Kätzchen? Einen Knäul, einen Knäul, mein Schätzchen, einen Knäul aus grauem Wollenflaus, der aussieht wie eine kleine Maus.
Rumpeldipumpel, jetztausdemhaus da kommt die Frau die Treppe rauf. Was bringt die Frau dem Hündchen? Ein Halsband, ein Halsband, mein Kindchen, damit wird der Hund nun eingezwängt ihn ein kurzer Spaziergang geschenkt
Ri-ra-rumpeldidaus, und damit ist die Geschichte aus
Am Ende haben die Enten verloren, der Frosch hatte Glück, die Enten sind am Ende
Sieh′ da, zwei Enten jung und schön,
Die wollen an den Teich hingehn.
Zum Teiche gehn sie munter
Tauchen die Köpfe unter.
Ein grüner Frosch jetzt im Schnabel
der ist nun ganz schön im Trouble
Sie denkt ihn zu verschlingen.
Das soll ihr nicht gelingen.
Die Ente und der Enterich,
Die ziehn den Frosch ganz fürchterlich.
Der Frosch kämpft tapfer oh Mann.
Ob das ihm wohl helfen kann?
Schon hat die eine ihn beim Kopf,
Die andre hält ihr zu den Kropf.
Die beiden Enten raufen,
Da hat der Frosch gut laufen.
Die Enten doch sich besunnen
Und suchen den Frosch im Brunnen.
Steckt er wohl im Wasserrohr,
Der Frosch springt schnell hervor.
Die Enten mit viel Geschnatter
Stecken die Köpfe durchs Gatter.
Der Frosch ist fort – die Enten,
Wenn die nur auch fort könnten!
Da kommt der Koch herbei sogleich
Und lacht: „He, jetzt nimm′ ich euch!“
Drei Wochen der Frosch so krank!
sinnlos Enten sich gezankt
Er raucht wieder, Gott sei Dank!
Nach einem Gedicht von Friedrich Halm, wo ich den Reim verstärkt habe.
Der Kuss, ein Wunder, ein einzigartiges Glück viel überbrückt Die Lippe küsst, wohin das Herz sich wohl neigt; Ehrfurcht die Hände, Mund zur Begegnung bereit Denn wie des Morgenlandes Weisen sangen und Freundschaft beleben zärtlich die Wangen
Der Kuss ist für das Kind ein Weg zu Vertrauen darauf schauen Bringt lindernd bestärkt dich voller Mitgefühl Doch der Kuss auf die Lippen er doch aufwühl und siehe da, es gehet damit aufwärts wechselt zu Liebe und wildlodernden Herz
Der Kuss kühlt und glüht; er fragt und gibt Antwort das immerfort Verlangen auf das müd‘ geschloss’ne Auge, und schenkt Gnade mit lebenslangen Traute Und Sehnsucht hauchet ihn seufzend in die Luft: Noch mehr! Ein Kuss verstärket durch manchen Duft
Der Kuss ist mächtig, darum ihn sehr schätzet er benetzet er heilt und er vergiftet, trennt und bindet kann versöhnen, entzweien und verkündet Mit Wonne zerstört oder Freude wecket Verliebte zu ewigen Einheit decket
Und mehr noch, mehr! Was könnte nicht ein Kuss viel mehr als einfacher Gruss oftmals ein Muss
Ein Gedicht von Ringelnatz, zu dem ich drei Verse hinzugefügt habe.
War einmal ein Bumerang;
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum – noch stundenlang –
Wartet auf Bumerang.
War einmal in Sansibar
Liebesferien das ist wahr
täglich verliebter Blick
zu oft die Brieftasche zück
Publikum zu relaxt gar
Träumt nur von Sansibar
War einmal ein totes Huhn
hat nun Zeit sich auszuruhn
den ganzen Tag gepickt
mit Futterwahl ungeschickt
Publikum freut’s eben drum
Schmeckt gut das tote Huhn
War einmal ein schöner Tag
verbracht im Goldenen Prag
das Bier alle entzückt
Tagesausflug wohl geglückt
Publikum es gern so mag
genossen schöner Tag
Der Zwilling von Immer nur Nein. Dort einfach Nein durch Ja ersetzt. Mein schnellstes Lied.
Soll’s der Schwager verstehen – Ja was von ihm gesehen – Ja oder gar mehr aufgehen – Ja in schönen Höhen – Ja
Immer nur Ja – schön bist du da immer nur Ja – das geht mir nah immer nur Ja – find ich wunderbar
Hast von meinem Schwager gehört – Ja Noch nie von ihm gestört – Ja dich noch nie Musik betört – Ja irgendwas einfährt – Ja
Immer nur …
Weisst du was meinen Schwager freut – Ja über seine Arbeit – Ja denkst du wirklich befreit – Ja gern zu jeder Zeit – Ja
Immer nur …
Ob der Schwager wohl richtig tickt – Ja Kennst du das grosse Glück – Ja bewege dich doch ein Stück – Ja findest du das schick – Ja
Scheinbar ist der Schwager ein Mann – der bewegen kann Jeder ist interessiert – soviel Begeisterung gespürt einmal muss doch nein sagen – kritisch hinterfragen
Frustrierend, dass sich niemand für den Schwager interessiert, immer nur nein
Soll’s den Schwager schlecht gehen – Nein noch von ihm gesehen – Nein oder ihn gar verstehen – Nein in schönen Höhen – Nein
Immer nur nein – mach mich nur klein immer nur nein – find ich gemein
Hast du meinen Schwager gestört – Nein Noch nie von ihm gehört – Nein dich noch nie Musik betört – Nein irgendwas einfährt – Nein
Immer nur …
Weisst du was meinen Schwager freut – Nein über seine Arbeit – Nein denkst du wirklich befreit – Nein gern zu jeder Zeit – Nein
Immer nur …
Ob der Schwager wohl richtig tickt – Nein Kennst du das grosse Glück – Nein bewege dich doch ein Stück – Nein findest du das schick – Nein
Dabei ist der Schwager ein Mann – der bewegen kann nein, niemand ist interessiert – nie soviel Abneigung gespürt einmal muss doch ja sagen – lass dich einladen
Eure Hochzeitssonne scheint. Wir hoffen, dass ihr es ehrlich meint. Wenn wir nach zwei, vier, acht oder zehn vergangenen Jahren dann sehn hoffen wir, dass wir euch dann noch verstehn.
Und wenn ihr dann – hinterher, euch sogar das Glück mal vermehr und dann – glücklicher als mit uns seid, noch gleich verliebt nach Probezeit, doppelte Freude mit halbem Leid,
Nun sich die Hände fassen. die Welt vom Stapel lassen. alle treten respektvoll zurück: freut euch auf die Zukunft ein Stück Jubeln wir alle mit Gott viel Glück
Georg Herwegh fragt in dem Gedicht nach dem Sinn des Kampfes und freut sich am Leben.
Wir griffen jüngst, den Weltbrand anzufachen, Ihr Brüder, nach dem Schwert; Doch diese Welt, so lasst uns drüber lachen! Ist unsres Ernsts nicht wert. Juchhe, die Narrenschelle! Die Jugend ist ein Glas Champagnerwein: Drum will sie schnelle, schnelle, Gleich frisch an ihrer Quelle, Getrunken sein. Schenkt ein! Schenkt ein!
Was kümmern uns die Kronen und die Fürsten? Gott segne unsern Herrn! Wir wollen was zu trinken, wenn wir dürsten, Wir zechen all so gern. Lasst uns die Hände reichen Zu trautem, frischem, fröhlichem Verein! Die Reben, nicht die Eichen, Die sollen unser Zeichen, Ja, Zeichen sein. Schenkt ein! Schenkt ein!
Lasst den Philister mit dem Leben sparen – Er ist ein armer Mann. Soll ich zu Wasser in den Himmel fahren, Wenn ich’s im Feuer kann? Juhe, die Narrenschelle! Die Jugend ist ein Glas Champagnerwein: Drum will sie schnelle, schnelle, Gleich frisch an ihrer Quelle, Getrunken sein. Schenkt ein! Schenkt ein!
Nach einen Gedicht von Georg Herwegh, einen grossen Lyriker
Du siehst den Himmel sich mit Purpur schmücken, Doch alsbald, wie herauf die Sterne steigen, Sich hinterm Berg hinab den Purpur neigen, Denn er verschmäht′s, mit ihnen sich zu sticken.
Soll ich das Herz mit seinem Haupte flicken? – Wenn abends stolz sich die Gedanken zeigen, Dann wird das Herz, krank, müd und todwundt, schweigen, Sein flammend Mal entziehn den Zweifelblicken.
Nacht ist′s, ob tausend Stern am Himmel stehen, nacht, trotz des Hauptes blitzenden Gedanken, und in des Morgens Purpur sie ertranken Tag, wird wenn im Frühlicht beide vergehen
Das Herz will neues Glück anflehen nie die Liebe zum frischen Tag erkranken stattdessen sich für Freude Licht bedanken einen wunderbaren Tag herbeiwehen
Wilhelm Busch denkt hier über eine Beziehung und sein angebliches Versagen nach.
Vor Jahren warn wir mal entzweit Streithammel von übler Sorte wir sagten beide zu jener Zeit viele bitterböse Worte Drauf handelten wir gemeinsam geschickt wir schlossen Frieden und haben bitterböse Worte erstickt und fest und tief begraben.
jetzt ist es wirklich recht fatal, dass wieder ein Zwist notwendig. O weh! Die Worte von dazumal, werden nun wieder lebendig. Die kommen nun erst in offnen Streit Und fliegen auf alle Dächer; bringen wir sie in Ewigkeit in unsere Gemächer.
Ich sollt mich nur amüsieren, ich wollte gern was Rechtes sein musste mich immer genieren. es fiel mir dabei gar nichts ein Oft begann ich hoffnungsvoll und froh, doch dachte jeden Donnerstag Und später kam es doch nicht so. Wie es drehn und wenden mag
Bald klopft vor Schmerz und bald vor Lust tadelswert ist doch unser Tun das Herz schwillt auf in meiner Brust. Gesetzt den Fall, es käme nun wir handeln selten brav und bieder. und das müssen wir verstehen Die Sündflut kommt noch mal wieder, bleibt dennoch unbesehen
Wilhelm erzählt mit seinen Bildern und der Geschichte von einem unrühmlichen Ende nach verrückten Streichen.
Max und Moritz machten beide, Als sie lebten, keinem Freude: Bildlich siehst du jetzt die Streiche sorgten für vieles Gekreische Mit behaglichem Gekicher, Weil du selbst vor ihnen sicher.
Aber du Leser bedenke stets: Wie man’s treibt, mein Kind, so oft geht’s. Ach was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen! Wie zum Beispiel hier von diesen, die Max und Moritz hießen.
Die, anstatt durch weise Lehren Sich zum Guten zu bekehren, Oftmals noch darüber lachten Und sich heimlich lustig machten. Ja, auf zur Übeltätigkeit, Ja, dazu ist man heut bereit!
Menschen necken, Tiere quälen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen stehlen Das ist freilich angenehmer Und dazu auch viel bequemer, Als in Kirche oder Schule Festzusitzen auf dem Stuhle.
Aber wehe, wehe, wehe, Wenn ich auf das Ende sehe!! Ach, das war halt ein schlimmes Ding, Wie es dem Max und Moritz ging. Drum ist hier, was sie getrieben, Abgemalt und aufgeschrieben, abgemalt und aufgeschrieben
Grundlage ist die Novelle von Heinrich von Kleist, der die Auswüchse fehlender Rechtsmittel aufzeigt
Ich möchte euch erzählen, was passiert, wenn Rechtswege fehlen und die Opfer Selbstjustiz wählen und Unschuldige quälen
Michael Kohlhaas wurde betrogen das schlug bei Herrschenden keine Wogen einfach kein Verfahren angesetzt somit Bürgerrechte verletzt
Er hat den Fürsten höflich gebeten er möge Gerichtsbarkeit auflegen die Beziehung zum Fürst den Verbrecher schützt und Michael Kohlhaas abgeblitzt
Petition wurde nicht angenommen die liebe Frau dabei umgekommen Michael Kohlhaas wird zum Verbrecher und wütet als böser Rächer
Ich möchte …
Viele Menschen bei seinem Kampf sterben was wird nun mit Michael Kohlhaas werden fragt Martin Luther doch zu vermitteln ihn als Verbrecher betiteln
Ich möchte …
Gefangen, er konnte den Tod lieben war mit der Wehrhaftigkeit zufrieden hätten lieber die Tat anfangs geklärt und sich dort um die Bürgerrechte geschert nun ist viel Unrecht dadurch entstanden Liebe, komme nie abhanden
Das Gedicht von Georg Herwegh beschreibt die Republik in der Schweiz, für meinen Vortrag habe ich einige Verse gekürzt
Berg an Berg und Brand an Brand Lodern hier zusammen; Welch ein Glühen! – ha! so stand Ilion einst in Flammen. Ein versinkend Königshaus Raucht vor meinem Blicke, Und ich ruf‘ ins Land hinaus: Vive la république !
Heil’ge Gluten, reiner Schnee, Golden Freiheitkissen, Abendglanzumstrahlter See, Schluchten, wild zerrissen – Daß im Schweizerlandrevier Sich kein Nacken bücke! Kaiser ist der Bürger hier; Vive la république !
Eine Phalanx stehet fest, Fest und ohne Wanken, Und an euren Alpen meßt Euere Gedanken! Eurer Berge Kette nur Ward euch vom Geschicke; Auf die Kette schrieb Natur: Vive la république !
Blumen um die Schläfe her Steigen eure Höhen, Frisch, wie Venus aus dem Meer, Auf aus euren Seen; Daß aus deinem Jungfernkranz Man kein Röschen knicke, Schweizerin, hüt‘ ihn wohl beim Tanz! Vive la république !
Auf die Felsen wollte Gott Seine Kirchen bauen; Vor dem Felsen soll dem Spott Seiner Feinde grauen! Zwischen hier und zwischen dort Gibt’s nur eine Brücke: Freiheit, o du Felsenwort! Vive la république !
Das schöne Gedicht zur Freiheit von Friedrich Halm habe ich um drei Strophen erweitert.
Freiheit ist Liebe, Freiheit ist Recht
Zum Menschen weiht und adelt sie den Knecht,
Bewaffnet steht sie an des Thrones Stufen,
Und Achtung dem Gesetz hört man sie rufen.
Achtung uns selbst und unsrer Menschenpflicht.
Wer sie verletzt, verdient die Freiheit nicht!
Freiheit ist Liebe, Freiheit ist Kampf
doch wir wollen ihn nicht den Pulverdampf
Friedlich erheben, lass uns gewähren
und baldigst das Glück aller Bürger mehren
Und darum zeigt allen euer Gesicht
sonst behalten wir die Freiheit nicht!
Freiheit ist Liebe, Freiheit ist Glück
nie zum Feudalismus der Weg zurück
für die Gemeinschaft sich stets einsetzen
statt gegen Benachteiligte zu hetzen
jeder zur Solidarität aufbricht
einen alleine nützt die Freiheit nicht
Freiheit ist Liebe, Freiheit sind wir
dich nicht der Bequemlichkeit heute zier
Verantwortung heisst unser Zauberwort
welches für alle gilt, gleich an jeden Ort
und immer entzünden für sie ein Licht
in Zukunft Liebe in Freiheit aufbricht
Ein Galgengedicht von Christian Morgenstern, ein wenig erweitert
Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein.
ein Schreck für kleine Kinderlein
dies darf in unserer Stadt nicht sein
drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Zaun wollte sich noch wehren
und bei Gericht mal beschweren
Der Architekt war gar nicht froh
und versteckte sich auf dem Klo
heimlich durch dessen Fenster floh
nach Amerika irgendwo
Der Richter sprach zum lieben Zaun der Schuldige ist abgehaun Du Zaun, Latten hast im Nu die Leute machen gerne zu denn so sorgst du im Nu für Ruh Freiheit Tabu, das ist der Clou (2x)
Gefährlich, wenn es einen warm um das Herz wird :-), nach Christian Morgenstern
Ein Seufzer lief Schlittschuh nachts auf dem Eis
und träumte von Liebe und Freude.
es war dort beim Stadtwall, und schneeweiss
glänzten die alten Gebäude.
Der Seufzer spürte nicht wie Zeit verging
träumte weiter von seinem Glück
wo führt das am Abend noch hin
lief beherzt vor und zurück
Der Seufzer dacht an sein lieb Mädelein
und blieb erglühend lang stehen
dass dünne Eis brach darauf ein –
er ward nimmer gesehen.
Ein Seufzer verlor halt den Verstand
vom Wasser ward nun verschlungen
fehlte eine helfende Hand
Liebe ist wohl misslungen
Ein humorvolles Gedicht vom Schweizer Schriftsteller Carl Spitteler, der einst den Literatur Nobelpreis erhalten hat
Nachdenklich schritt ein Zaubrer auf und ab Was nützt mir den der Zauberstab? Es gilt ja bloß zu wünschen, nur zu handeln; den Frosch verwandeln.«
Er schwang den Stock, rief den Spruch »Abrada«, Und fertig stand der Engel da. Himmlisch und hehr, beschwingt mit schönen Flügeln, Leidenschaft zügeln
Er baut ihr einen Tempel mit Altar Und bot ihr knieend Weihrauch dar. Den Weihrauch liess der Engel einfach liegen – Und schnappte Fliegen.
Der Zaubrer lachte: »So wars nicht gemeint. Ein Lurch gibt keine Lerche, wie es mir scheint. Und unkonzentriert sich wollte beeilen, Den Frosch zu heilen
Zum Zauberstocke griff er unverwandt. O weh, den hatte sie verbrannt! Was blieb ihm nun von seinen Zauberschnaken als mitzuquaken
Ein Gedicht von Joachim Ringelnatz, dass ich gleichlange Verse leicht umgeschrieben habe.
Hui! Die Rakete stieg. Sie fauchte
In ferne, dunkle Abendwolken tauchte.
Am Dach vorbei und höher, glühend jung.
wundervoll in Linienschwung
Auf dem Dache ein schwarzer Kater.
Der sah die schöne Linie, was tat er?
Zunächst: er fauchte ziemlich ebenfalls.
Dehnte sich, reckte seinen Hals.
Krümmte dann den Buckel, hob ein Ohr
Und streckte seinen Schweif graziös empor,
Um jene Linie nachzumachen.
Die Rakete barst vor Lachen.
Da warf sich unser schwarzer Kater
Wild gestreckt auf den Rücken. Und was tat er?
Was tat er schimpfen außer sich vor Wut?
Er tat es kräftig, tat es gut;
Aber es gelang ihn einfach nicht
gerade auf dem Rücken war er erpicht
den Raketenbogen kriegt er nicht raus
und schnurrte halt traurig zuhaus
Schaffen wir es wirklich, schlechte Menschen zu lieben, oder müssen wir den Tarif durchgeben?
Ihr müsst sie lieb und nett behandeln,
erschreckt sie nicht – sie sind so zart!
Ihr müsst mit Palmen sie umwandeln,
getreulich ihrer Eigenart!
schlagt euern Hund, wenn er kläfft:
Küsst diese hässigen Menschen, wo ihr sie trefft!
Wenn sie in ihren Sälen hetzen,
sagt: »Ja und Amen – aber gern!
Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!«
Und prügeln sie, so lobt den Herrn.
Denn Prügeln ist ihr Geschäft!
Küsst diese hässigen Menschen, wo ihr sie trefft.
Und schießen sie –: du lieber Himmel,
schätzt ihr das Leben hoch ein?
Das ist ein Pazifisten-Fimmel!
Wer möchte nicht gern Opfer sein?
verteilt das hassvolle Heft
küsst diese hässigen Menschen, wo ihr sie trefft
Gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen …
nennt sie: süssen Schnuckerchen,
Doch dann verspürt ihr auch, ihr mal auch
schlechtes Gefühl in euern Bauch
so die Liebe hier entkräft
kämpft gegen hässige Menschen, wo ihr sie trefft
In deiner Seele unbefleckten Adel,
In ihrer Unschuld, wurzeln deine Schwächen,
Und was die meisten vor gemeinem Tadel
Bewahrt, das ist ihr innerstes Gebrechen.
Es könnte einer dir das Leben rauben,
Und wäre dir schon halb dein Blut entquollen,
So würdest du ihm noch im Sterben glauben,
Er hätt′ dir bloß die Ader öffnen wollen.
Will die Natur die Schönheit rein entfalten,
So darf sie nichts von ihrem Feind ihr sagen,
Sie kann nur dann das Herrlichste gestalten,
Doch muß sie seinen Untergang auch wagen.
Oft wünscht′ ich dir zu deinem vollen Frieden,
Du möchtest in der Brust des Feindes lesen,
Doch weiß ich wohl, es wird dir nicht beschieden,
Denn dieser Mangel trägt dein ganzes Wesen!
Das Gedicht von Louise Otto Peters vertont, auf dem Liedblatt sind nur die ersten drei Verse.
Als Kind schon nahm die Leier ich zu Handen –
Denn früh verlernte ich der Kindheit Spiele;
Ich träumte nur in stillen Dichterlanden
Entrückt der Schwestern lärmenden Gewühle.
Ob auch mein Lied verstimmt und schrill geklungen
Gleich einer Glocke, die entzwei gesprungen,
Dumpfdröhnend nur und unharmonisch läutet:
Ich wußt es doch was Dichterlust bedeutet!
Ich sang von Schmetterlingen und von Sternen,
Sang meinen Teuern, die im Jenseits wallen,
Ich sang von Gott und heiligen Himmelsfernen,
Bald auch von Rosen und von Nachtigallen,
Von Nachtigallen, denn im Liebeshaine
Fühlt ich der Liebe Wonne als die meine –
Fühlt ich ein neues Wesen mich geworden –
Da – ha! ein Schlag – ich stand an Grabespforten.
Sie gähnten weit und schlossen dann sich wieder –
Ich blieb zurück auf thränenfeuchter Erde,
Um mich verdorrte Kränze, Klagelieder,
In mir ein Feuer, das am Herzen zehrte! –
Was sing ich nun? – soll ich in eitlen Klagen,
Der kalten Welt von heißen Schmerzen sagen?
Soll ich um Mitleid singend betteln gehen?
Soll feig den Tod ich um Erlösung flehen? –
O Eines, Eines hab ich mir gerettet,
Es ist der Stolz, der mit dem Schicksal ringet,
Der sich wohl auch auf einem Grabe bettet,
Und doch im Leide festen Mut erzwinget.
O der weiß nichts von starren Ohnmachtskrämpfen
Er wagts noch um das höchste Gut zu kämpfen
Auf denn zum Lied! als Schwert solls Euch begegnen
Es ist gefeit zum Rächen und zum Segnen.
Das Lied der Freiheit ist mir noch geblieben –
Ich will es kühn vor ihren Feinden singen;
Es soll mit Jubeln und mit heilgen Lieben
Zu ihnen und des Volkes Freunden dringen.
Sie können höhnen mich und schweigen heißen,
Die Lieb zur Freiheit nimmer mir entreißen.
In solchem Kampfe fühl ich mich gefunden:
Der Streit der Freiheit heilt der Liebe Wunden.
Friedrich Schiller beschreibt in seinen Lied die Hoffnung
Es reden und träumen die Menschen viel Von bessern künftigen Tagen, Nach einem glücklichen goldenen Ziel Sieht man sie rennen und jagen. Die Welt wird alt und wird wieder jung, Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein, umflattert fröhliche Knaben, Den Jüngling locket ihr Zauberschein, wird mit dem Greis nicht begraben, beschließt er im Grab den müden Lauf, am Grab pflanzt er – die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn, Erzeugt im Gehirn des Toren, Im Herzen kündet es laut sich an: Zu Besserm sind wir geboren! Und was die innere Stimme spricht, Das täuscht die hoffende Seele nicht.
Das Gedicht von Eduard Mörike will motivieren früher aufzustehen
Ein Stündlein wohl vor Tag
Derweil ich schlafend lag,
erst später aufstehn mag
sang vor dem Fenster auf dem Baum
Ein Schwälblein mir, ich hört‘ es kaum,
Ein Stündlein wohl vor Tag:
Hör an, was ich dir sag‘,
Dein Schätzlein ich verklag‘:
Derweil ich dieses singen tu‘,
Herzt er ein Lieb in guter Ruh‘,
Ein Stündlein wohl vor Tag.
O weh! nicht weiter sag‘!
O still, nichts hören mag!
Flieg ab, flieg ab von meinem Baum!
Ach, Lieb‘ und Treu‘ ist wie ein Traum
Gottfried Keller beschreibt hier die Dankbarkeit für das Leben in seiner Zeit
Was gestern freudig mocht′ das Herz erheben, Wir müssen′s lächelnd heute rückwärts stellen; Wenn die Erfahrungen des Geistes schwellen, Erlebnisse gleich Blumen sie durchweben.
So mag man breiter stets den Strom erschauen, Auch tiefer mählich sehn den Grund wir winken denn wissen, wir werden niemals versinken Und lernen täglich mehr der Flut vertrauen.
Nun zierliche Geschirre, sie zu trinken, Leiht, Götter! uns, und Marmor, um zu bauen statt im Leben tiefsinnig zu ergrauen Den festen Damm zur Rechten und zur Linken! So wollen wir gern in die Zukunft schauen
Wie schön, wie schön ist dieses kurze Leben, Wenn es eröffnet alle seine Quellen! Die Tage gleichen klaren Silberwellen, Sich mit Macht zu überholen streben.
Wie ist es auf ein Rendevouz zu warten und mit Liebe beglückt zu werden?
Morgenjunge Herrlichkeit,
Hell die Welt und frisch der Wind,
Wartend klopft mein Herz geschwind -:
Eine Minute schon über der Zeit!
Ach, wie oft schon sagt ichs meinen Kind
Sie ist wichtig, die Pünktlichkeit!
weil die Zeit langsam entsinnt,
Und ich schaue fast mich blind,
Ist das Mädel denn nicht gescheit?
Zehn Minuten schon über der Zeit!
Soll ich eine Ewigkeit
Wartend sehnen Geduld nimmt
Der Minutenfolge breit
Wie ein Lavastrom – Zeit, oh Zeit!
Deine Minuten wie Stunden sind! …
Sieh, da flattert ihr blaues Kleid,
Flattert fröhlich jetzt im Wind!
Alles Warten ist verwunden,
Hat sich Mund auf Mund gefunden,
dehnten sich gerne die Sekunden
Blick in Blick sich eingesenkt.
ich mich dafür gern verrenkt
Und der Wind mit Neigen
Ein Panier aus Frühlingszweigen
Über unsren lieben Küsse schwenkt.
Ein Gedicht von Gottfried Keller, auf meinen Liedblatt habe ich nur fünf Strophen
Der Herbstwind rauscht; der Dichter liegt im Sterben, Der letzten Sonne Strahl, netzt er den Mund; An seinem Lager knie′n die zarten Erben, Tut er den letzten Willen also kund:
Mit dunklem Purpurwein, darin ertrunken Die Blätterschatten fallen an der Wand; Dann wieder rückwärts auf den Pfühl gesunken, Des Weibes Stirn ruht heiß auf seiner Hand.
„Die ich aus luft′gen Klängen aufgerichtet, Vorbei ist dieses Hauses Herrlichkeit; Ich habe ausgelebt und ausgedichtet Mein Tagewerk und meine Erdenzeit.
Das keck und sicher seine Welt regierte, Es bricht mein Herz, mit ihm das Königshaus; Der Hungerschlucker, der die Tafel zierte: Der Ruhm, er flattert mit den Schwalben aus.
So löschet meines Herdes Weihrauchflamme Und zündet wieder schlechte Kohlen an, Wie′s Sitte war bei meiner Väter Stamme, Vor ich den Schritt auf dieses Rund getan!
Und was den Herd bescheid′nen Schmuckes kränzte, Was sich an alter Weisheit um ihn fand, In Weihgefäßen auf Gesimsen glänzte, Streut in den Wind, gebt in der Juden Hand!
Daß meines Sinnes unbekannter Erbe Mit find′ger Hand, vielleicht im Schülerkleid, Auf off′nem Markte ahnungsvoll erwerbe Die Heilkraft wider der Vernachtung Leid.
Werft jenen Wust verblichner Schrift in′s Feuer, Der Staub der Werkstatt mag zu Grunde geh′n! Im Reich der Kunst, wo Raum und Licht so teuer, Soll nicht der Schutt dem Werk im Wege steh′n!
Dann laßt des Gartens Zierde niedermähen, Weil unfruchtbar; die Lauben brechet ab! Zwei junge Rosenbäumchen lasset stehen Für mein und meiner lieben Frauen Grab!
Mein Lied mag auf des Volkes Wegen klingen, Wo seine Banner von den Türmen weh′n; Doch ungekannt mit mühsalschwerem Ringen Wird meine Sippschaft dran vorübergehn!“
Noch überläuft sein Angesicht, das reine, Mit einem Strahl das sinkende Gestirn; So glühte eben noch im Purpurscheine, Nun starret kalt und weiß des Berges Firn.
Und wie durch Alpendämmerung das Rauschen Von eines späten Adlers Schwingen webt, Ist in der Todesstille zu erlauschen, Wie eine Geisterschar von hinnen schwebt.
Sie ziehen aus, des Schweigenden Penaten, In faltige Gewande tief verhüllt; Sie geh′n, die an der Wiege einst beraten, Was als Geschick sein Leben hat erfüllt!
Voran, gesenkten Blicks, das Leid der Erde, Verschlungen mit der Freude Traumgestalt, Die Phantasie und endlich ihr Gefährte, Der Witz, mit leerem Becher, still und kalt.
Bei Joachim Ringelnatz wird bis zum Verstecken das Goldes der Geizhals beschrieben. Das niemand was mitnehmen kann, ist bekannt
Er zählt und rechnet und zählt immerzu dem Geizhals lässt sein Geld keine Ruh drei Säcke voll Gold gehörig schwer besitzt er schon und er möchte noch mehr
Im dunklen Garten vergräbt er sie dann damit sie ja keiner finden kann und rastlos läuft er nun hin und her er isst nicht mehr und er schläft nicht mehr
Und deshalb ist er krank im nächsten Jahr fast halb so dünn als er früher war für Essen bezahlen hasst es sehr er hungert und sein Magen bleibt halt leer
Wichtig für ihn dass er Geld behält und ihn ja keiner dabei nachstellt eines Tages der Tod hat es schwer ein Leben ohne Freude nicht begehr
Das Leben der Soldaten, desertieren wird immer noch hart bestraft, warum sollen Menschen töten?
Im Feld hintern Kirchhofsgemäuer lodert versteckt ein Lagerfeuer schlafen ermüdet die braven Soldaten und träumen von Gänsebraten
Sie halten noch das Gewehr im Arm der lange Mantel hält sie warm nur einer steht einsam am Feuer und wacht horcht hinaus in die schwarze Nacht
Und sollte er den Feind entdecken muss er die Kameraden wecken doch dafür ist es sicherlich schon zu spät Gegner finden leise den Weg
Greifen an, wenn man sie nicht bemerkt sich niemand gegen Morden sperrt fragt euch, wem nützt denn eigentlich das Kriegen schenken wir uns lieber Frieden
Kurt Tucholsky über eine Liebe, wo die Zärtlichkeit fehlt
Ich hab dir alles hingegeben
mich, meine Seele, Zeit und Geld
Du bist ein Mann – du bist mein Leben
du meine kleine Unterwelt
Doch habe ich mein Glück gefunden
seh ich dir manchmal ins Gesicht
Ich kenn dich in so vielen Stunden
nein, zärtlich bist du nicht
Du küsst recht gut. Auf manche Weise
zeigst du mir, was das ist, Genuss
Du hörst gern Klatsch, sagst mir leise,
wann ich die Lippen nachziehn muss
Du bleibst sogar vor andern Frauen
in gut gespieltem Gleichgewicht
man kann dir manchmal sogar trauen.
nein zärtlich bist du nicht
Oh wärst du zärtlich, ja meinetwegen
kannst du sogar gefühlvoll sein.
Mensch, wie ein warmer Frühlingsregen
so hüllte Zärtlichkeit mich ein
Wärst du der Weiche von uns beiden
wärst du der Dumme. Bube sticht
Denn wer mehr liebt, der muss mehr leiden.
Nein, zärtlich bist du nicht
Friedrich von Bodenstedt hat ein romantischen Gedicht verfasst habe, daraus ein Lied erstellt
Wenn der Frühling auf die Berge steigt Und im Sonnenstrahl der Schnee zerfließt, Wenn das erste Grün am Baum Frische zeigt Und im Gras das erste Blümlein sprießt – Wenn vorbei im Tal Nun mit einem Mal Alle Regenzeit und Winterqual
Schallt es von den Höhn Bis zum Tale weit: Oh, wie wunderschön Ist die Frühlingszeit!
Wenn am Gletscher heiß die Sonne leckt, Wenn die Quelle von den Bergen springt, Alles rings mit jungem Grün sich deckt Und das Lustgetön der Wälder klingt Lüfte lind und lau Würzt die grüne Au, Und der Himmel lacht so rein und blau,
Schallt es von den Höhn Bis zum Tale weit: Oh, wie wunderschön Ist die Frühlingszeit!
Meinung zur Wirtschaft von Kurt Tucholsky, von mir ein wenig umgetextet
Ihr sollt Tarifverträge abbauen ihr sollt auf die Direktoren vertrauen sie Angestellten quatschen uns mehr herein wollen freie Unternehmer sein
Ja wohl – alles sei mir Wir nicht – aber ihr
Ihr solltet euch allesamt was schämen wollt von dem armen Staat noch Geld nehmen Ihr braucht keine Heime für eure Lungen, keine Renten und Versicherungen.
Wenn Menschlichkeit halt frier Wir nicht – aber ihr
Bilden bis in die weiteste Ferne Trusts, Kartelle, Verbände und Konzerne Wir diktieren die Preise und Verträge kein Schutzgesetz sei uns im Wege.
Raffen weltweite Gier Wir nicht – aber ihr
Die Forderung ist bereits verkündet ein schlauer Professor sie euch begründet vom Volk das Schweigen zu mehr Ausbeutung führt es ist an der Zeit, dass ihr euch rührt
Kurt Tucholsky beschreibt hier unsere Wunschvorstellung, ein wenig abgeändert, wo es um Frauen geht
Villa im Grünen mit Terrasse
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstrasse
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn
aber abends zum Theater nicht weit
das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit
Neun Zimmer – nein, vielleicht lieber zehn
Ein Dachgarten, wo alte Eichen drauf stehn
eine süße Frau voller Schärfe
eine zweite, die sich mir am Hals werfe
die Dienerschaft, gut gezogen und stumm
Bibliothek mit viel Kunst drumherum
Ja, und das hab ich ganz vergessen
Prima Küche vom Koch stets feinstes Essen
alte Weine aus schönem Pokal
und isst du auch viel bleibst du dünn wie ein Aal
Und Geld, an Schmuck eine richtige Portion
Noch ne Million, noch ne Million.
Aber, wie das so ist hienieden
manchmal scheints so, als sei es mir beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir zum Reichtum irgendein Stück
hast du die Frau, dann fehlen Moneten
du bist der Geldsack, wird dir Sex geben
Jedes Glück hat einen kleinen Stich
Wir möchten so viel an sich
Haben. Sein. Und gelten
Dass einer alles hat – das ist selten
Von Tucholsky ein Gedicht über das Ende einer Beziehung vernotet
Einmal müssen zwei auseinandergehn
einmal will einer den andern nicht mehr verstehn
einmal gabelt sich jeder Weg – und jeder geht allein
Schuld wird dran niemand sein
Einmal Schuld trifft halt die Ablauf der Zeit
Vielleicht treffen wir uns in der Unendlichkeit
den andern ganzes Leben – trägt jeder mit sich herum
und nehmen manches krumm
Einmal hat es euch zusammengespült,
ihr habt euch erhitzt, seid geschmolzen, und erkühlt
Ihr wart neugieriges Kind – die Hälfte sinkt nun herab
jetzt neue Zukunft habt
Einmal geht jeder seinem Schicksal zu
Leben ist Wandlung. Jedes ich sucht wieder ein du
Jeder sucht seine Zukunft. Und geht mit stockendem Fuss
ohne Erklärung und Gruss
Sich gegenseitig bespucken nennt Joachim Ringelnatz das afrikanische Duell. In ein Lied gewandelt.
Wenn dich einer bös beschimpft und du ihn kennst
dich beleidigt und du ihn Rindvieh nennst,
Dann habt ihr euch beleidigt.
Ich euch als Schiedsrichter verteidigt
Dann müsst ihr afrikanisches Duell machen.
Niemand darf auch nur mit der Wimper lachen.
Jeder schweigt. Und ihr stellt euch dabei
Und dann zähle ich langsam bist drei
Steht gegenüber, mit sechs Handbreit Abstand
dass ihr den andern nicht schlägt mit der Hand
Spuckt einander grad ins Gesicht
Nur mich anspucken gilt aber nicht
Lange spucken, bis der andere nichts mehr sieht
wer zuerst sagt, er hat genug abgekriegt,
der ist besiegt
Muss sich eine runterhauen lassen
Ohne sich wehren oder mich anfassen.
Gibt kein hassen
Das Spucken konnte euch ganz gut bezähmen
und müsst euch der Spucke niemals schämen
Jetzt reicht dem andern die Hand.
wie Männer von Ehre und Stand
Landpartie der Tiere ist eines der bekanntesten Stücke von Joachim Ringelnatz. Texte gekürzt, einige Tiere weggelassen.
Zur Landpartie – rief alles Vieh Bitte wohin – frage die Spinn Nach Dennewitz – bellte der Spitz Musik muss mit – schrie der Kiwitt Viel Trompeten – quakten die Kröten Und Violinen – summten die Bienen Tolles Konzert – meinte das Pferd So ist es recht – klopfte der Specht Ich schon mal renne – sprach die Henne nicht so schnelle – hüpft die Gazelle ach lieber nein – grunzte das Schwein Welche Speisen – fragen Ameisen Butterbröde – empfahl die Kröte Ich will Lende – erklärte die Ende Und dunkles Bier – brüllte der Stier Das trink ich nicht -. sagt der Habicht Will ins Wirtshaus – anregte die Maus Im grünen Land – posaunt der Elefant Honig muss her – brummte der Bär So es halten – riefen die Schwalben
Nach Joachim Ringelnatz, wie komme ich wohl auf die Sonne?
Willst du gern auf der Sonne wandern Und begegnen den Salamandern Hol dir deinen Spazierstock heraus Und schleiche dich heimlich aus dem Haus Und wander langsam in aller Ruh Immer direkt auf die Sonne zu.
So dann ist es dunkel geworden da mach dir besser keine Sorgen falls dir begegnet irgendein Gnom dagegen hilft dir ja ein Smartphone Und weil du die Sonne nicht erreichst, Dich eben wieder nach Hause schleichst.
Um es bald wieder zu probieren auf der Sonne wirst du nicht frieren du kommst ihr einfach nicht näher bräuchtest wohl einen guten Späher und das ist am Ende Lebensglück dafür kehr halt wieder nach Haus zurück