Warnung

Heinrich Heine warnt davor seine Bücher zu drucken und zeigt Kontrolle auf

(I) Solche Bücher lässt du drucken!
Teurer Freund, du bist verloren!
Willst du Geld und Ehre haben,
Musst du dich gehörig ducken.

(I) Nimmer hätt ich dir geraten,
So zu sprechen vor dem Volke,
So zu sprechen von den Pfaffen
Und von hohen Potentaten!

(I) Teurer Freund, du bist verloren!
Fürsten haben lange Arme,
Pfaffen haben lange Zungen,
Und das Volk hat lange Ohren!

(II) Auch meinen alten Zensor sah ich
mal wieder im Nebel, gebücket,
Begegnet er mir auf dem Gänsemarkt,
Schien sehr darnieder gedrücket.

(II) Wir schüttelten uns die Hände, es schwamm
Im Auge des Manns eine Träne,
Wie freute er sich, mich wieder zu sehn!
Es war eine rührende Szene

Wanderratten

Heinrich Heine beschreibt in einem Gedicht das Leben der Ratten

Es gibt zwei Sorten Ratten:
Die Hungrigen und die Satten.
Die Satten rasch ermatten

Die Satten sind vergnügt zu Haus,
Die Hungrigen die wandern aus.
Sie klimmen wohl über Höhen,
Sie schwimmen sogar durch die Seen;

Ersäuft oder bricht das Genick,
sie lassen die Toten zurück.
Die Brüder sind ihnen egal
verhalten sich ganz rattenkahl.

Es gibt ….

Der riesige Rattenhaufen,
denkt nur an fressen und saufen,
kümmern sich nicht um ihre Brut,
die Weiber sind Gemeindegut.

Es gibt ….

Die Wanderratten, o wehe!
sie kommen uns in die Nähe.
rücken heran, ich höre schon
ihr Pfeifen – und keine Sanktion

Es gibt …

O wehe! wir sind verloren,
sie stehen schon vor den Toren!
und wollen unser Eigentum
da hilft kein Evangelium

schimpfste – Gespinste und Redekünste – aus

Vermächtnis

Im Gedicht beschreibt Heinrich Heine sein Testament

Nun mein Leben geht mal zu End,
Mach ich darum mein Testament;
Christlich will ich drin bedenken
Meine Feinde mit Geschenken.

Diese würdgen, tugendfesten
Widersacher will ich testen
All mein Siechtum und Verderben,
dürfen sie nun alles erben

Ich vermach euch die Koliken,
den Preußischen Hämorrhoiden.
Bauch mit höllisch Zangenqual
Harnbeschwerden, perfidendal

Speichelfluß und Gliederzucken,
Knochendarre in dem Rucken,
Meine Krämpfe sollt ihr haben,
Lauter schöne Gottesgaben.

Kodizill zu dem Vermächtnis:
Er vertilge euer Gedächtnis.
In Vergessenheit versenken
Soll der Herr euer Angedenken,

Sorge

Johann Wolfgang von Goethe beschreibt hier die Sorgen der Menschen

(I) Kehre nicht in diesem Kreise
Neu und immer neu zurück!
Lass, o lass mir meine Weise,
Gönn, o gönne mir mein Glück!

(I) Soll ich fliehen? Soll ichs fassen?
Nun, gezweifelt ist genug.
Willst du mich nicht glücklich lassen,
Sorge, nun so mach mich klug!

(II) Im holden Tal, auf schneebedeckten Höhen
War stets dein Bild mir nah:
mich in lichten Wolken wehen,
Im Herzen war mir’s da.

(II) Empfinde hier, wie mit allmächtgem Triebe
Ein Herz das andre zieht –
Und dass vergebens die Liebe
vor der Liebe flieht.

Sie erlischt

Heinrich Heine und seine Vorstellung von einem Theaterstück

(I) Der Vorhang fällt, das Stück ist aus,
Und Herrn und Damen gehn nach Haus.
Ob ihnen auch das Stück gefallen?
Ich glaub, ich hörte Beifall schallen.

(II) Ein hochverehrtes Publikum
Beklatschte dankbar seinen Dichter.
Jetzt aber ist das Haus so stumm,
Und sind verschwunden Lust und Lichter.

(II) Doch horch! ein schollernd schnöder Klang
Ertönt unfern der öden Bühne;
Vielleicht daß eine Saite sprang
An einer alten Violine.

(I) Verdrießlich rascheln im Parterre
was das Lärmen jetzt wohl mag sein
die gierigen Ratten hin und her,
und ich träume von guten Wein

(II) Verzweiflungsvoll und sie erlischt.
das arme Licht war meine Seele.
warum hab ich das Stück gedicht
was wohl im Leben einmal zähle

Soldatenliebchen

Die Einstellung einer Frau, welche die Soldaten im Krieg als Geliebte begleitet nach Heinrich Heine

Und die Husaren lieb ich sehr,
Ich liebe sehr dieselben;
Ich liebe ohne Unterschied,
Die blauen und die gelben.

Kavallerie und Infantrie,
Ich liebe sie, mit allen
Gar manche Nacht so durchgelebt
vergessen so die Qualen

Ich lieb den Deutschen und Franzos,
Welsche und Niederländschen,
Ich liebe den Schwed, und Spanjol,
Ich liebe all die Menschen.

Gleichviel von welcher Heimat ist,
gleichwohl welche Religion
Der Mensch, er ist mir lieb und wert,
was ist des Menschen ihr Lohn

Das Vaterland und der Glauben
Das sind nur Kleidungsstücke –
Fort mit der Hülle – komm ans Herz
Den nackten Menschen drücke.

Ich bin ein Mensch mit Menschlichkeit
Geb ich mich hin mit Freude;
Und wer nicht gleich bezahlen kann,
Für den hab ich die Kreide.

Selige Sehnsüchte

Über Sehnsüchte wie Fernweh und Liebe schrieb Johann Wolfgang von Goethe dies Gedicht

(I) Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebendge will ich preisen
Das nach Flammentod sich sehnet.

(II )In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung
Wenn die stille Kerze leuchtet.

(I) Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.

(II) Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und bist gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du als Schmetterling gesandt

Solang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

Liebliches

Etwas Liebliches dichtet Johann Wolfgang von Goethe mit Einflüssen aus dem Orient

Was doch Buntes dort verbindet
Mir den Himmel mit der Höhe?
Morgennebelung verblindet
und mit meinen Blicken flehe

Sind es Zelte des Vesires,
Die er lieben Frauen baute?
Sind es Teppiche des Festes,
Weil er sich der Liebsten traute?

Rot und weiß, gemischt, Blumenfass
Wüßt ich Schönres nicht zu schauen,
Doch wie, Hafis, kommt dein Schiras
Auf des Nordens trübe Gauen?

Ja es sind die bunten Mohne,
Die sich nachbarlich erstrecken,
Und, dem Kriegesgott zum Hohne,
Felder streifweis freundlich decken.

Möge stets so der Gescheute
Nutzend Blumenzierde pflegen,
Und ein Sonnenschein, wie heute,
Klären sie auf meinen Wegen!

Licht und Wärme

Das Leben beginnt mit Licht und findet Glück in der Wärme der Liebe, so Heinrich Heine

Der bess’re Mensch tritt in die Welt
Mit fröhlichem Vertrauen,
Er glaubt, was ihm die Seele schwellt,
Auch außer sich zu schauen,
Und weiht, von edlem Eifer warm
Der Wahrheit seinen treuen Arm.

Doch alles ist so klein so eng,
Hat er es erst erfahren,
Da sucht er in dem Weltgedräng
Sich selbst nur zu bewahren,
Das Herz in kalter stolzer Ruh
Schließt endlich sich der Liebe zu.

Sie geben, ach! nicht immer Glut
Der Wahrheit helle Strahlen,
Wohl denen, die des Wissens Gut
Nicht mit dem Herzen zahlen.
Drum paart zu eurem schönsten Glück
Mit Schwärmers Ernst des Weltmanns Blick.

Kupplerin

Johann Wolfgang Goethe dichtet wie ein junges Mädchen zu einem älteren Mann als Gesellschafterin gebracht wird.

Ich führt einen Freund zum Maidel jung,
Wollt ihm zu genießen geben,
den jugendlichen, fröhlichen Schwung
ein frisches, warmes Leben

Nun sitzen gespannt an ihrem Bett,
Tät sich auf ihr Händlein stützen.
Der Herr, der verhält sich gar nett
Tät gegenüber sitzen.

Er spitzt die Nase, er tippt sie an,
Betracht’t herüber, hinüber;
Und nun was hat er wohl getan,
Die Sinnen gingen über.

Der liebe Herr schenkt für allen Dank
und sag dem Mädchen leis Adieu
sie war so hübsch und auch so schlank
blickte verschämt in die Höh

Ach Herr Gott, ach Herr Gott, ach Herr Gott,
mit Menschenglut meines Geistes
ich weiss es nicht, entschuldigt Not
Mein ganzes Herz zerreißt es.

Maria, Maria rief ich laut,
ach wäre ich mehr bedächtig
verschenkt die allerschönste Braut
der Lohn war doch so mächtig

Gefunden

Ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe zu einem Blümlein

(I) Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.

(II) Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.

(II) Ich wollt es brechen,
Da sagt es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?

(I) Ich grub’s mit allen
Den Würzlein aus.
Zum Garten trug ich’s
Am hübschen Haus.

(II) Und pflanzt es wieder
Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer
Und blüht so fort.

Der verlorene Dichter

Heinrich Heine unglücklich in Paris

O, Deutschland, meine ferne Liebe,
Gedenk ich deiner, wein ich fast!
Das muntre Frankreich scheint mir trübe,
Das leichte Volk wird mir zur Last.

Nur der Verstand, so kalt und trocken,
Herrscht in dem witzigen Paris
O, Narrheitsglöcklein, Glaubensglocken,
Wie klingelt ihr daheim so süß!

Höfliche Männer! Doch verdrossen
Geb ich den artgen Gruß zurück.
Lächelnde Frauen! und so offen,
Doch bedeuten sie mir kein Glück

Und alles dreht sich hier im Kreise,
Mit Ungestüm, wie’n toller Traum!
Bei uns bleibt alles hübsch im Gleise,
Wie angenagelt, rührt sich kaum.

Mir ist, als hört ich fern erklingen
Nachtwächterhörner, sanft und traut;
Nachtwächterlieder hör ich singen,
Dazwischen Nachtigallenlaut.

Dem Dichter war so wohl daheime,
In Schildas teurem Eichenhain!
Dort wob ich meine zarten Reime
Aus Veilchenduft und Mondenschein.

Der Kampf

Friedrich beleuchtet hier den Sinn von einen Kampf

Nein, länger werd‘ ich diesen Kampf nicht kämpfen,
den Riesenkampf der Pflicht.
vermögest du des Herzens Flammentrieb zu dämpfen,
So fordre, Tugend, dieses Opfer nicht.

Geschworen hab‘ ich’s, ja ich hab’s geschworen,
Mich zu bändigen.
Hier ist dein Kranz, er sei auf ewig mir verloren,
Nimm ihn zurück und laß mich sündigen.

Zerrissen sei, was wir bedungen haben,
die Krone sei verscherzt.
Glückselig, wer in Wonnetrunkenheit begraben,
So leicht den tiefen Fall verschmerzt.

Sie sieht den Wurm an meiner Jugend nagen
meinen Lenz entflohn,
Bewundert still mein heldenmütiges Entsagen
Und großmutsvoll beschließt sie meinen Lohn.

Mißtraue, schöne Seele, Engelgüte,
Mitleid bewaffnet mich.
Gibt’s in des Lebens unermeßlichem Gebiete
Gibt’s einen andern schönern Lohn als dich?

Als das Verbrechen, das ich fliehen wollte?
Tyrannisches Geschick!
Der einz’ge Lohn, der meine Tugend krönen sollte,
Ist meiner Tugend letzter Augenblick!

Misere

Heinrich Heine beschreibt hier seine Misere kränklich auf dem Tod zu warten

Den Söhnen des Glückes schenk Lob
in ihrem Leben, beneiden
schenkt man ihnen friedlich schnellen Tod
dürfen in Freude verscheiden.

Im Festkleid mit Rosen geschmückt,
Die noch wie lebend blühten,
Gelangen ins Schattenreich mit Glück
Fortunas Favoriten.

Nie hatte Siechtum hat sie entstellt,
wie beneide ich ihr Los
Gebrechen mich schmerzvoll so befällt
andere fühlen sich famos

O Gott, verkürze meine Qual,
Damit man mich bald begrabe;
Inkonsequenz ist jetzt wohl deine Wahl
o Herr, ich mich beklage

Der Schmerz verdumpft den heitern Sinn
Und macht mich melancholisch;
Genug nicht der traurige Spaß verging,
bist du diabolisch

Ich heule dir die Ohren voll,
Wie andre gute Christen
O Misere! warum der Groll
Freude des Humoristen!

Rastlose Liebe

Ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe rasch und zügig gesungen

(I) Dem Schnee, dem Regen,
Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,

(II) Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!
Liebe durch Leiden
soll’ sich entscheiden

(I) Als so viel Freuden
Leben vergeuden.
Alle die Schmerzen
so tief im Herzen

(II) Ach, wie ich doch fühle
so mich zermühle
Wie – soll ich fliehen?
Wälderwärts ziehen?

(III) Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh,
Liebe, bist du!

Rheinlied

Ein Loblied auf den Kölner Dom von Heinrich Heine

Auf einer großen Weide gehen
Viel tausend Schafe silberweiß,
Wie wir sie heute wandeln sehen
Sah‘ sie der allerält’ste Greis.

Sie altern nie und trinken Leben
Aus einem unerschöpften Born,
Ein Hirt ist ihnen zugegeben
Mit schön gebog’nem Silberhorn.

Er treibt sie aus zu goldnen Toren,
Er überzählt sie jede Nacht,
Und hat der Lämmer keins verloren,
So oft er auch den Weg vollbracht.

Ein treuer Hund hilft sie ihm leiten,
Ein munt’rer Widder geht voran.
Die Herde, kannst du sie mir deuten,
Und auch den Hirten zeig‘ mir an.

Schafweide

Friedrich Schiller beschreibt hier eine Schafweide

Auf einer großen Weide gehen
Viel tausend Schafe silberweiß,
Wie wir sie heute wandeln sehen
Sah‘ sie der allerält’ste Greis.

Sie altern nie und trinken Leben
Aus einem unerschöpften Born,
Ein Hirt ist ihnen zugegeben
Mit schön gebog’nem Silberhorn.

Er treibt sie aus zu goldnen Toren,
Er überzählt sie jede Nacht,
Und hat der Lämmer keins verloren,
So oft er auch den Weg vollbracht.

Ein treuer Hund hilft sie ihm leiten,
Ein munt’rer Widder geht voran.
Die Herde, kannst du sie mir deuten,
Und auch den Hirten zeig‘ mir an.

Der schlichte Dichter

von Heinrich Heine, die Geschichte eines Dichters und seiner unerfüllten Liebe

(I) Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.

(I) Kling hinaus, bis an das Haus,
Wo die Blumen sprießen,
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich laß sie grüßen.

(II)Sie liebten sich beide,
doch keiner wollt es dem andern gesteh’n;
Sie sah’n sich an so feindlich,
Und vor Liebe vergeh’n.

(II) Sie trennten sich endlich
und sahn sich nur noch zuweilen im Traum;
Sie waren längst gestorben,
Und wußten es selber kaum.

https://youtu.be/aYEbhgCqp6s

Don Juan

Die Sache, wenn jemannd der Liebe süchtig ist, doch Verantwortung vergisst, nach Heinrich Heine

(I) Schattenküsse, Schattenliebe,
Schattenleben, wunderbar!
Glaubst du, Närrin, alles bliebe
Unverändert, ewig wahr?

(I) Was wir lieblich fest besessen,
Schwindet hin, wie Träumerein,
Und die Herzen, die vergessen,
Und die Augen schlafen ein.

(II) Schaff mich nicht ab, wenn auch den Durst
Gelöscht der holde Trug;
Behalt mich noch ein Vierteljahr,
Dann habe auch ich genug.

(II) Kannst du nicht mehr Geliebte sein,
Sei Freundin mir bitte dann;
Hat man die Liebe durchgeliebt,
Fängt man die Freundschaft an.

(I) Ausgetrunken ist der Kelch,
mit Sinnenrausch gefüllt war,
Schäumend, lodernd, nie wie Fels
sehen wir den Tag so klar

(II) Es erlöschen nun die Lampen,
das wilde Licht ergossen
und den bunten Mummenschanz;
Alle Lieb ist verflossen

vorbei leidenschaftlicher Tanz

Das verlassene Mägdlein

Eduard Mörike beschreibt hier den Alltag einer Magd.

Früh, wann die Hähne kräh’n,
Sternlein verschwinden,
Muss ich am Herde steh’n,
Muss Feuer zünden.

Schön ist der Flammen Schein,
Springen die Funken;
Ich schaue traurig drein,
In Leid versunken.

Plötzlich, da kommt es mir,
Treuloser Knabe,
Dass ich die Nacht von dir
geträumet habe.

Vollends Trän auf Träne dann
stürzet hernieder;
So kommt der Tag heran
O ging er wieder!

An Suleika

Aus der Suche in orientalischen Quellen hat Johann Wolfgang von Goethe dieses Gedicht erdacht

Dir mit Wohlgeruch zu kosen
Deine Freuden zu erhöh’n
Knospend müssen tausend Rosen
Erst in Gluten untergeh’n.

Um ein Fläschchen zu besitzen
Das den Ruch auf ewig hält
Schlank wie deine Fingerspitzen,
Da bedarf es einer Welt;

Einer Welt von Lebenstrieben,
Die, in ihrer Fülle Drang
Ahneten schon Bulbuls Lieben
Seeleregenden Gesang.

Sollte jene Qual uns quälen
Da sie unsre Lust vermehrt?
Hat nicht Myriaden Seelen
Timurs Herrschaft aufgezehrt?

Die schlesischen Weber

Von Heinrich Heine eine Beschreibung der Weber und deren Hoffungen

Sie sitzen am Webstuhl und fletschen Zähne:
Im düstern Kerzenlicht keine Träne
Deutschland, wir weben dein kaltes Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt –
Wir wurden geäfft, gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den Elend konnte nicht erweichen
Der noch den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns dann wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch gewebt dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume durch Herrschaft früh geknickt,
Und wo Fäulnis und Schmutz den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen stets rauschend fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben jetzt dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
Wir weben, wir weben!

Das Göttliche

Johann Wolfgang von Goethe sieht das Göttliche im Menschen, einige Zeilen habe ich weggelassen

Edel sei der Mensch, stets hilfreich und gut!
Denn das allein unterscheidet ihn heut
von allen Wesen, wir mögen kennen.
du bi da bi du du da do du nennen

Heil den unbekannten höhern Wesen,
Die wir ahnen! Ihnen gleiche der Mensch;
Sein Beispiel lehr uns jene mögen glauben.
du bi da bi du du da do du taugek

Denn unfühlend leuchted doch die Sonne
ist die Natur gleich zu Böse‘ und Gute,
schenket doch allem immer gleichen Glanz
du bi da bi du du da do du bi tanz

Preist die Menge, nach ewigen, ehrnen,
großen Gesetzen müssen wir alle
unseres Daseins Kreise vollenden.
du bi da bi du du da do du wenden

Das Gute lohnen, eilen und retten,
Nützlich verbinden und wir verehren
Die Unsterblichen Taten im Großen
du bi da bi du du da do famosen

Der Beste im Kleinen tut oder möchte.
Der edle Mensch sei stets hilfreich und gut!
Unermüdet das Nützliche, Rechte
du bi da bi du du da do bi brächte

und immer von Anbeginn neuen Mut

An den Schlaf

Ein Gedicht von Wolfgang von Goethe über die Macht vom Schlaf

Der du mit deinem Mohne
Selbst Götteraugen zwingst,
Und Bettler oft zum Throne,
Zum Mädchen Schäfer bringst,

Vernimm: Traumgespinste
Verlang ich heut von dir,
Den größten deiner Dienste,
Geliebter, leiste mir.

An meines Mädchens Seite
Sitz ich, ihr Aug spricht Lust,
Und unter neid’scher Seide
Steigt fühlbar ihre Brust;

Oft hatte meinen Küssen
Sie Amor zugebracht,
Dies Glück muss ich vermissen,
Die strenge Mutter wacht.

Am Abend triffst du wieder
Mich dort, o tritt herein,
Sprüh Mohn vom Gefieder,
Da schlaf die Mutter ein:

Bei blassem Lichterscheinen
Von Lieb Annette warm
Sink, wie Mama in deinen,
In meinen gier’gen Arm

An den Frühling

Friedrich Schiller lobt hier den Frühling

Willkommen schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

Ei! Ei! Da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freu’n wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu geh’n.

Denkst auch noch an mein Mädchen?
Ei lieber denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
Und’s Mädchen liebt mich noch!

Fürs Mädchen manches Blümchen
Erbat ich mir von dir
Ich komm‘ und bitte wieder,
Und du? – du gibst es mir?

Willkommen schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur.

Lohengrin

Ein Gedicht von Wolfram von Eschenbach, das Einblick in die Poesie des Mittelalters gewährt

Laß, Herre, mich nicht übersehen,
Was mir an Heil und Huld geschehen,
An Seligkeit, die endelos.
Dein Kind und Dein Sippengenoß

Bin ich, Dir ganz ungleicher:
Ich Armer und Du Reicher,
Versippt in Deiner Menschlichkeit,
Doch teilhaft Deiner Göttlichkeit,

Das Vaterunser mich nennet,
Als Kind mich anerkennet.
Wes Leben so sich endet,
Daß Gott nicht wird gepfändet

Der Seele durch des Leibes Schuld,
Und er dennoch sich die Huld
Der Welt erhielt mit Würdigkeit,
Der blieb vom rechten Ziel nicht weit.

Eherner Reiter

Aus einen Gedichtband von Alexander Puschkin zu St. Petersburg

(I)Trübselig in des Wortes wahrem Sinn,
Vom Fuhrmann bis zum edelsten Poeten,
Sei es unser Lied!Gram drückt sich aus darin
Als ob wir niemals Grund zur Freude hätten.
Wo man in Rußland singt, nur zu Beginn
Singt man auf die Gesundheit froh bei Feten,

(II) Doch bald schwelgt in schwermütiger Harmonie
Der Musen schön wie der Mädchen Melodie.

(I) Parascha war der Name unsrer Schönen,
Sie konnte waschen, bügeln, stricken, nähn
Die wahre Hausherrin war sie zu nennen.
Durch ihre Hände mußte alles gehn.
Sollt nicht der Brei im Kochtopf stets anbrennen,
Dann mußte selbst sie in der Küche stehn.

(II) Der Köchin, welche taub auf beiden Ohren,
Ging der Geruchsinn ja schon längst verloren.

(I) Die alte Mutter sah man tags nur still
Am Fenster sich mit Strickarbeiten plagen
Indessen abends ihr nur noch gefiel
Das Kartenlegen, um draus wahrzusagen.
Die Tochter trieb dafür ein andres Spiel:
Neugierde schien sie hin und her zu jagen,

(II) Sie spähte oft am Tag durch das Fenster flink
Nach jedem, der vorbeiritt oder mal ging.
So war das wohl der goldene Lebenssinn

Der Wahlstreit

Ein Gedicht von Walter von der Vogelweide, zeigt das Mittelalter

Ich hört‘ ein Wasser rauschen
und ging den Fischen lauschen,
ich sah die Dinge dieser Welt,
Wald, Laub und Rohr und Gras und Feld,
was kriechet oder flieget,
was Bein zur Erde bieget,
das sah ich, und ich sag‘ euch das:
Da lebt nicht eines ohne Haß.

Das Wild und das Gewürme,
die streiten starke Stürme,
so auch die Vögel unter sich;
doch tun sie eins einmütiglich:
sonst würden sie zu nichte;
sie schaffen stark Gerichte,
Sie wählen Kön’ge ordnen Recht
Und unterscheiden Herrn und Knecht.

So weh dir, deutschem Lande,
wie ziemet dir die Schande,
daß nun die Mücke hat ihr Haupt,
und du der Ehren bist beraubt!
Bekehre dich! Vermehre
nicht noch der Fürsten Ehre.
Die armen Kön’ge drängen dich
Philippen setz‘ den Waisen auf, so
weichen sie und beugen sich.

Zeit vertreiben

Wie die Zeit vergeht, dazu Gedanken von Rainer Maria Rilke

Wunderliches Wort : die Zeit vertreiben !
Sie zu halten, wäre das Problem.
Denn, wen ängstigt nicht wo ist ein Bleiben,
wo ein endlich Sein in alledem?

Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegen
jenen Raum, der ihn nach Abend nimmt:
Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen
und das willig Liegende verschwimmt

Berge ruhn, von Sternen überprächtig
aber auch in ihnen flimmert Zeit.
Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt
obdachlos die Unvergänglichkeit.

Was ist Zeit, wenn selbst die Steine fallen,
und der Himmel seine Wege biegt?
In mir rauscht es, Flüsse, die verhallen,
doch der Strom, der ewig bleibt, versiegt.

Spätherbst in Venedig

Ein Gedicht von Rainer Maria Rilke, mit Anspielungen zu Venedig.

(I) Nun treibt die Stadt schon nicht mehr wie ein Köder,
der alle aufgetauten Tage fängt.
Die gläsernen Paläste klingen spröder
an deinen Blick. Und aus den Gärten hängt

(I) der Sommer wie ein Haufen Marionetten
kopfüber, müde, taumelnd, umgebracht
Aber vom Grund aus alten Waldskeletten
steigt Willen auf : sollte über Nacht

(II)der General des Meeres die Galeeren
verdoppeln in dem wachen Arsenal,
um schon die nächste Morgenluft zu teeren

(II) mit einer Flotte, welche ruderschlagend
den grossen Wind hat, strahlend und fatal.
sich drängt und jäh, mit allen Flaggen tagend

überragend, tragend, klagend, plagend, sagend

Ich lebe mein Leben

Eine Hommage von Rainer Maria Rilke an das Leben

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und kreise jahrtausendelang;
ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder vielmehr großer Gesang.

Ich gehe durch Tage, fließen wie Wasser,
still in einer grossen Tiefe
und seh in meinen Träumen die Aufpasser
mich zu allen gern hoch hieve

Ich lausche Stimmen von manchen Winden
ich kaum noch passend begreife
und denke, werde wo ich bin, wohl finden
Zeit für eine grosse Reise

Geflügeltes Entzücken

Rainer Maria Rilke beschreibt hier eine Lebenserfahrung, die jeder gerne hat

Da dich das geflügelte Entzücken
über manchen frühen Abgrund trug,
baue jetzt der unerhörten Brücken
kühn berechenbaren Bug.

Wunder ist nicht nur im unerklärten
überstehen so mancher Gefahr;
erst in einer klaren reingewährten
Leistung wird das Wunder wunderbar.

Mitzuwirken ist nicht Überhebung
an dem unbeschreiblichen Bezug,
immer inniger wird die Verwebung
nur Getragensein ist nicht genug.

Deine ausgeübten Kräfte spanne,
bis sie reichen, immer zwischen zwein
Widersprüchen . . . denn findet im Manne
will der Gott kundig beraten sein.

Eros

Von Rainer Maria Rilke die Wirkung welche Eros auf die Menschen ausübt

Masken! Masken! Daß man Eros blende
Wer erträgt sein strahlendes Gesicht,
wenn er wie die Sommersonnenwende
frühlingliches Vorspiel unterbricht.

Wie es unversehens im Geplauder
anders wird und ernsthaft . . . etwas schrie
Und er wirft den namenlosen Schauder
wie Tempel Innres über sie.

Oh verloren, plötzlich, oh verloren!
Göttliche umarmen trotzig schnell
Leben wand sich, Schicksal ward geboren.
Und im Innern weint trauriger Quell.

Wie es plötzlich durch alle Seelen drängt,
bricht hervor das namenlose Sehnen.
Und der Himmel, sich langsam niederhängt,
füllt die Herzen mit stummen Tränen

woher die Liebe wohl nehmen

Es winkt zu Frühling

Ein Gedicht von Rainer Maria Rilke über den Frühling

Es winkt zu Frühling aus allen Dingen,
aus jeder Wendung weht es her: Gedenk!
entschließt im künftigen sich zum Geschenk,
ein Tag, an dem wir fremd vorüber gingen

Wer rechnet unseren Ertrag? Wer trennt
uns von alten, von vergangnen Jahren
haben wir seit Anbeginn erfahren,
so daß sich eins im anderen erkennt?

Als daß an uns Gleichgültiges erwarmt?
O Haus, o Wiesenhang, o Abendlicht
auf einmal bringst du’s beinah zum Gesicht
und stehst stets an uns umarmend und umarmt

Doch alle Wesen reicht der eine Raum:
Weltinnenraum. Die Vögel fliegen still
durch uns hindurch. O, der ich wachsen will,
ich seh hinaus, und in mir wächst der Baum.

Ich sorge mich, und in mir steht das Haus.
ich hüte mich, und in mir ist die Hut.
Geliebter, der ich wurde: an mir ruht
der schönen Schöpfung Bild und weint sich aus

Der Dichter

Rainer Maria Rilke beschreibt den Tag eines Dichters, wo ich mich wiederfinde

Du entfernst dich von mir, schöne Stunde.
Wunden schlägt mir jetzt dein Flügelschlag.
Allein: was soll ich mit meinem Munde?
mit meiner Nacht? mit meinem Tag?

Ich habe keine Geliebte, kein Haus,
keine Stelle auf der ich lebe.
und werden alle reich und saugen aus.
Dinge, an die ich mich gebe,

So treibe ich fort in den weiten Räumen,
verloren in grenzenloser Zeit.
Ich spreche zu den Sternen in Träumen,
doch keiner bietet mir Geleit.

Die Welt umarmt mich nicht, sie zieht vorbei,
ein stummes Bild und ein ferner Hauch.
Ich rufe die Welt, doch mein Ruf bleibt frei,
verweht im Wind im flücht’gen Rauch.

Der Apfelgarten

Das Gedicht von Rainer Maria Rilke über den Apfelgarten und die reiche Ernte

Komm gleich nach dem Sonnenuntergange
sieh das Abendgrün des Rasengrunds;
ist es nicht, als hätten wir es lange
angesammelt und erspart in uns,

um es jetzt aus Fühlen und erinnern
neuer Hoffnung, halbvergessnen Freun
vermischt mit Dunkel aus dem Innern,
in Gedanken vor uns hinzustreun

Das Gewicht von hundert Arbeitstagen
unter Bäume wie von Dürer, die
immer überfüllte Früchte tragen,
dienend, voll Geduld, versuchend, wie

noch zu heben ist und hinzugeben,
was stolz alle Maße übersteigt,
wie man willig, durch ein langes Leben
nur das eine will und wächst und schweigt.

Blaue Hortensie

Am Beispiel der blauen Hortensie betrachtet Rainer Maria Rilke die Natur

(I) Wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.

(I) Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wieder verlieren,
wie in alten blauen Briefpapieren
Gelb in ihnen, Violett und Grau;

(II) Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.

(II) Doch plötzlich scheint das Blau gänzlich zu erneuern
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.

freuend, dass man das Leben liebt

Forelle

Ein hintergründiges Gedicht von Christian Schubart, bekannt durch Frank Schubert.

In einem Bächlein helle,
Da schoß in froher Eil
Die launische Forelle
Vorüber, wie ein Pfeil:
Ich stand an dem Gestade,
Und sah‘ in süsser Ruh
Des muntern Fisches Bade
Im klaren Bächlein zu.

Ein Fischer mit der Rute
Wohl an dem Ufer stand,
Und sah’s mit kaltem Blute
Wie sich das Fischlein wand.
So lang dem Wasser Helle,
So dacht‘ ich, nicht gebricht,
So fängt er die Forelle
Mit seiner Angel nicht.

Doch endlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang; er macht
Das Bächlein tückisch trübe:
Und eh‘ ich es gedacht,
So zuckte seine Rute;
Das Fischlein zappelt dran;
Und ich, mit regem Blute,
Sah die Betrogne an.

Ihr, die ihr noch am Quelle
Der sichern Jugend weilt,
Denkt doch an die Forelle;

Seht ihr Gefahr, so eilt!

Hans Guck in die Luft

Aus dem Buch Struwelpeter, bis zum Sturz in den Fluss

Wenn der Hans zur Schule ging
Stets sein Blick am Himmel hing
Nach Dächern, Wolken, Schwalben
Den Blick oben halten

Vor die eignen Füsse dicht,
Ja, das sah der Bursche nicht,
Stolpert, dass ein jeder ruft
Seht den Hans Guck-in-die-Luft!

Zeit verpufft – guckt in die Luft – niemand ruft
Was geschah – es kam so nah – Ratschlag spar
Ist das frei – lebst nebenbei – so es sei!

Einst ging er an Ufers Rand
Mit der Mappe in der Hand.
Nach dem blauen Himmel hoch
blickte hinauf noch und noch

Zeit verpufft …

Schliesslich rasch und kerzengrad
Immer mehr zum Flusse trat.
Und die Fischlein in der Reih‘
Sind erstaunt sehr, alle drei.

Zeit verpufft …

Noch ein Schritt! und jetzt der Hans
plumps! hinab kopfüber ganz!
Die drei Fischlein, sehr erschreckt,
Haben sich sogleich versteckt.

Zwiegespräch

Mit Chat GPT habe ich ein Lied entwickelt und nur wenig korrigiert. Lyrik durch Computer?

Im Zwielicht der Gedanken, so schwer und auch so frei,
zwei Seelen sich versanken, im Flüstern, leise, scheu.
Das Erleben tief gespeichert, in jedem Wort, in jeder Macht,
Angst, Krankheit, Tod und Hoffnung, um Verstand gebracht

Geburt und Freude, eng umschlungen, in Zeit so bunt
Schwingungen, leise klingen, in jedem Herzensgrund
Resonanzen ebben ab, im Echo ferner Stunden,
aus Wänden wachsen Träume, in Schatten tief verbunden.

Farbe, Licht und Schattenwurf, in stummen Zimmern laut,
reflektiert ein Leben, das auf Stein und Mörtel baut.
Jahrhunderte die Mauern stehn, bewahren, schützen, tragen,
nur leicht berührt von neuer Zeit, die alten Narben plagen.

Irgendwann, das Alte weicht, Neues kraftvoll anbahn
aus Trümmern wächst, was einst entweicht, beginnt der Zyklus dann.
So weben sie, im Dämmerlicht, Gedanken, dicht und schwer,
das Gitter fällt, das Licht erlischt, doch ihre Seelen leer.

Zwei Stimmen der Stille, ein Dialog so alt wie Zeit,
sie erzählen von Lebenswille, Liebe Leid
Im Wechsel der Perspektiven, Spiel von Licht und Schatten,
finden in Briefen, was sie einst verloren hatten.

So endet die Reise, im Herzen tief vergraben,
die Kunst, die stille Weise, zu lieben und haben.
Im Zwiegespräch, in stiller Nacht, Seelen sich gefunden,
im Einklang mit der Welt gedacht, für immer verbunden.

Korken

Nach einen Gedicht von Christian Morgenstern die Geschichte vom Korken

Ein blonder Korke spiegelt sich
in einem Lacktablett
allein er sah sich dennoch nicht,
selbst wenn er Augen hätt!

Das macht, die er senkrecht steigt
zu seinem Spiegelbild!
Wenn man ihn freilich seitwärts neigt,
zerfällt, was oben gilt.

O Mensch, gesetzt, du spiegelst dich
im, sagen wir, im All!
Und senkrecht! – wärest du dann nicht
ganz in demselben Fall?

Blonder Korken jetzt ohne Wein
was wohl noch gelange
irgendwann fliegt in Müll hinein
davor ist im bange

Das ruhige Leben vorbei
im Abfall wie wanken
gezwängt, verbrennt, es so wohl sei
sind seine Gedanken

Der Würfel

Wie ein Würfel sich und seine Mission fühlt nach Christian Morgenstern

Ein Würfel sprach zu sich: was Ich bin
bestimmt selbst nicht völlig zum Gewinn!

Denn meines Wesens sechste Seite
und sei es auch ein Auge bloß
sieht immerdar statt in die Weite
der Erde ewig dunklen Schoß.

Als dies die Erde, drauf er ruhte
vernommen, ward ihr schlimm zu Mute.

Du Esel, sprach sie, ich bin dunkel
weil dein Gesäß mich just bedeckt
ich bin so licht wie ein Karfunkel
was hast du eigentlich bezweckt

Der Würfel, innerlichst beleidigt
hat sich nicht weiter drauf verteidigt.

Wer entscheidet zu Gewinn und Glück
am Ende nur die hohe Zahl
Würfel, würfeln so verrückt
wird für den Becher doch zur Qual

Die Würfel den Becher nur plagen
würde ohne Würfel was wagen

Wiegenlied

Schlaf Kindlein schlaf beruht auf Christian Morgenstern, in seinen Gedicht schreibt er wesentlich provokanter

Schlaf, Kindlein, schlaf,
am Himmel steht ein Schaf;
des Schaf, das ist aus Wasserdampf
und kämpft wie du den Lebenskampf.
Schlaf, Kindlein, schlaf.

Schlaf, Kindlein, schlaf,
die Sonne frisst das Schaf
leckt es heiss weg vom blauen Grund
mit langer Zunge wie ein Hund
Schlaf, Kindlein, schlaf.

Schlaf, Kindlein, schlaf.
Nun ist es fort, das Schaf.
Es kommt der Mond und leuchtet schön
da heisst es bitte schlafen gehn
Schlaf, Kindlein, schlaf.

Schlaf, Kindlein, schlaf.
und sei bitte schön brav
die Nacht, die zieht auch mal vorbei
fühlst dich für den Tag wieder frei
Schlaf, Kindlein, schlaf.

Die Westküsten

Ein diplomatischer Versuch nach Christian Morgenstern die Westküsten abzuschaffen

Die Westküsten traten in Köln zusammen
und zu folgenden Beschluss gelangen
gibt sofort weder Ost- noch Westküsten
dass sie nun genau am besten wüssten!“

Für immer heut dieses Joch abschütteln,
nur geschaffen von den Menschenbütteln
wollen wieder ihre Freiheit haben
die man einst hat so einfach begraben

Wie sich befreien, wie sich erretten
aus diesen widerwärtigen Ketten?
Ihr Westküsten, fing man an zu spotten,
gedenkt ihr den Menschen auszurotten?

wie immer passiert in solchen Fällen,
eine Resolution zu erstellen
hundert Tintenfische aufgetrieben,
Ihnen wurde folgendes geschrieben:

Wir wollen hier feierlich erklären
mag der Vergangenheit angehören
Vereinigte Westküsten der Erde.
Und wolle dass dies verbreitet werde.

Se riefen den Walfisch, doch er tat’s nicht
riefen die Möwen übten auch Verzicht
riefen die Wolke, doch sie zog weiter
Tja so ging es den Westküsten leider

Da war’s den Küsten, sie schau’n im Spiegel:
ganz seltsam erschien ihr Aufgewiegel
Still schwammen sie heim, wieder in ihr Land.
Und die Resolution, blieb unversandt.

Der Papagei

Für Christian Morgenstern hat der Papagei die Sprache für den Menschen erfunden

Es war einmal ein Papagei,
der war beim Schöpfungsakt dabei
und lernte gleich am rechten Ort
des ersten Menschen erstes Wort.

Des Menschen erstes Wort war A
und hieß fast alles, was er sah,
z. B. Fisch, z. B. Brot,
z. B. Leben oder Tod.

Erst nach Jahrhunderten voll Schnee
erfand der Mensch zum A das B
und dann das L und dann das Q
und schließlich noch das Z dazu.

Gedachter Papagei in dem
ward älter als Methusalem,
bewahrt treu in Brust und Schnabel
erste menschliche Vokabel.

Zum Schlusse starb auch er am Zips.
Doch heut noch steht sein Bild in Gips,
geschmückt mit einem großen A,
im Staatsschatz zu Ekbatana.

Pfiffe

Pfiffe kaufen, um den Nachbarn loszuwerden, ein Rezept von Christian Morgenstern

(I) Eine Anzeige las man:
von Manuel Wasserhahn
Pfiffe such hundertweis
zahl dafür jeden Preis

(I) Um sechs Uhr kam der erste Pfiff
von einem alten Kohlenschiff.
Um acht Uhr waren’s tausend schon.
Um neun Uhr ‘ne halbe Million.

(I) Manuel Wasserhahn klug
denkt sich jetzt hab ich genug
Ihr Pfiffe! geht zum Nachbarn hört
der mir des Nachts die Ruhe stört,

(I) Er führt sie ein durchs Ofenloch
Solange stand er brütend noch
und jeder Pfiff ihm gab den Schwur
schreckliche Pfiffe gibt es nur

(II) Bald nach diesen Schrecken ging
der Nachbar Herr Axel Ring
schnell und kurzerhand
verliess das schöne Land

(II) Wem der Nachbar nicht gefällt
einfach nur Pfiffe bestellt
er sie einfach nie erblickt
werden einfach geschickt

Die Oste

Als Alternative zur Weste sollen Schneider eine Oste machen, meint Christian Morgenstern

(I) Er ersann zur Weste
sprach mit großer Geste
ersinn neu die Oste!
Sprach:,Was es auch koste!

(II) Laßt uns auch von hinten
seidne Hyazinthen
samt Karfunkelknöpfen
unsern Rumpf umkröpfen!

(II) Nicht nur auf dem Magen
laßt uns Uhren tragen
nicht nur überm Herzen
unsre Sparsesterzen!

(II) Fort mit dem betressten
Privileg der Westen!
Gleichheit allerstücken!
Osten für den Rücken!“

(I) Und sieh da, kein Schneider
sagte hierzu: Leider
Hunderttausend Scheren
sah man Stoffe queren

(I) Ungezählte Posten
wurden schönster Osten
noch vor seinem Tode
letzter Schrei‘ der Mode.

Die Luft

Was sich die Luft von Gott wünscht erklärt Christian Morgenstern

Die Luft war einst dem Sterben nah.
Hilf mir, mein himmlischer Papa‘,
schrie sie laut mit so trübem Blick
Ich werde dumm, ich werde dick

du weißt ja sonst für alles Rat
schick mich auf Reisen, in ein Bad
auch saure Milch wird empfohlen;
oder lass den Teufel holen

Der Herr, scheuend vor Blamage
erfand rasch die Tonmassage.
Es gibt seitdem die Welt, die schreit
Wobei die Luft famos gedeiht.

Und denken wir wegen dem Smog
das wir alle wären bald tot
die Luft, wird immer gut leben
der Herrgott spendet den Segen

Die Luft wie für uns ideal
ja, vielleicht war sie das einmal
daher heisst es fleissig baden
das will ich euch gerne raten

Der Hecht

Ein Gedicht von Christian Morgenstern über den Sinn von Vegetarismus

Der Hecht von Sankt Anton bekehrt
in Zukunft keinen Fisch verzehrt
am vegetarischen Gedanken
moralisch sich emporranken.

Er aß seit jenem nur noch dies
Seegras, Seerose und Seegries.
Doch Gries, Gras, Rose floß, o Graus
entsetzlich kommt hinten raus.

Der ganze Teich ward angesteckt.
Fünfhundert Fische sind verreckt.
Doch Sankt Anton, gerufen eilig
sprach nur: Heilig! heilig! heilig!

Vegetarisch was hat gebracht
die Nahrung nur kaputtgemacht
denn zum Essen gabs zuviel Kot
und für Fische den Hungertod

Drei Spatzen

Christian Morgenstern porträtiert hier drei Spatzen, die im Winter leiden

(I) In einem verdürrten Haselstrauch,
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.

(I) Der Erich rechts und links der Franz
mittendrin der kleine, freche Hans.

(II) Sie haben die Augen zu, ganz zu,
und obendrüber, da schneit es, hu!

(I) Sie rücken zusammen dicht an dicht.
So warm, wie der Hans hat’s niemand nicht.

(II) Kalt ist es und es liegt soviel Schnee
sie träumen von der Vogelfee

(II)Schauen wo ist ein Vogelhaus
dort bekommen einen feinen Schmaus

(II)Und fliegen zurück zu ihren Baum
und träumen den schönen Wintertraum

(III) Sie hör’n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.

Henkersmaid

Christian Morgenstern beschreibt den Wunsch des Verurteilten an die Henkersmaid

Sophie, mein Henkersmädel
komm, küsse mir den Schädel!
Zwar ist mein Mund
ein schwarzer Schlund
doch du bist gut und edel!

Sophie, mein Henkersmädel
komm, streichle mir den Schädel!
Zwar ist mein Haupt
des Haars beraubt
doch du bist gut und edel!

Sophie, mein Henkersmädel,
komm, schau mir in den Schädel!
Die Augen zwar,
sind nicht mehr klar
doch du bist gut und edel!

Sophie, mein Henkersmädel,
komm, haun mir ab den Schädel!
hab ich verletzt
mal ein Gesetz
doch du bist gut und edel!

Sophie, mein Henkersmädel,
komm, was wird mit den Schädel!
schenk ein Grab
dich so lieb hab
doch du bist gut und edel!

Die Schildkröte

Christian Morgenstern beschreibt das lange Leben einer Schildkröte

Ich bin nun tausend Jahre alt
und werde täglich älter;
der Gotenkönig Theobald
erzog mich im Behälter

Seitdem ist mancherlei geschehn,
doch weiß ich nichts heut davon;
später, da läßt für Geld mich sehn
ein Kaufmann zu Heilbronn.

lebe heute ausgestellt im Zoo
als seltenes Unikat
über langes Lebens nicht froh
wer gibt mir guten Rat

Ich kenne weder des Todes Bild
noch will des Sterbens Nöte:
Ich bin die Schild – ich bin die Schild –
ich bin die Schild – krö – kröte.“

Das Knie

Ein Gedicht von Christian Morgenstern, das Knie, welches überlebt und durch die Welt zieht

Ein Knie geht einsam durch die Welt.
Es ist ein Knie, sonst nichts!
Es ist kein Feld! Es ist kein Zelt!
Es ist ein Knie, sonst nichts.

Im Kriege ward einmal ein Mann
erschossen dann, sonst nichts
Das Knie war einsam, und was kam
Es ist ein Knie sonst nichts

Das Knie allein blieb unverletzt
zog durch die Welt, sonst nichts
doch ausgesetzt so sehr geschätzt
Es ist ein Knie, sonst nichts

Als wär’s ein heilig Heiligtum
das Knie verehrt, sonst nichts
als Knie nur krumm ist schon dumm
Es ist ein Knie, sonst nichts

Das Knie zieht weiter ohne Bein
es geht voran, sonst nichts.
und noch so klein zieht so allein
Es ist ein Knie, sonst nichts

Böhmisches Dorf

Nach einen Gedicht von Christian Morgenstern, in einen böhmischen Dorf wird nichts verstanden

Palmström reist, mit einem Herrn von Korf,
in sogenanntes Böhmisches Dorf.
Unverständlich bleibt ihm alles dort,
von dem ersten bis zum letzten Wort.

Von Korf wegen Reim begleitet
weiss nicht, wie man sich nun entscheidet
er ist um guten Rat verlegen
er mag die Leute ja gern mögen
.
Denn dieses Dorf macht ihn blaß vor Glück
Tiefentzückt kehrt unser Freund zurück.
Und schreibt in seine Wochenchronik
solch ein Erlebnis, voll von Honig!

Hat auf der Reise nichts verstanden
und lässt es damit wohl bewandern
und wird halt nun vor Freude dichten
viele böhmische Dorf Geschichten

Goldener Becher

Clemens Bretano baut auf dem Gedicht König von Thule auf und sucht den Becher

Durch den Wald mit raschen Schritten
ziehe ich durch’s Leben hin
Freude sind, was Leid gelitten
Schweres Herz hat leichten Sinn

Von ‘nen Becher muss ich hören
Komm reiche mir deine Hand,
Denn er muss bald uns gehören
ziehen wir ins weite Land

Die Sirene in den Wogen,
fängt sie mich im Wasserschloß,
Gäbe, den sie hingezogen,
Gern die Bürde wieder los.

Aber muß nach Thule ziehen
Suchen auf des Meeres Grund
Ein Becher belohnt die Mühen
Trinkt draus und werde gesund.

Wo die Schätze sind begraben
Weiß ich längst, Geduld, Geduld,
Alle Schätze werd’ ich haben
Zu bezahlen alle Schuld

Und willst du die Welt verschlingen
und dein Lieb’chen sei dabei
viel mit Gesundheit gelingen
denn die macht dich wirklich frei

König von Thule

Nach einen Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, Thema Freitod

König in Thule lebte
Immer gerecht sein mag
sein Leiden sie bewegte
den gold’nen Becher gab.

Und als er musste sterben,
Zählt’ er sein Hab’ im Reich,
Gönnt’ alles seinen Erben,
Den Becher nicht zugleich.

Sein Ende fand beim Königsmahl,
Die Ritter um ihn her,
im prächtigen Krönungsaal
Dort auf dem Schloß am Meer.

Schliesslich rief der alte Zecher,
Trink letzte Lebensglut,
Warf den heiligen Becher
Hinunter in die Flut.

Sie sahn ihn stürzen, trinken
sein Geist, der schien nun leer
Die Augen nun versinken
Trank nie ‘nen Tropfen mehr

Der Becher ihn errettet
vor dem grausamen Tod
er wird nun aufgebettet
war’s gegen das Gebot

Bim bam bum

Ein Gedicht von Christian Morgenstern, einen Glockenklang zu folgen

Ein Glockenton fliegt durch die Nacht,
wie hätt er Vogelflügel;
fliegt in römischer Kirchentracht
wohl über Tal und Hügel.

Er sucht die Glockentönin BIM,
die ihm vorausgeflogen;
es heisst die Sache ist sehr schlimm
hat ihn nämlich betrogen.

O komm‘ so ruft er kommt, dein BAM
erwartet dich voll Schmerzen.
Komm wieder, BIM, geliebtes Lamm
dein BAM liebt dich von Herzen!“

Doch BIM, daß ihr’s nur alle wißt
hat sich dem BUM ergeben;
der ist zwar auch ein guter Christ
allein das ist es eben.

Der BAM fliegt weiter durch die Nacht
wohl über Wald und Lichtung.
Doch, ach, er fliegt umsonst, entfacht
er fliegt in falscher Richtung.

Zauberlehrling

Nach dem bekannten Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, in gekürzter Form

Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.

Walle! Walle! manche Strecke, – dass, zum Zwecke,
Wasser fliesse – und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergiesse.

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
Bist schon lange Knecht gewesen;
Nun erfülle meinen Willen! – Walle walle ..

Seht, er läuft zum Ufer nieder;
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
und mit Blitzesschnelle wieder
ist er hier mit raschem Gusse. – Walle walle ..

Das Becken immer mehr anschwillt!
Wie komme ich noch doch zum Ende
voll mit Wasser schon überfüllt!
Der läuft und bringt es behende! – Walle walle ..

Wärst du doch der alte Besen
um zu vertrieben die Geister
damit es wär es wohl gewesen
so hoff ich nun auf dem Meister

Herr, die Not ist gross! – Die ich rief, die Geister, – werd ich nun nicht los.
In die Ecke, Besen! Besen! Seid’s gewesen.

Sein oder nicht sein

Eine Handlung von William Shakespeare gepackt in ein Lied

Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeile schleudern
erdulden einen See der Plage
Widerstand, sterben, schlafen, meutern

Nichts weiter! Und zu wissen, dass nur der Schlaf
das Herzweh und die tausend Stösse endet,
vielleicht auch träumen! Ja, ach so brav
irdische Verstrickung so wendet

Sein oder Nichtsein; das sei hier die Frage:
Ach verzeih, dass ich das Leben so beklage
wer beantwortet wohl mir die Frage – dieser Tage

Zwingt uns heute stillzustehn mit der Rücksicht
das Elend wird in hohe Jahre kommen
des Mächtigen Pein mit viel Gewicht
und stöhnt‘ und schwitzte so benommen

Sein .. das sei …

Nur dass die Furcht vor etwas kommt nach dem Tod,
das unentdeckte Land, in das sich verirrt
dass wir die Übel in grosser Not
uns allzu sehr immer mehr verwirrt

Sein .. das sei …

Durch diese Rücksicht nun aus der Bahn gelenkt,
verlieren so der Handlung Namen, seid still
was wohl in meinen Leben gedenkt
du reizende Nymphe, ich dich will
und im, Gebet all Sünden versenkt

Überzeugung

Nach einem Gedicht von Friedrich Hölderlin erweitert auf vier Strophen

Als wie der Tag die Menschen hell umscheint,
Und mit dem Lichte, das den Höhn entspringt,
Die dämmernden Erscheinungen vereint,
solch ein Wissen mit Geistigkeit gelingt.

Und wie die Nacht die Dunkelheit bringt
gegen die sich der Mensch mit Feuer wehrt
und seine Kraft im Schlaf schliesslich versinkt
das neue Tagwerk sein Glück wieder vermehrt

Ist überzeugt, kann Natur besiegen
forscht und entschlüsselt deren Gesetze
und verstrickt sich so oft auch in Lügen
greift zu mancherlei gemeiner Hetze

Er erklimmt einst wohl die Himmelsstufen
in nahender Zukunft, wenn auch nicht heut
der Mensch sei zu guter Tat berufen
und von seinem Glück wohl auch überzeugt

Wir gehen am Meer

nach einem Gedicht von Max Dauthendey, Urlaubsgefühl

Wir gehen am Meer im tiefen Sand,
Die Schritte schwer und Hand in Hand.
Das Meer geht ungeheuer mit,
Wir geniessen jeden gemeinsamen Schritt

Wir fühlen endlich winzig klein
treten in eine Muschel ein.
wollen so tief wie Perlen ruhn,
Und werden stets schöner, wie die Perlen tun

Wir schauen tief und lang in Augen
die sich nun so sehr vertrauten
gedachten, was die Zukunft bringt
und schmachten wie die Sonne langsam versinkt

Wir finden hier so schönes Glück
welches uns die Freude verzückt
schenken dem Meer leises Ade
und es immer, wie dich in den Träumen seh

Schnupfen

Wenn jemand Schnupfen hat, geht man ihn aus den Weg, nach einen Gedicht von Christian Morgenstern

Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf dass er sich ein Opfer fasse
denn er sucht einen neuen Wirt
das tut er ganz unbeirrt

Eine Frau sehr hübsch und noch ganz gar jung
die nimmt er ungeniert mit viel Schwung
es war die schöne Annette
die ihn lieber nicht hätte

Annette entwischt gleich ein Hatschi
und hat ihn sicher bis Montag früh
der Ausgang ihr nun verleidet
weil sie ja jeder meidet

Alle haben Respekt vor Viren
und sie muss Abneigung wohl spüren
denn liebend mit der Annette
will nun keiner ins Bette

Tintenfass

Ein Gedicht von Heinrich Hoffmann, bekannt durch die Illustration von Wilhelm Busch

Es ging spazieren vor dem Tor
ein kohlpechrabenschwarzer Mohr.
Da kam der Ludwig hergerannt
und trug sein Fähnchen in der Hand.
Es gesellten sich dazu noch zwei
lachten verächtlich alle drei
weil der Mohr schwarz wie Tinte sei

Da kam der große Nikolas
mit seinem großen Tintenfaß.
Der sprach: »Ihr Kinder, hört mir zu
und laßt den Mohren hübsch in Ruh!
Die Buben aber folgten nicht
und lachten ihm ins Angesicht.
da hat er sie sogleich erwischt

Und tunkt sie in die Tinte tief,
egal wie auch jeder ausrief
Du siehst sie hier, wie schwarz sie sind,
viel schwärzer als das Mohrenkind.
Der Mohr voraus im Sonnenschein,
die Tintenbuben hinterdrein;
sind all als Schwarze jetzt vereint

Schnauz und Miez

Geschichte von Hund und Katze bei einer Frau von Christian Morgenstern

Ri-ra-rumpelstiez,
wo ist der Schnauz, Wo ist die Miez?
Der Schnauz, liegt da beim Ofen
und leckt sich genüsslich die Pfoten.
Die Miez, schaut runter auf die Strasse
und schielt auf die Porzellan Vase

Rumpeldipumpel, schnaufeschnauf,
da kommt die Frau die Treppe rauf.
Was bringt die Frau dem Kätzchen?
Einen Knäul, einen Knäul, mein Schätzchen,
einen Knäul aus grauem Wollenflaus,
der aussieht wie eine kleine Maus.

Rumpeldipumpel, jetztausdemhaus
da kommt die Frau die Treppe rauf.
Was bringt die Frau dem Hündchen?
Ein Halsband, ein Halsband, mein Kindchen,
damit wird der Hund nun eingezwängt
ihn ein kurzer Spaziergang geschenkt

Ri-ra-rumpeldidaus,
und damit ist die Geschichte aus

Sauerampfer

Die Geschichte eines Sauerampfers am Bahngleis von Joachim Ringelnatz

(I) Ein Sauerampfer auf dem Damm
Stand zwischen Bahngleisen,
Machte vor jedem D-Zug stramm,
Sah viele Menschen reisen.

(II) Und stand verstaubt und schluckte Qualm
Schwindsüchtig und verloren,
Ein armes Kraut, ein schwacher Halm,
Mit Augen, Herz und Ohren.

(II) Er wäre gern mal auf Reisen
denn träumt so gern von der Welt
doch hört nur die Züge pfeifen
was ihn ein bisschen gefällt

(I) Sah Züge schwinden, Züge nahn.
Der arme Sauerampfer
Sah Eisenbahn um Eisenbahn,
Sah niemals einen Dampfer.
Ach wär er halt ein Krampfer

Nun wohne du darin

Das Gedicht von Christian Morgenstern erinnert an mein Elternhaus

Nun wohne du darin,
in diesem leeren Hause,
aus der Welt Gebrause
herausfloh und wieder dahin.

Zustand ist bescheiden
die Heizung, die uns jetzt fehlt
wie das Leben mal wählt
einfach mal dafür entscheiden

Was ist nun noch mein Sinn
dient dir vielleicht als Pause
eine Sommerklause
und als Ausgangspunkt gerne nimm

Man mag es ankreiden
Kraft sowie Geld ausgezählt
es hat mich nie gequält
die Heimat gehört uns beiden

Heimatlos

Nach einem Gedicht von Joachim Ringelnatz

In dem Haus, wo ich zu Gast
habe ich mich etwas erschreckt
es hat mir nicht gepasst
war eine Maus im Versteck,

Bewegte sich regte sich
alles hinter einem Brett
störte mich und leise sprich
bist du adrett oder nett

Sah mich lange, bange an
ein kleines weisses Mäuschen
was ich mir doch erlauben kann
in ihren kleinen Häuschen

Meinte wohl, was wollt ich hier
wo komme ich denn wohl her
trink doch besser mal ein Bier
und verschwind wieder aufs Meer

Seemann du hast kein Daheim
du lebst halt nur auf hoher See
lasse mich bitte allein
lass mir die Heimat und geh

Frosch und Enten

Am Ende haben die Enten verloren, der Frosch hatte Glück, die Enten sind am Ende

Sieh′ da, zwei Enten jung und schön,
Die wollen an den Teich hingehn.
Zum Teiche gehn sie munter
Tauchen die Köpfe unter.

Ein grüner Frosch jetzt im Schnabel
der ist nun ganz schön im Trouble
Sie denkt ihn zu verschlingen.
Das soll ihr nicht gelingen.

Die Ente und der Enterich,
Die ziehn den Frosch ganz fürchterlich.
Der Frosch kämpft tapfer oh Mann.
Ob das ihm wohl helfen kann?

Schon hat die eine ihn beim Kopf,
Die andre hält ihr zu den Kropf.
Die beiden Enten raufen,
Da hat der Frosch gut laufen.

Die Enten doch sich besunnen
Und suchen den Frosch im Brunnen.
Steckt er wohl im Wasserrohr,
Der Frosch springt schnell hervor.

Die Enten mit viel Geschnatter
Stecken die Köpfe durchs Gatter.
Der Frosch ist fort – die Enten,
Wenn die nur auch fort könnten!

Da kommt der Koch herbei sogleich
Und lacht: „He, jetzt nimm′ ich euch!“
Drei Wochen der Frosch so krank!
sinnlos Enten sich gezankt
Er raucht wieder, Gott sei Dank!

Flöhe und Läuse

Ein Gedicht von Theodor Storm mit einem Vers ergänzt

Die Flöhe und die Läuse.
Die hatten sich beim Schopf
Und kämpften gar gewaltig
Auf eines Buben Kopf.

Sie juckten und sie zwickten
und gaben niemals ruh
so sie niemand erquicken
wie lange schaut man zu

Das nahm der Bube übel
Und haschte Floh und Laus
Und macht‘ mit einem Dübel
Den Kämpfern den Garaus.

So war der Kampf entschieden
niemand hat gewonnen
der Bub liess sich nichts bieten
haben halt gesponnen
alles war zerronnen

Der Vogel

Den Tod mit Humor nehmen, ein Rezept von Wilhelm Busch

Ein Vogel am Ast angeleimt,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Es wird bald mit zu Ende sein
Tod kommt schleichend rein

So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor
Was ich brauchen kann, ist Humor

Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, das ist der Clou
Der Vogel zittert ohne Ruh
Verschwinden ist tabu

So will …

Am Baum hinauf immer höher
Kommt dem armen Vogel näher.
der Kater ist halt von jeher
gemeiner Häher

So will …

Der Vogel denkt: Weil das nun so ist
Und weil mich doch der Kater frisst,
ich hätte mich so gern verpisst
steck im grossen Mist

Blümlein hübsch und fein

Ein Lied nach einem Gedicht von Wilhelm Busch.

(I) Sie war ein Blümlein hübsch und fein,
Hell aufgeblüht im Sonnenschein

(I) Er war ein junger Schmetterling
Der selig an der Blume hing.

(II) Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
Und nascht und säuselt da herum.

(I) Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
Am hübschen Blümlein auf und ab.

(II) Ach Gott, wie das dem Schmetterling
So schmerzlich durch die Seele ging.

(II) Doch was am meisten ihn entsetzt,
Das Allerschlimmste kam zuletzt.

(I) Ein Esel das Blümlein halt frass
der Schmetterling nie mehr vergass

(II) Heißgeliebt Blümlein fehlt so sehr
Und flattert traurig nur umher

An meine kleine Freundin

Ein Gedicht von Georg Heym, immer ein schönes Thema

Wer hätte das gedacht
Das kam wohl über Nacht.
Denn als ich aufgewacht,
Da warst auf einmal du

Mein kleiner Herztyrann.
Sieh doch mal einer an,
Was Amor alles kann.
Schon weiss ich, was ich tu,

Mein Herz ist versilbert
mit Sehnsucht bebildert
ein wenig verwildert
Schenk mir dein Gold dazu

Damit du gnädig bist,
Und mich nicht gleich vergisst:
Ich mach dir dies Gedicht.
Ich hoff; es ist so schlicht,
So süss und zart wie du.

Nachtgedicht

Die ersten beiden Zeilen sind weltbekannt, vom Originalgedicht von Heinrich Heine fehlen ein paar Verse

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.

Die Jahre kommen und vergehn!
Seit ich die Mutter nicht gesehn,
Zwölf Jahre sind schon hingegangen;
Es wächst mein Sehnen und Verlangen.

Die alte Frau hat mich so lieb,
Und in den Briefen, die sie schrieb,
Seh ich, wie ihre Hand gezittert,
Wie tief das Mutterherz erschüttert.

Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden
Werd ich es immer wiederfinden.

Doch zählen muß ich – mit der Zahl
schwillt immer höher meine Qual,
Die ich geliebt – wenn ich sie zähle,
So sind gegangen, ihre Seele.

Gottlob! Durch meine Fenster bricht
Französisch heitres Tageslicht;
Strahlende Sonne, schön ist der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.

Schmetterling

Bei Heinrich Heine geht es schliesslich um die Rose, die dritte Strophe habe ich gedichtet

Der Schmetterling in die Rose verliebt,
Umflattert tausendmal,
Ihn selber doch, aber, goldig zart,
Umflattert der liebende Sonnenstrahl.

Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?
Das wüßt ich gar zu gern.
Ist es die singende Nachtigall?
Ist es der schweigende Abendstern?

Ob wohl der Abendstern die Rose liebt
wie wohl sie betrachten
blicket auf Rose in Finsternis
möget wohl immer hoffend schmachten

Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;
Ich aber lieb euch all‘:
Rose, Schmetterlinge, Sonnenstrahl,
Abendstern und singend Nachtigall.

Hufeisen

Nach einem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, die Beziehung zu Christus habe ich weggelassen.

Er lebt Gleichnis und Exempel
für ihn jeder Markt ein Tempel.
So schlendert’ er in Geistes Ruh’
Einst mit ihm einem Städtchen zu

Sah etwas blinken auf der Straß’,
ein zerbrochen Hufeisen was.
Er sagte zum Begleiter drauf:
Heb bitte doch das Eisen auf!

Nun war der Fund ihm viel zu klein,
Hät müssen Kron’ und Zepter sein;
Aber wie sollt’ er seinen Rücken
für halbes Hufeisen bücken?

Er also sich zur Seite kehrt
Und tut, als hätt’ er’s nicht gehört.
Der Herr, nach seiner Langmut, drauf
Hebt selber das Hufeisen auf

Geht er vor eines Schmiedes Tür,
Nimmt von dem Mann zehn Pfennig dafür.
gibt gleich das Geld für Kirschen aus
und zieht zum andern Tor hinaus,

Geht immer voraus vor allen,
Lässt mal eine Kirsche fallen.
Das Vöglein schmeckte seinem Gaum.
Und lebte einen schönen Traum

Dank Kirschlein dich zur Erde schickt,
Und dafür immer gerne bück
Dich zur rechten Zeit regen,
Wirst du immer bequem leben

Was ist ein Kuss

Nach einem Gedicht von Friedrich Halm, wo ich den Reim verstärkt habe.

Der Kuss, ein Wunder, ein einzigartiges Glück
viel überbrückt
Die Lippe küsst, wohin das Herz sich wohl neigt;
Ehrfurcht die Hände, Mund zur Begegnung bereit
Denn wie des Morgenlandes Weisen sangen
und Freundschaft beleben zärtlich die Wangen

Der Kuss ist für das Kind ein Weg zu Vertrauen
darauf schauen
Bringt lindernd bestärkt dich voller Mitgefühl
Doch der Kuss auf die Lippen er doch aufwühl
und siehe da, es gehet damit aufwärts
wechselt zu Liebe und wildlodernden Herz

Der Kuss kühlt und glüht; er fragt und gibt Antwort
das immerfort
Verlangen auf das müd‘ geschloss’ne Auge,
und schenkt Gnade mit lebenslangen Traute
Und Sehnsucht hauchet ihn seufzend in die Luft:
Noch mehr! Ein Kuss verstärket durch manchen Duft

Der Kuss ist mächtig, darum ihn sehr schätzet
er benetzet
er heilt und er vergiftet, trennt und bindet
kann versöhnen, entzweien und verkündet
Mit Wonne zerstört oder Freude wecket
Verliebte zu ewigen Einheit decket

Und mehr noch, mehr! Was könnte nicht ein Kuss
viel mehr als einfacher Gruss oftmals ein Muss

Frage an das Herz

Gedicht von Friedrich Halm zur Liebe, konnte es unverändert übernehmen

Mein Herz ich will dich fragen:
Was ist denn Liebe, sag?
„Zwei Seelen ein Gedanke,
zwei Herzen und ein Schlag!“

Und sprich, woher kommt Liebe?
„Sie kommt und sie ist da!“
Und sprich, wie schwindet Liebe?
„Die war’s nicht, der’s geschah!

Und was ist reine Liebe?
„Die ihrer selbst vergisst!“
Und wann ist Lieb am tiefsten?
„Wenn sie am stillsten ist!“

Und wann ist Lieb am reichsten?
„Das ist sie, wenn sie gibt!“
Und sprich, wie redet Liebe?
„Sie redet nicht, sie liebt!“

Bumerang

Ein Gedicht von Ringelnatz, zu dem ich drei Verse hinzugefügt habe.

War einmal ein Bumerang;
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum – noch stundenlang –
Wartet auf Bumerang.

War einmal in Sansibar
Liebesferien das ist wahr
täglich verliebter Blick
zu oft die Brieftasche zück
Publikum zu relaxt gar
Träumt nur von Sansibar

War einmal ein totes Huhn
hat nun Zeit sich auszuruhn
den ganzen Tag gepickt
mit Futterwahl ungeschickt
Publikum freut’s eben drum
Schmeckt gut das tote Huhn

War einmal ein schöner Tag
verbracht im Goldenen Prag
das Bier alle entzückt
Tagesausflug wohl geglückt
Publikum es gern so mag
genossen schöner Tag

Parnas

Worte von Goethe neu interpretiert und in ein Lied gefasst. Ein Pamphlet für die Musik

Brüder, lasst uns alles wagen!
eure reine Wange glüht.
mit Musik eben auftragen
dass ihr die Bewegung liebt

Statt zu raffen
Freude schaffen
prasseln Reime
statt die Steine

Brüder, passt aber mächtig auf
strömt dieser Brut entgegen
lasset der Freude ihren Lauf
habt nur dies eine Leben

was sehe ich?
ist es möglich?
grüss mit der Hand
bleibt stets entspannt

Zeigen ihnen neue Wege!
neu fröhliche Takte aufziehn
lieber mit Musik leben
gibt es Ärger besser fliehn

Ja, und dann erneut begegnen
will man sich Recht verschaffen
denn wir können was bewegen
Worte des Dichters Waffen

Liebe Leben
hoch erheben
niemals trübe
leben Liebe

Immer nur Ja

Der Zwilling von Immer nur Nein. Dort einfach Nein durch Ja ersetzt. Mein schnellstes Lied.

Soll’s der Schwager verstehen – Ja
was von ihm gesehen – Ja
oder gar mehr aufgehen – Ja
in schönen Höhen – Ja

Immer nur Ja – schön bist du da
immer nur Ja – das geht mir nah
immer nur Ja – find ich wunderbar

Hast von meinem Schwager gehört – Ja
Noch nie von ihm gestört – Ja
dich noch nie Musik betört – Ja
irgendwas einfährt – Ja

Immer nur …

Weisst du was meinen Schwager freut – Ja
über seine Arbeit – Ja
denkst du wirklich befreit – Ja
gern zu jeder Zeit – Ja

Immer nur …

Ob der Schwager wohl richtig tickt – Ja
Kennst du das grosse Glück – Ja
bewege dich doch ein Stück – Ja
findest du das schick – Ja

Scheinbar ist der Schwager ein Mann – der bewegen kann
Jeder ist interessiert – soviel Begeisterung gespürt
einmal muss doch nein sagen – kritisch hinterfragen

Auf der Alm

Eine Volksweise, die gerne in Lagern gesungen wird, mit anderer Melodie

Auf der Alm da steht eine Kuh
macht ihr Arschloch auf und zu!

Da kommt ein Schwein zu dieser Kuh
und schaut ihr beim pfeifen zu!

Da fragt die Kuh das dumme Schwein
Grüss Gott was darfs bitte sein?

Da sagt das Schwein zur dummen Kuh,
halt besser dein Arschloch zu!

Das sagt die Kuh zum dummen Schwein
fällt dir nichts besseres ein

Lass mich fressen in aller Ruh
mein Arschloch ist halt tabu

Irgendwie muss Dreck entweichen
aus dem Arsch fröhlich pfeifen

Schau du das du kein Arschloch bist
weder vermisst noch vergisst

Und die Moral von der Geschicht
wer wohl hier das Arschloch ist

Immer nur nein

Frustrierend, dass sich niemand für den Schwager interessiert, immer nur nein

Soll’s den Schwager schlecht gehen – Nein
noch von ihm gesehen – Nein
oder ihn gar verstehen – Nein
in schönen Höhen – Nein

Immer nur nein – mach mich nur klein
immer nur nein – find ich gemein

Hast du meinen Schwager gestört – Nein
Noch nie von ihm gehört – Nein
dich noch nie Musik betört – Nein
irgendwas einfährt – Nein

Immer nur …

Weisst du was meinen Schwager freut – Nein
über seine Arbeit – Nein
denkst du wirklich befreit – Nein
gern zu jeder Zeit – Nein

Immer nur …

Ob der Schwager wohl richtig tickt – Nein
Kennst du das grosse Glück – Nein
bewege dich doch ein Stück – Nein
findest du das schick – Nein

Dabei ist der Schwager ein Mann – der bewegen kann
nein, niemand ist interessiert – nie soviel Abneigung gespürt
einmal muss doch ja sagen – lass dich einladen

Schwierige Auskunft

Ich frage gerne die Leute, wenn ich was suche, doch nur wenige wissen wirklich Bescheid.

Wie komme ich denn zum Bahnhof
ist der Hauptbahnhof, richtig
das ist schon wichtig
ja, dann lauf ich mal los

Zu Fuss oder mit Strassenbahn
wie lange brauche ich Zeit
ist es wirklich weit
wann kommt die nächste an

Sorry, ich verstehe sie nicht
was haben Sie grad gesagt
hab ich das gefragt
ja, das ist ihre Sicht

Soll mitten durch die Passage
das macht sicher keinen Zweck
steht’s im Internet
bringen mich in Rage

Ich hör besser auf mein Smartphone
ja, ist das der richtige Ort
und der Bahnhof dort
ja, ich kapiere schon

Womöglich kommen sie nicht draus
wie weiss, ob ich richtig bin
Fragen ohne Sinn
niemand ist hier zuhaus

Vortrag ans Hochzeitspaar

Ein Hochzeitslied, welches Freunde singen könnte

Eure Hochzeitssonne scheint.
Wir hoffen, dass ihr es ehrlich meint.
Wenn wir nach zwei, vier, acht oder zehn
vergangenen Jahren dann sehn
hoffen wir, dass wir euch dann noch verstehn.

Und wenn ihr dann – hinterher,
euch sogar das Glück mal vermehr
und dann – glücklicher als mit uns seid,
noch gleich verliebt nach Probezeit,
doppelte Freude mit halbem Leid,

Nun sich die Hände fassen.
die Welt vom Stapel lassen.
alle treten respektvoll zurück:
freut euch auf die Zukunft ein Stück
Jubeln wir alle mit Gott viel Glück

und schenken freudigen Blick

Ich habe dich so lieb

Nach einen Gedicht von Joachim Ringelnatz, ein verzweifelter Versuch die Liebe zu erneuern

Du, ich habe dich so lieb!
möchte gerne bedenken
es mit dir viel schönes gibt
um dir den Tag zu schenken

Ich habe dir nichts getan
Nun ist mir traurig zu mut
was ich wohl jetzt machen kann
tut eine Rose wohl gut

Vorbei – verjährt – bin leise
doch will nimmer vergessen.
egal wohin ich reise
und immer noch vermessen

Doch, die Zeit hat sich entstellt
und wie alle Lebewesen
ein Hund manchmal sinnlos bellt
würde so gerne lesen

Er kann auch niemals schreiben
doch er schwänzelt immer treu
können länger so bleiben
leben besser Liebe neu

Und wie ich dann wohl lache
gern wie ein freudiges Sieb
Lücken sind dann Hauptsache
denk – ich habe dich so lieb (2x)

Champagnerlied

Georg Herwegh fragt in dem Gedicht nach dem Sinn des Kampfes und freut sich am Leben.

Wir griffen jüngst, den Weltbrand anzufachen,
Ihr Brüder, nach dem Schwert;
Doch diese Welt, so lasst uns drüber lachen!
Ist unsres Ernsts nicht wert.
Juchhe, die Narrenschelle!
Die Jugend ist ein Glas Champagnerwein:
Drum will sie schnelle, schnelle,
Gleich frisch an ihrer Quelle,
Getrunken sein. Schenkt ein! Schenkt ein!

Was kümmern uns die Kronen und die Fürsten?
Gott segne unsern Herrn!
Wir wollen was zu trinken, wenn wir dürsten,
Wir zechen all so gern.
Lasst uns die Hände reichen
Zu trautem, frischem, fröhlichem Verein!
Die Reben, nicht die Eichen,
Die sollen unser Zeichen,
Ja, Zeichen sein. Schenkt ein! Schenkt ein!

Lasst den Philister mit dem Leben sparen –
Er ist ein armer Mann.
Soll ich zu Wasser in den Himmel fahren,
Wenn ich’s im Feuer kann?
Juhe, die Narrenschelle!
Die Jugend ist ein Glas Champagnerwein:
Drum will sie schnelle, schnelle,
Gleich frisch an ihrer Quelle,
Getrunken sein. Schenkt ein! Schenkt ein!

Abends

Nach einen Gedicht von Georg Herwegh, einen grossen Lyriker

Du siehst den Himmel sich mit Purpur schmücken,
Doch alsbald, wie herauf die Sterne steigen,
Sich hinterm Berg hinab den Purpur neigen,
Denn er verschmäht′s, mit ihnen sich zu sticken.

Soll ich das Herz mit seinem Haupte flicken? –
Wenn abends stolz sich die Gedanken zeigen,
Dann wird das Herz, krank, müd und todwundt, schweigen,
Sein flammend Mal entziehn den Zweifelblicken.

Nacht ist′s, ob tausend Stern am Himmel stehen,
nacht, trotz des Hauptes blitzenden Gedanken,
und in des Morgens Purpur sie ertranken
Tag, wird wenn im Frühlicht beide vergehen

Das Herz will neues Glück anflehen
nie die Liebe zum frischen Tag erkranken
stattdessen sich für Freude Licht bedanken
einen wunderbaren Tag herbeiwehen

Abends – nachts – neuer Tag

Kritik des Herzens

Wilhelm Busch denkt hier über eine Beziehung und sein angebliches Versagen nach.

Vor Jahren warn wir mal entzweit
Streithammel von übler Sorte
wir sagten beide zu jener Zeit
viele bitterböse Worte
Drauf handelten wir gemeinsam geschickt
wir schlossen Frieden und haben
bitterböse Worte erstickt
und fest und tief begraben.

jetzt ist es wirklich recht fatal,
dass wieder ein Zwist notwendig.
O weh! Die Worte von dazumal,
werden nun wieder lebendig.
Die kommen nun erst in offnen Streit
Und fliegen auf alle Dächer;
bringen wir sie in Ewigkeit
in unsere Gemächer.

Ich sollt mich nur amüsieren,
ich wollte gern was Rechtes sein
musste mich immer genieren.
es fiel mir dabei gar nichts ein
Oft begann ich hoffnungsvoll und froh,
doch dachte jeden Donnerstag
Und später kam es doch nicht so.
Wie es drehn und wenden mag

Bald klopft vor Schmerz und bald vor Lust
tadelswert ist doch unser Tun
das Herz schwillt auf in meiner Brust.
Gesetzt den Fall, es käme nun
wir handeln selten brav und bieder.
und das müssen wir verstehen
Die Sündflut kommt noch mal wieder,
bleibt dennoch unbesehen

Max und Moritz

Wilhelm erzählt mit seinen Bildern und der Geschichte von einem unrühmlichen Ende nach verrückten Streichen.


Max und Moritz machten beide,
Als sie lebten, keinem Freude:
Bildlich siehst du jetzt die Streiche
sorgten für vieles Gekreische
Mit behaglichem Gekicher,
Weil du selbst vor ihnen sicher.

Aber du Leser bedenke stets:
Wie man’s treibt, mein Kind, so oft geht’s.
Ach was muss man oft von bösen
Kindern hören oder lesen!
Wie zum Beispiel hier von diesen,
die Max und Moritz hießen.

Die, anstatt durch weise Lehren
Sich zum Guten zu bekehren,
Oftmals noch darüber lachten
Und sich heimlich lustig machten.
Ja, auf zur Übeltätigkeit,
Ja, dazu ist man heut bereit!

Menschen necken, Tiere quälen,
Äpfel, Birnen, Zwetschgen stehlen
Das ist freilich angenehmer
Und dazu auch viel bequemer,
Als in Kirche oder Schule
Festzusitzen auf dem Stuhle.

Aber wehe, wehe, wehe,
Wenn ich auf das Ende sehe!!
Ach, das war halt ein schlimmes Ding,
Wie es dem Max und Moritz ging.
Drum ist hier, was sie getrieben,
Abgemalt und aufgeschrieben, abgemalt und aufgeschrieben

Durchweg lebendig

Ein nachdenkliches Gedicht von Wilhem Busch, von mir ergänzt

Nirgend sitzen tote Gäste.
Allerorten lebt die Kraft.
Ist nicht selbst der Fels, der feste,
Eine Kraftgenossenschaft?

Festgeschweisst ewig halte
verbinden kleine Teile
sie nur mit Dynamit spalte
nun der Fels ewig weile

Durch und durch aus Eigenheiten,
So und so zu sein bestrebt,
Die sich lieben, die sich streiten,
Wird die bunte Welt gewebt.

Hier gelingt es, da mißglückt es.
Wünsche finden keine Rast.
Unterdrücker, Unterdrücktes,
Jedes Ding hat seine Last

Und denke was wird mal werden
verlassen die Erde nie
wenn wir dennoch einmal sterben
überlebt die Fantasie

Michael Kohlhaas

Grundlage ist die Novelle von Heinrich von Kleist, der die Auswüchse fehlender Rechtsmittel aufzeigt

Ich möchte euch erzählen,
was passiert, wenn Rechtswege fehlen
und die Opfer Selbstjustiz wählen
und Unschuldige quälen

Michael Kohlhaas wurde betrogen
das schlug bei Herrschenden keine Wogen
einfach kein Verfahren angesetzt
somit Bürgerrechte verletzt

Er hat den Fürsten höflich gebeten
er möge Gerichtsbarkeit auflegen
die Beziehung zum Fürst den Verbrecher schützt
und Michael Kohlhaas abgeblitzt

Petition wurde nicht angenommen
die liebe Frau dabei umgekommen
Michael Kohlhaas wird zum Verbrecher
und wütet als böser Rächer

Ich möchte …

Viele Menschen bei seinem Kampf sterben
was wird nun mit Michael Kohlhaas werden
fragt Martin Luther doch zu vermitteln
ihn als Verbrecher betiteln

Ich möchte …

Gefangen, er konnte den Tod lieben
war mit der Wehrhaftigkeit zufrieden
hätten lieber die Tat anfangs geklärt
und sich dort um die Bürgerrechte geschert
nun ist viel Unrecht dadurch entstanden
Liebe, komme nie abhanden

Vive la Republique

Das Gedicht von Georg Herwegh beschreibt die Republik in der Schweiz, für meinen Vortrag habe ich einige Verse gekürzt

Berg an Berg und Brand an Brand
Lodern hier zusammen;
Welch ein Glühen! – ha! so stand
Ilion einst in Flammen.
Ein versinkend Königshaus
Raucht vor meinem Blicke,
Und ich ruf‘ ins Land hinaus:
Vive la république !

Heil’ge Gluten, reiner Schnee,
Golden Freiheitkissen,
Abendglanzumstrahlter See,
Schluchten, wild zerrissen –
Daß im Schweizerlandrevier
Sich kein Nacken bücke!
Kaiser ist der Bürger hier;
Vive la république !

Eine Phalanx stehet fest,
Fest und ohne Wanken,
Und an euren Alpen meßt
Euere Gedanken!
Eurer Berge Kette nur
Ward euch vom Geschicke;
Auf die Kette schrieb Natur:
Vive la république !

Blumen um die Schläfe her
Steigen eure Höhen,
Frisch, wie Venus aus dem Meer,
Auf aus euren Seen;
Daß aus deinem Jungfernkranz
Man kein Röschen knicke,
Schweizerin, hüt‘ ihn wohl beim Tanz!
Vive la république !

Auf die Felsen wollte Gott
Seine Kirchen bauen;
Vor dem Felsen soll dem Spott
Seiner Feinde grauen!
Zwischen hier und zwischen dort
Gibt’s nur eine Brücke:
Freiheit, o du Felsenwort!
Vive la république !

Ein Saxophonist hat sich eine neue Melodie überlegt und ich nehme diese gerne hier auf.

Freiheit ist Liebe

Das schöne Gedicht zur Freiheit von Friedrich Halm habe ich um drei Strophen erweitert.

Freiheit ist Liebe, Freiheit ist Recht
Zum Menschen weiht und adelt sie den Knecht,
Bewaffnet steht sie an des Thrones Stufen,
Und Achtung dem Gesetz hört man sie rufen.
Achtung uns selbst und unsrer Menschenpflicht.
Wer sie verletzt, verdient die Freiheit nicht!

Freiheit ist Liebe, Freiheit ist Kampf
doch wir wollen ihn nicht den Pulverdampf
Friedlich erheben, lass uns gewähren
und baldigst das Glück aller Bürger mehren
Und darum zeigt allen euer Gesicht
sonst behalten wir die Freiheit nicht!

Freiheit ist Liebe, Freiheit ist Glück
nie zum Feudalismus der Weg zurück
für die Gemeinschaft sich stets einsetzen
statt gegen Benachteiligte zu hetzen
jeder zur Solidarität aufbricht
einen alleine nützt die Freiheit nicht

Freiheit ist Liebe, Freiheit sind wir
dich nicht der Bequemlichkeit heute zier
Verantwortung heisst unser Zauberwort
welches für alle gilt, gleich an jeden Ort
und immer entzünden für sie ein Licht
in Zukunft Liebe in Freiheit aufbricht

Lattenzaun

Ein Galgengedicht von Christian Morgenstern, ein wenig erweitert

Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.

Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein.
ein Schreck für kleine Kinderlein
dies darf in unserer Stadt nicht sein
drum zog ihn der Senat auch ein.

Der Zaun wollte sich noch wehren
und bei Gericht mal beschweren
Der Architekt war gar nicht froh
und versteckte sich auf dem Klo
heimlich durch dessen Fenster floh
nach Amerika irgendwo

Der Richter sprach zum lieben Zaun
der Schuldige ist abgehaun
Du Zaun, Latten hast im Nu
die Leute machen gerne zu
denn so sorgst du im Nu für Ruh
Freiheit Tabu, das ist der Clou (2x)

Der Seufzer

Gefährlich, wenn es einen warm um das Herz wird :-), nach Christian Morgenstern

Ein Seufzer lief Schlittschuh nachts auf dem Eis
und träumte von Liebe und Freude.
es war dort beim Stadtwall, und schneeweiss
glänzten die alten Gebäude.

Der Seufzer spürte nicht wie Zeit verging
träumte weiter von seinem Glück
wo führt das am Abend noch hin
lief beherzt vor und zurück

Der Seufzer dacht an sein lieb Mädelein
und blieb erglühend lang stehen
dass dünne Eis brach darauf ein –
er ward nimmer gesehen.

Ein Seufzer verlor halt den Verstand
vom Wasser ward nun verschlungen
fehlte eine helfende Hand
Liebe ist wohl misslungen

Der Seufzer ist ersoffen – halt dumm geloffen

Zauberer und Frosch

Ein humorvolles Gedicht vom Schweizer Schriftsteller Carl Spitteler, der einst den Literatur Nobelpreis erhalten hat

Nachdenklich schritt ein Zaubrer auf und ab
Was nützt mir den der Zauberstab?
Es gilt ja bloß zu wünschen, nur zu handeln;
den Frosch verwandeln.«

Er schwang den Stock, rief den Spruch »Abrada«,
Und fertig stand der Engel da.
Himmlisch und hehr, beschwingt mit schönen Flügeln,
Leidenschaft zügeln

Er baut ihr einen Tempel mit Altar
Und bot ihr knieend Weihrauch dar.
Den Weihrauch liess der Engel einfach liegen –
Und schnappte Fliegen.

Der Zaubrer lachte: »So wars nicht gemeint.
Ein Lurch gibt keine Lerche, wie es mir scheint.
Und unkonzentriert sich wollte beeilen,
Den Frosch zu heilen

Zum Zauberstocke griff er unverwandt.
O weh, den hatte sie verbrannt!
Was blieb ihm nun von seinen Zauberschnaken
als mitzuquaken

Rakete und Kater

Ein Gedicht von Joachim Ringelnatz, dass ich gleichlange Verse leicht umgeschrieben habe.

Hui! Die Rakete stieg. Sie fauchte
In ferne, dunkle Abendwolken tauchte.
Am Dach vorbei und höher, glühend jung.
wundervoll in Linienschwung

Auf dem Dache ein schwarzer Kater.
Der sah die schöne Linie, was tat er?
Zunächst: er fauchte ziemlich ebenfalls.
Dehnte sich, reckte seinen Hals.

Krümmte dann den Buckel, hob ein Ohr
Und streckte seinen Schweif graziös empor,
Um jene Linie nachzumachen.
Die Rakete barst vor Lachen.

Da warf sich unser schwarzer Kater
Wild gestreckt auf den Rücken. Und was tat er?
Was tat er schimpfen außer sich vor Wut?
Er tat es kräftig, tat es gut;

Aber es gelang ihn einfach nicht
gerade auf dem Rücken war er erpicht
den Raketenbogen kriegt er nicht raus
und schnurrte halt traurig zuhaus

Weisst du

Das Original von Joachim Ringelnatz von mir als Lied umgeschrieben.

Wie wohl Kinder zeugt der Tausendfuss
wer weiss es wohl, ich nicht, weisst du’s
wie die wohl anfangs gehen
wie die später es sehen?

Weisst du wohl, dass eines Flugzeugs Schatten,
über Häuser, Bäume, Matten,
Menschen, Tieren, Wasser schwebt,
nichts und niemand widersteht?

Jeder weiss, dass die Spinne Netze spinnt
Insekten damit Unheil bringt
aber weisst du, warum Schweigen
und sich Menschen viel meiden

Weisst du, weisst du, was wir sollen wissen
und wir dafür machen müssen
viel miteinander sprechen
und weniges berechnen

Lange Beine

Das Original von Joachim Ringelnatz heisst Lautsprecher, viel ist von mir

Du weisst sehr wohl, was du erweckst,
als Frau, mit deinen schönen Beinen.
ob du wenig oder mehr versteckst.
das ist ein Spiel mit Scheinen.

Spiel muss Fantasie belügen.
manch Lüge ermisst nicht, was sie nimmt.
Die Kühnheit genießt Vergnügen,
Die weit hinaus in die Klarheit schwimmt.

Bein: Knochen, Fleisch und Haut daran,
mich mein Verlangen und Hirn zerknüllt
wie gut ich heut wohl schlafen kann
in verrückten Träumen eingehüllt

Drängt es mich, in die Welt zu schrein,
ich bin gestört in dem Verlangen
zu streicheln mehr als tausend Bein
in Liebe schöner Frau’n gefangen

Haarwechsel

Das Original von Heinrich Heine heisst Wechsel, die Strophen 3-5 sind von mir gedichtet

Mit der Brünetten hat’s ein Ende!
Ich gerate dieses Jahr
Wieder in ihre blauen Augen,
Wieder in das blonde Haar.

Die Blondine, die ich dann liebe,
Ist so fromm, so sanft, so mild!
In der Hand den Lilienstengel,
Wäre sie ein Heil’genbild.

Doch wird mit vergangenen Zeiten
ihr Haar mal ergrauen
wie das Leben beginnt zu herbsten
mich vielleicht wieder trauen

Ein Mädchen suchen mit schwarzer Pracht
und sie mit Geld umgarnen
denn im Alter es viel nicht mehr nützt
vielleicht schenkt sie Erbarmen

Heute eine grosse Wahl an Farben
Friseur jeden Farbton wählt
der Frau mag wohl passend scheint
ob die Haarfarbe viel zählt

Hässige Menschen

Schaffen wir es wirklich, schlechte Menschen zu lieben, oder müssen wir den Tarif durchgeben?

Ihr müsst sie lieb und nett behandeln,
erschreckt sie nicht – sie sind so zart!
Ihr müsst mit Palmen sie umwandeln,
getreulich ihrer Eigenart!
schlagt euern Hund, wenn er kläfft:
Küsst diese hässigen Menschen, wo ihr sie trefft!

Wenn sie in ihren Sälen hetzen,
sagt: »Ja und Amen – aber gern!
Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!«
Und prügeln sie, so lobt den Herrn.
Denn Prügeln ist ihr Geschäft!
Küsst diese hässigen Menschen, wo ihr sie trefft.

Und schießen sie –: du lieber Himmel,
schätzt ihr das Leben hoch ein?
Das ist ein Pazifisten-Fimmel!
Wer möchte nicht gern Opfer sein?
verteilt das hassvolle Heft
küsst diese hässigen Menschen, wo ihr sie trefft

Gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen …
nennt sie: süssen Schnuckerchen,
Doch dann verspürt ihr auch, ihr mal auch
schlechtes Gefühl in euern Bauch
so die Liebe hier entkräft
kämpft gegen hässige Menschen, wo ihr sie trefft

Album meiner Frau

Das Gedicht von Friedrich Hebbel 1:1 übernommen

In deiner Seele unbefleckten Adel,
In ihrer Unschuld, wurzeln deine Schwächen,
Und was die meisten vor gemeinem Tadel
Bewahrt, das ist ihr innerstes Gebrechen.

Es könnte einer dir das Leben rauben,
Und wäre dir schon halb dein Blut entquollen,
So würdest du ihm noch im Sterben glauben,
Er hätt′ dir bloß die Ader öffnen wollen.

Will die Natur die Schönheit rein entfalten,
So darf sie nichts von ihrem Feind ihr sagen,
Sie kann nur dann das Herrlichste gestalten,
Doch muß sie seinen Untergang auch wagen.

Oft wünscht′ ich dir zu deinem vollen Frieden,
Du möchtest in der Brust des Feindes lesen,
Doch weiß ich wohl, es wird dir nicht beschieden,
Denn dieser Mangel trägt dein ganzes Wesen!

Patnos

Sehr frei interpretiert das häufige zitierte Gedicht von Friedrich Hölderlin

Nah ist und dennoch schwer zu fassen
das ist unser herrlicher Gott
Wo Gefahr ist hoffen, und ihn lassen
das Rettende kommt auch.

Im Finstern wohnen und erzittern
wenn die Adler furchtlos kreisen
als Söhne der Alpen nie erzittern
so weisst du was ich brauch

Drum, da gehäuft stehen rings um mich
Gipfel der Zeit, und die Liebsten
Nah wohnen, freudig ermattend auch dich
betörend wie Weihrauch

So gib unschuldig Wasser an all,
o Fittige, treuester Sinn
hinüberzugehn ohne jede Qual
schenke lang Liebeshauch

Meine Lieder

Das Gedicht von Louise Otto Peters vertont, auf dem Liedblatt sind nur die ersten drei Verse.

Als Kind schon nahm die Leier ich zu Handen –
Denn früh verlernte ich der Kindheit Spiele;
Ich träumte nur in stillen Dichterlanden
Entrückt der Schwestern lärmenden Gewühle.
Ob auch mein Lied verstimmt und schrill geklungen
Gleich einer Glocke, die entzwei gesprungen,
Dumpfdröhnend nur und unharmonisch läutet:
Ich wußt es doch was Dichterlust bedeutet!

Ich sang von Schmetterlingen und von Sternen,
Sang meinen Teuern, die im Jenseits wallen,
Ich sang von Gott und heiligen Himmelsfernen,
Bald auch von Rosen und von Nachtigallen,
Von Nachtigallen, denn im Liebeshaine
Fühlt ich der Liebe Wonne als die meine –
Fühlt ich ein neues Wesen mich geworden –
Da – ha! ein Schlag – ich stand an Grabespforten.

Sie gähnten weit und schlossen dann sich wieder –
Ich blieb zurück auf thränenfeuchter Erde,
Um mich verdorrte Kränze, Klagelieder,
In mir ein Feuer, das am Herzen zehrte! –
Was sing ich nun? – soll ich in eitlen Klagen,
Der kalten Welt von heißen Schmerzen sagen?
Soll ich um Mitleid singend betteln gehen?
Soll feig den Tod ich um Erlösung flehen? –

O Eines, Eines hab ich mir gerettet,
Es ist der Stolz, der mit dem Schicksal ringet,
Der sich wohl auch auf einem Grabe bettet,
Und doch im Leide festen Mut erzwinget.
O der weiß nichts von starren Ohnmachtskrämpfen
Er wagts noch um das höchste Gut zu kämpfen
Auf denn zum Lied! als Schwert solls Euch begegnen
Es ist gefeit zum Rächen und zum Segnen.

Das Lied der Freiheit ist mir noch geblieben –
Ich will es kühn vor ihren Feinden singen;
Es soll mit Jubeln und mit heilgen Lieben
Zu ihnen und des Volkes Freunden dringen.
Sie können höhnen mich und schweigen heißen,
Die Lieb zur Freiheit nimmer mir entreißen.
In solchem Kampfe fühl ich mich gefunden:
Der Streit der Freiheit heilt der Liebe Wunden.

Hoffnung

Friedrich Schiller beschreibt in seinen Lied die Hoffnung

Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
umflattert fröhliche Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
wird mit dem Greis nicht begraben,
beschließt er im Grab den müden Lauf,
am Grab pflanzt er – die Hoffnung auf.

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirn des Toren,
Im Herzen kündet es laut sich an:
Zu Besserm sind wir geboren!
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.

Mädchen aus der Fremde

Friedrich Schiller zeigt hier den Bereicherung durch eine fremde Kultur; Gastfreundschaft

In einem Tal bei armen Hirten
Erschien mit jedem jungen Jahr,
Sobald die ersten Lerchen schwirrten,
Ein Mädchen, schön und wunderbar.

Sie war nicht in dem Tal geboren,
Man wußte nicht, woher sie kam,
Und schnell war ihre Spur verloren,
Sobald das Mädchen Abschied nahm.

Beseligend war ihre Nähe,
Und alle Herzen wurden weit,
Doch eine Würde, eine Höhe
Entfernte die Vertraulichkeit.

Sie brachte Blumen mit und Früchte,
Gereift auf einer andern Flur,
In einem andern Sonnenlichte,
In einer glücklichern Natur.

Und teilte jedem eine Gabe,
Dem Früchte, jenem Blumen aus,
Der Jüngling und der Greis am Stabe,
Ein jeder ging beschenkt nach Haus.

Willkommen waren alle Gäste,
Doch nahte sich ein liebend Paar,
Dem reichte sie der Gaben beste,
Der Blumen allerschönste dar.

Stündlein wohl vor Tag

Das Gedicht von Eduard Mörike will motivieren früher aufzustehen

Ein Stündlein wohl vor Tag
Derweil ich schlafend lag,
erst später aufstehn mag
sang vor dem Fenster auf dem Baum
Ein Schwälblein mir, ich hört‘ es kaum,

Ein Stündlein wohl vor Tag:
Hör an, was ich dir sag‘,
Dein Schätzlein ich verklag‘:
Derweil ich dieses singen tu‘,
Herzt er ein Lieb in guter Ruh‘,

Ein Stündlein wohl vor Tag.
O weh! nicht weiter sag‘!
O still, nichts hören mag!
Flieg ab, flieg ab von meinem Baum!
Ach, Lieb‘ und Treu‘ ist wie ein Traum

Ein Stündlein wohl vor Tag.

Unruhe der Nacht

Ich beim Lied jeden Vers den Titel vorangestellt. Einige Verse von Gottfried Keller habe ich beim Liedblatt ausgeklammert

Unruhe der Nacht
Nun bin ich untreu worden
Der Sonn′ und dem Sonnenschein;
Die Nacht, die Nacht soll Dame
meines kleinen Herzens sein!

Unruhe der Nacht
Sie ist von düstrer Schönheit,
Hat bleiches Nornengesicht,
Und eine Sternenkrone
Ihr dunkles Haupt hier umflicht.

Unruhe der Nacht
Heut ist sie so beklommen,
Unruhig und voller Pein;
Sie denkt an ihre Jugend –
Das muss ein Gedächtnis sein!

Unruhe der Nacht
Es weht durch alle Täler
Ein Stöhnen, klagend und bang;
Wie Tränenbäche fliessen
Die Quellen vom Bergeshang.

Unruhe der Nacht
Die schwarzen Fichten sausen
Und wiegen sich her und hin,
über die wilde Heide
nun verlorene Lichter fliehn.

Unruhe der Nacht
Dem Himmel bringt ein Ständchen
Das dumpf aufrauschende Meer,
es zieht auf ein Gewitter
mit lauten Spiele daher.

Unruhe der Nacht

Will vielleicht betäuben!
Die Nacht den uralten Schmerz?
Und an noch ältere Sünden
Denkt wohl ihr reuiges Herz?

Unruhe der Nacht
Ich möchte mit ihr plaudern,
Wie man mit dem Liebchen spricht –
Umsonst, in ihrem Grame
dafür sieht und hört mich nicht!

Unruhe der Nacht
Ich möchte sie gern befragen
werde doch immer gestört,
hat vor meiner Geburt schon
da meinen Namen gehört?

Unruhe der Nacht
Sie ist so wie Sibylle
kennt dabei sich selber kaum;
Sie, der Tod und wir alle
Sind Träume von einem Traum.

Unruhe der Nacht
Ich will mich schlafen legen,
Der Morgenwind schon her zieht –
Trauerweiden am Kirchhof,
Summt bitte mein Schlummerlied!

Dankbares Leben

Gottfried Keller beschreibt hier die Dankbarkeit für das Leben in seiner Zeit

Was gestern freudig mocht′ das Herz erheben,
Wir müssen′s lächelnd heute rückwärts stellen;
Wenn die Erfahrungen des Geistes schwellen,
Erlebnisse gleich Blumen sie durchweben.

So mag man breiter stets den Strom erschauen,
Auch tiefer mählich sehn den Grund wir winken
denn wissen, wir werden niemals versinken
Und lernen täglich mehr der Flut vertrauen.

Nun zierliche Geschirre, sie zu trinken,
Leiht, Götter! uns, und Marmor, um zu bauen
statt im Leben tiefsinnig zu ergrauen
Den festen Damm zur Rechten und zur Linken!
So wollen wir gern in die Zukunft schauen

Wie schön, wie schön ist dieses kurze Leben,
Wenn es eröffnet alle seine Quellen!
Die Tage gleichen klaren Silberwellen,
Sich mit Macht zu überholen streben.

Wartelohn

Wie ist es auf ein Rendevouz zu warten und mit Liebe beglückt zu werden?

Morgenjunge Herrlichkeit,
Hell die Welt und frisch der Wind,
Wartend klopft mein Herz geschwind -:
Eine Minute schon über der Zeit!
Ach, wie oft schon sagt ichs meinen Kind

Sie ist wichtig, die Pünktlichkeit!
weil die Zeit langsam entsinnt,
Und ich schaue fast mich blind,
Ist das Mädel denn nicht gescheit?
Zehn Minuten schon über der Zeit!

Soll ich eine Ewigkeit
Wartend sehnen Geduld nimmt
Der Minutenfolge breit
Wie ein Lavastrom – Zeit, oh Zeit!
Deine Minuten wie Stunden sind! …

Sieh, da flattert ihr blaues Kleid,
Flattert fröhlich jetzt im Wind!
Alles Warten ist verwunden,
Hat sich Mund auf Mund gefunden,
dehnten sich gerne die Sekunden

Blick in Blick sich eingesenkt.
ich mich dafür gern verrenkt
Und der Wind mit Neigen
Ein Panier aus Frühlingszweigen
Über unsren lieben Küsse schwenkt.

Poetentod

Ein Gedicht von Gottfried Keller, auf meinen Liedblatt habe ich nur fünf Strophen

Der Herbstwind rauscht; der Dichter liegt im Sterben,
Der letzten Sonne Strahl, netzt er den Mund;
An seinem Lager knie′n die zarten Erben,
Tut er den letzten Willen also kund:

Mit dunklem Purpurwein, darin ertrunken
Die Blätterschatten fallen an der Wand;
Dann wieder rückwärts auf den Pfühl gesunken,
Des Weibes Stirn ruht heiß auf seiner Hand.

„Die ich aus luft′gen Klängen aufgerichtet,
Vorbei ist dieses Hauses Herrlichkeit;
Ich habe ausgelebt und ausgedichtet
Mein Tagewerk und meine Erdenzeit.

Das keck und sicher seine Welt regierte,
Es bricht mein Herz, mit ihm das Königshaus;
Der Hungerschlucker, der die Tafel zierte:
Der Ruhm, er flattert mit den Schwalben aus.

So löschet meines Herdes Weihrauchflamme
Und zündet wieder schlechte Kohlen an,
Wie′s Sitte war bei meiner Väter Stamme,
Vor ich den Schritt auf dieses Rund getan!

Und was den Herd bescheid′nen Schmuckes kränzte,
Was sich an alter Weisheit um ihn fand,
In Weihgefäßen auf Gesimsen glänzte,
Streut in den Wind, gebt in der Juden Hand!

Daß meines Sinnes unbekannter Erbe
Mit find′ger Hand, vielleicht im Schülerkleid,
Auf off′nem Markte ahnungsvoll erwerbe
Die Heilkraft wider der Vernachtung Leid.

Werft jenen Wust verblichner Schrift in′s Feuer,
Der Staub der Werkstatt mag zu Grunde geh′n!
Im Reich der Kunst, wo Raum und Licht so teuer,
Soll nicht der Schutt dem Werk im Wege steh′n!

Dann laßt des Gartens Zierde niedermähen,
Weil unfruchtbar; die Lauben brechet ab!
Zwei junge Rosenbäumchen lasset stehen
Für mein und meiner lieben Frauen Grab!

Mein Lied mag auf des Volkes Wegen klingen,
Wo seine Banner von den Türmen weh′n;
Doch ungekannt mit mühsalschwerem Ringen
Wird meine Sippschaft dran vorübergehn!“

Noch überläuft sein Angesicht, das reine,
Mit einem Strahl das sinkende Gestirn;
So glühte eben noch im Purpurscheine,
Nun starret kalt und weiß des Berges Firn.

Und wie durch Alpendämmerung das Rauschen
Von eines späten Adlers Schwingen webt,
Ist in der Todesstille zu erlauschen,
Wie eine Geisterschar von hinnen schwebt.

Sie ziehen aus, des Schweigenden Penaten,
In faltige Gewande tief verhüllt;
Sie geh′n, die an der Wiege einst beraten,
Was als Geschick sein Leben hat erfüllt!

Voran, gesenkten Blicks, das Leid der Erde,
Verschlungen mit der Freude Traumgestalt,
Die Phantasie und endlich ihr Gefährte,
Der Witz, mit leerem Becher, still und kalt.

Henne und Ei

Erklärt den Osterhasen, nach einem Gedicht von Eduard Mörike

Die Gelehrten und die Pfaffen
streiten sich mit viel Geschrei,
was hat Gott zuerst erschaffen –
wohl die Henne, wohl das Ei!

Wäre das so schwer zu lösen –
erstlich ward ein Ei erdacht,
doch weil noch kein Huhn gewesen –
darum hat´s der Has` gebracht!

Und es braucht genügend Futter
das ein Leben leben kann
doch schauen wir in Kalkutta
haben wir ganz schön vertan

So gebt allen was sie brauchen
für die Pflanze, Mensch und Tier
mag schönes Leben auftauchen
bewegt euch, vergesst die Gier

Der Floh

Die Geschichte vom Floh endet bei Joachim Ringelnatz mit dem Entstehen zweier Flöhe. Beim Pferd gehören Flöhe zum Leben.

Herr Müller hatte einen Floh
Der stach Herrn Müller irgendwo
Bedankte sich für die Ehre
nahm er seine lange Schere

Und schnitt ihn in zwei Teile
Jedoch, nach ‘ner kurzen Weile
Da wurden aus dem einen Floh
Zwei neue Flöhe draus – Oho

Da sprach einer von den beiden
Ja, einen Floh so zerschneiden
das ist doch für niemanden schön
schafft nur manch neues Problem

Wir müssen jetzt noch mehr pieksen
und irgendwo viel mehr kieksen
und willst du uns mal loswerden
bring uns halt zu deinen Pferden

Pferde liebe Flöheleben
sie springen viel besser eben
alle sind viel in der Natur
ja das ist uns’re Lebenskur

Der Geizhals

Bei Joachim Ringelnatz wird bis zum Verstecken das Goldes der Geizhals beschrieben. Das niemand was mitnehmen kann, ist bekannt

Er zählt und rechnet und zählt immerzu
dem Geizhals lässt sein Geld keine Ruh
drei Säcke voll Gold gehörig schwer
besitzt er schon und er möchte noch mehr

Im dunklen Garten vergräbt er sie dann
damit sie ja keiner finden kann
und rastlos läuft er nun hin und her
er isst nicht mehr und er schläft nicht mehr

Und deshalb ist er krank im nächsten Jahr
fast halb so dünn als er früher war
für Essen bezahlen hasst es sehr 
er hungert und sein Magen bleibt halt leer

Wichtig für ihn dass er Geld behält
und ihn ja keiner dabei nachstellt
eines Tages der Tod hat es schwer
ein Leben ohne Freude nicht begehr

und er vergisst – dass der Geiz ihn auffrisst

Im Manöver Biwak

Das Leben der Soldaten, desertieren wird immer noch hart bestraft, warum sollen Menschen töten?

Im Feld hintern Kirchhofsgemäuer
lodert versteckt ein Lagerfeuer
schlafen ermüdet die braven Soldaten
und träumen von Gänsebraten

Sie halten noch das Gewehr im Arm
der lange Mantel hält sie warm
nur einer steht einsam am Feuer und wacht
horcht hinaus in die schwarze Nacht

Und sollte er den Feind entdecken
muss er die Kameraden wecken
doch dafür ist es sicherlich schon zu spät
Gegner finden leise den Weg

Greifen an, wenn man sie nicht bemerkt
sich niemand gegen Morden sperrt
fragt euch, wem nützt denn eigentlich das Kriegen
schenken wir uns lieber Frieden

brecht das Biwak ab – zieht zurück in eure Stadt

Schnupftabakdose

Ein beliebtes Gedicht von Joachim Ringelnatz, bei mir lässt sich der Holzwurm das Nussholz schmecken

Es war eine Schnupftabaksdose
die hatte einst Friedrich der Grosse
sich selbst geschnitzelt aus Nussbaumholz
darauf war die Dose mächtig stolz

Da kam ein Holzwurm rein gekrochen
hatte feinen Nussbaum gerochen
die Dose erzählte lang und breit
von Friedrich dem Grossen seiner Zeit.

Nannte den alten Fritz generös
und das machte den Holzwurm nervös
sagte, wie er zu bohren begann
was geht mich Friedrich der Grosse an

Der feine Nussbaum wird mir schmecken
was will Friedrich da bezwecken
deine Geschichte ist zum schiessen
ich lebe heut und will geniessen

Überall

Eine sehr freie Interpretation des Gedichts von Joachim Ringelnatz, eine Hommage an die Freiheit

Überall ist Wunderland.
mit einer Burg am Strand
und du hörst das Meer rauschen
willst mit keinem tauschen

Überall ist Dunkelheit.
stirbt mal was in der Zeit
die Sonne wird aufgehen
all die Schönheit sehen

Überall ist Ewigkeit.
und du siehst so weit
am Tag schaffst du dir Räume
nachts die schönen Träume

Überall lebt das Leben.
irgendwo daneben
halt wie die kleinen Schnecken
musst das Glück entdecken

Ja, überall, überall
manchmal gibt’s einen Knall
sei aber niemals Spielball
habe immer die Wahl

überall – überall

Zweifler

Das Gedicht von Friedrich von Bodenstedt verändert und in Liedform gebracht

Die Menge, schwer zu überzeugen
kann Beispiel oder Macht nur beugen
drum soll, wer lehrt, die Worte sparen
und sich durch Handeln offenbaren

Verhasst sind die Schwätzer alle
mit ihrer Worte vollem Schwalle
was nützen hier Glaubenswütige
wie auch Verstandesübermütige.

Die dann machen ihre Politik
sie nehmen das Volk ganz selten mit
leben getrennt in einer Blase
reden unverständliche Phrase

Wie soll man da noch Ihnen glauben
wo Handeln den Verstand mag rauben
wer nicht durch ein erfreulich Leben
weiss guten Lehren den Reiz geben

Dem wäre besser, dass er schwiege
denn auch damit gewinnt man Siege
wo sich immer gutes Beispiel mehrt
wird sogar selbst der Zweifler leicht bekehrt

Sie zu ihm

Kurt Tucholsky über eine Liebe, wo die Zärtlichkeit fehlt

Ich hab dir alles hingegeben
mich, meine Seele, Zeit und Geld
Du bist ein Mann – du bist mein Leben
du meine kleine Unterwelt
Doch habe ich mein Glück gefunden
seh ich dir manchmal ins Gesicht
Ich kenn dich in so vielen Stunden
nein, zärtlich bist du nicht

Du küsst recht gut. Auf manche Weise
zeigst du mir, was das ist, Genuss
Du hörst gern Klatsch, sagst mir leise,
wann ich die Lippen nachziehn muss
Du bleibst sogar vor andern Frauen
in gut gespieltem Gleichgewicht
man kann dir manchmal sogar trauen.
nein zärtlich bist du nicht

Oh wärst du zärtlich, ja meinetwegen
kannst du sogar gefühlvoll sein.
Mensch, wie ein warmer Frühlingsregen
so hüllte Zärtlichkeit mich ein
Wärst du der Weiche von uns beiden
wärst du der Dumme. Bube sticht
Denn wer mehr liebt, der muss mehr leiden.
Nein, zärtlich bist du nicht

Nachts im Wald

Christian Morgenstern hat einen Spaziergang nachts im Wald gedichtet, von mir vernotet und mit zwei Versen angereichert

Bist du des nachts durch Wald gegangen,
wo man den eigenen Fuss nicht sah
Doch die Sehnsucht überwand dein Bangen:
Dich führt der Weg.

Hält dich Leid und Trübsal umfangen,
dass du zitterst, welchem Ziel du nah?
dein Vertrauen besiegt dein Bangen:
Dich führt dein Weg.

Bald wirst du an dein Ziel gelangen,
an Dunkelheit gewöhnt die ist da
Doch es kommt nicht mehr zu Stand dein Bangen:
Dich führt dein Weg.

Sag hat sich der Mut an dich gehangen
bist stolz angekommen, gesund, ja
am Ende ist verbrannt dein Bangen:
Dich führt dein Weg.

Frühlingszeit

Friedrich von Bodenstedt hat ein romantischen Gedicht verfasst habe, daraus ein Lied erstellt

Wenn der Frühling auf die Berge steigt
Und im Sonnenstrahl der Schnee zerfließt,
Wenn das erste Grün am Baum Frische zeigt
Und im Gras das erste Blümlein sprießt –
Wenn vorbei im Tal
Nun mit einem Mal
Alle Regenzeit und Winterqual

Schallt es von den Höhn
Bis zum Tale weit:
Oh, wie wunderschön
Ist die Frühlingszeit!

Wenn am Gletscher heiß die Sonne leckt,
Wenn die Quelle von den Bergen springt,
Alles rings mit jungem Grün sich deckt
Und das Lustgetön der Wälder klingt
Lüfte lind und lau
Würzt die grüne Au,
Und der Himmel lacht so rein und blau,

Schallt es von den Höhn
Bis zum Tale weit:
Oh, wie wunderschön
Ist die Frühlingszeit!

Freie Wirtschaft

Meinung zur Wirtschaft von Kurt Tucholsky, von mir ein wenig umgetextet

Ihr sollt Tarifverträge abbauen
ihr sollt auf die Direktoren vertrauen
sie Angestellten quatschen uns mehr herein
wollen freie Unternehmer sein

Ja wohl – alles sei mir
Wir nicht – aber ihr

Ihr solltet euch allesamt was schämen
wollt von dem armen Staat noch Geld nehmen
Ihr braucht keine Heime für eure Lungen,
keine Renten und Versicherungen.

Wenn Menschlichkeit halt frier
Wir nicht – aber ihr

Bilden bis in die weiteste Ferne
Trusts, Kartelle, Verbände und Konzerne
Wir diktieren die Preise und Verträge
kein Schutzgesetz sei uns im Wege.

Raffen weltweite Gier
Wir nicht – aber ihr

Die Forderung ist bereits verkündet
ein schlauer Professor sie euch begründet
vom Volk das Schweigen zu mehr Ausbeutung führt
es ist an der Zeit, dass ihr euch rührt

Ich Solidarität spür
Ihr nicht – Aber Wir Wir Wir

Das Ideal

Kurt Tucholsky beschreibt hier unsere Wunschvorstellung, ein wenig abgeändert, wo es um Frauen geht

Villa im Grünen mit Terrasse
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstrasse
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn
aber abends zum Theater nicht weit
das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit

Neun Zimmer – nein, vielleicht lieber zehn
Ein Dachgarten, wo alte Eichen drauf stehn
eine süße Frau voller Schärfe
eine zweite, die sich mir am Hals werfe
die Dienerschaft, gut gezogen und stumm
Bibliothek mit viel Kunst drumherum

Ja, und das hab ich ganz vergessen
Prima Küche vom Koch stets feinstes Essen
alte Weine aus schönem Pokal
und isst du auch viel bleibst du dünn wie ein Aal
Und Geld, an Schmuck eine richtige Portion
Noch ne Million, noch ne Million.

Aber, wie das so ist hienieden
manchmal scheints so, als sei es mir beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir zum Reichtum irgendein Stück
hast du die Frau, dann fehlen Moneten
du bist der Geldsack, wird dir Sex geben

Jedes Glück hat einen kleinen Stich
Wir möchten so viel an sich
Haben. Sein. Und gelten
Dass einer alles hat – das ist selten

Aus

Von Tucholsky ein Gedicht über das Ende einer Beziehung vernotet

Einmal müssen zwei auseinandergehn
einmal will einer den andern nicht mehr verstehn
einmal gabelt sich jeder Weg – und jeder geht allein
Schuld wird dran niemand sein

Einmal Schuld trifft halt die Ablauf der Zeit
Vielleicht treffen wir uns in der Unendlichkeit
den andern ganzes Leben – trägt jeder mit sich herum
und nehmen manches krumm

Einmal hat es euch zusammengespült,
ihr habt euch erhitzt, seid geschmolzen, und erkühlt
Ihr wart neugieriges Kind – die Hälfte sinkt nun herab
jetzt neue Zukunft habt

Einmal geht jeder seinem Schicksal zu
Leben ist Wandlung. Jedes ich sucht wieder ein du
Jeder sucht seine Zukunft. Und geht mit stockendem Fuss
ohne Erklärung und Gruss

An das Publikum

Grundlage ein Gedicht von Tucholsky, will das Publikum nachdenken?

ja, dann hochverehrtes Publikum
sag mal: bist du wirklich so dumm
und schon im Delirium

Wie uns das geschieht an allen Tagen
die Kulturbranche will sagen?
Macht immer nur das Publikum froh
spricht: »Das Publikum will es so!«

Ja, dann ..

Jeder Filmfritze sagt: »Was soll ich machen?
man wünscht zuckrige Sachen!«
Jeder Verleger zuckt und halt spricht:
Kritische Bücher laufen nicht!«

Ja, dann ..

So dumm, dass in Zeitungen, früh und spät,
nur weniger zu lesen steht?
aus Angst, euch verhetzend zu sein
aus Furcht, vor verletzten Pein

Ja, dann…

Aus lauter Besorgnis, Müller und Lohn
könnten mit Abbestellung drohn?
Aus Bangigkeit, es klagten am Ende
einer der Wirtschaftsverbände

und protestierte und denunzierte
aufrührte und prozessierte
es lastet doch zu jeder Zeit
der Fluch der Mittelmäßigkeit.

Ja, dann…

Hast du denn so einen schwachen Magen
Kannst keine Wahrheit vertragen
Bist also nur ein Griessbrei Fresser
Ja, dann verdienst du es nicht besser

An meinen Kaktus

Eine Hommage von Joachim Ringelnatz an seinen Kaktus

Hey, du alter Stachelkaks
Kein wenig wie Bohnerwachs,
Kein Gewächs, das die Liebe sich pflückt,
Sondern du bist nur verrückt.

Ich weiss, dass du wenig trinkst.
ohne dass du selber stinkst,
Saugst du den Mief ein wie Tropenluft.
Hast danach keinerlei Duft.

Und du kaum in Blüte stehst
du niemals jemand anflehst
und wer dich berührt versehentlich
bekommt einen kleinen Stich

Betrunken, lachender Mann
hat es halt einfach getan
schenkte mir, dich lustiges Kleines
statt eines Stachelschweines

Afrikanisches Duell

Sich gegenseitig bespucken nennt Joachim Ringelnatz das afrikanische Duell. In ein Lied gewandelt.

Wenn dich einer bös beschimpft und du ihn kennst
dich beleidigt und du ihn Rindvieh nennst,
Dann habt ihr euch beleidigt.
Ich euch als Schiedsrichter verteidigt

Dann müsst ihr afrikanisches Duell machen.
Niemand darf auch nur mit der Wimper lachen.
Jeder schweigt. Und ihr stellt euch dabei
Und dann zähle ich langsam bist drei

Steht gegenüber, mit sechs Handbreit Abstand
dass ihr den andern nicht schlägt mit der Hand
Spuckt einander grad ins Gesicht
Nur mich anspucken gilt aber nicht

Lange spucken, bis der andere nichts mehr sieht
wer zuerst sagt, er hat genug abgekriegt,
der ist besiegt

Muss sich eine runterhauen lassen
Ohne sich wehren oder mich anfassen.
Gibt kein hassen

Das Spucken konnte euch ganz gut bezähmen
und müsst euch der Spucke niemals schämen
Jetzt reicht dem andern die Hand.
wie Männer von Ehre und Stand

Erfindung machen

Joachim Ringelnatz hat die Idee zu diesen Lied mir gegeben, habe viel dran geändert.

Wer was erfindet, wird furchtbar reich
was man dabei erfindet, ist erstmal gleich
Wichtig, ihr werdet nicht bleich

Wenn man nur Dinge zusammenmischt,
Soviel Dinge, als bis alles richtig zischt
das Richtige rausfischt,

Dann wird in wenigen Stunden
in diesen Stunden die Hälfte erfunden
sich schon genug geschunden

Berühmt, willst du werden, mach mal Gold.
Gold ist das was ihr fertig erfinden wollt
jeder Arme Respekt zollt

Will ich’s euch sagen, furchtbar sehr schwer
sagen euch Nanotechniker, die sind wer
damit stellst du Gold schnell her

Pass auf was macht ihr den mit Säure
dafür den Säurevertilger anheure
und ihn gleich danach feure

Erfindet ein singendes Klosett
auf dem Klosett finden es Menschen nett
die Erfindung ist perfekt

Morgenstimmung

Grundlage ein Gedicht von Frank Wedekind, einen kurzen Refrain habe ich überlegt.

Leise schleich ich wie auf Eiern
mich aus dem Liebesparadies,
wo ich hinter dichten Schleiern
meine besten Kräfte liess.

Wieder mal eine Liebesnacht
ich habe sie wohl verbracht
und mich aus dem Staube gemacht

Traurig spazier ich am Deiche
es beginnt mal ein neuer Tag
bei mir gilt immer das gleiche
ich keine Beziehung mag

Wieder mal ….

Klara, Katja, Karoline,
ist doch gesprungen wie gehupft,
ich zeige die Unschuldsmiene
obwohl es mich manchmal rupft

Wieder mal …

Seekuh

Bei Joachim Ringelnatz heisst das Gedicht Hochseekuh. Bei diesen Lied habe ich Reime geändert, am Ende Polartourismus kritisiert.

Ne Tonne wiegt die Seekuh,
und schläft in froher Runde
Ho hey houuuua

Die lebt gern ruhig wie du
schwimmt manches mal ne Stunde
Ho hey houuuua

Sie taucht ab und wieder auf
und wedelt mit dem Schweife
Ho hey houuuua

Und dann bedeckt munter drauf
das Meer mit Schaum von Seife
Ho hey houuuua

Die Kuh hat einen Sonnentick
und riecht nach Zimt und Nelken
Ho hey houuuua

Und im Meerwasser viel Glück
kann als Königin gelten
Ho hey houuuua

Täte wohl ihre Milch gut
für einen feinen Käse
Ho hey houuuua

Die Milch braucht ihre Brut
dir lieber Geschichten lese
Ho hey houuuua

Wie glücklich könnte leben
dort im Eismeer die Seekuh
Ho hey houuuua

Tja das bedeutet eben
lassen wir sie dort in Ruh

Landpartie

Landpartie der Tiere ist eines der bekanntesten Stücke von Joachim Ringelnatz. Texte gekürzt, einige Tiere weggelassen.

Zur Landpartie – rief alles Vieh
Bitte wohin – frage die Spinn
Nach Dennewitz – bellte der Spitz
Musik muss mit – schrie der Kiwitt
Viel Trompeten – quakten die Kröten
Und Violinen – summten die Bienen
Tolles Konzert – meinte das Pferd
So ist es recht – klopfte der Specht
Ich schon mal renne – sprach die Henne
nicht so schnelle – hüpft die Gazelle
ach lieber nein – grunzte das Schwein
Welche Speisen – fragen Ameisen
Butterbröde – empfahl die Kröte
Ich will Lende – erklärte die Ende
Und dunkles Bier – brüllte der Stier
Das trink ich nicht -. sagt der Habicht
Will ins Wirtshaus – anregte die Maus
Im grünen Land – posaunt der Elefant
Honig muss her – brummte der Bär
So es halten – riefen die Schwalben

Schenken

Versuch einer singbaren Form des schönen Gedichts von Joachim Ringelnatz

Schenke immer fein
Gewissen sei rein

Immer gediegen
die Gaben wiegen

Wenn die Bedachten
mal auch schmachten

Schenke herzlich und bleib frei
Schenke dabei

Melodie 1:
Was auch in dir wohnt
dich reichlich belohnt.

Geschmack und Humor
deine Freude zuvor

Schenke mit Geist ohne List
dass dein Geschenk
du selber bist

Ein ganzes Leben

Joachim Ringelnatz beschreibt hier das Leben einer Eintagsfliege

Weisst du noch, fragt die Eintagsfliege
abends, wie ich auf der Stiege
dir damals manchen Käsekrümel stahl?

Mit Abgeklärtheit eines Greises
der Fliegenmann: “Ja, ich weiß es”
Und er lächelte: „Es war einmal „

Weisst du noch, so fragte weiter sie,
wie ich damals unterm sechsten Knie
jene schwere Blutvergiftung hatte?“ –

Weisst du noch wie ich, weil ich grollte,
den Fliegenleim-Selbstmord wollte? –
war geschockt, entgegnet der Gatte.

Und wie ich das erste Ei gebar? –
Weißt du noch, wie es sechs Uhr war? –
Und wie ich in Milch gefallen bin?? – –

Fliegenmann gibt keine Antwort mehr,
„Lang, lang ist’s her – lang ist’s her – ist’s her“
Summt es leise, müde vor sich hin

Tja, das ist der Lebenssinn

Auf der Sonne

Nach Joachim Ringelnatz, wie komme ich wohl auf die Sonne?

Willst du gern auf der Sonne wandern
Und begegnen den Salamandern
Hol dir deinen Spazierstock heraus
Und schleiche dich heimlich aus dem Haus
Und wander langsam in aller Ruh
Immer direkt auf die Sonne zu.

So dann ist es dunkel geworden
da mach dir besser keine Sorgen
falls dir begegnet irgendein Gnom
dagegen hilft dir ja ein Smartphone
Und weil du die Sonne nicht erreichst,
Dich eben wieder nach Hause schleichst.

Um es bald wieder zu probieren
auf der Sonne wirst du nicht frieren
du kommst ihr einfach nicht näher
bräuchtest wohl einen guten Späher
und das ist am Ende Lebensglück
dafür kehr halt wieder nach Haus zurück