Schnupfen

Wenn jemand Schnupfen hat, geht man ihn aus den Weg, nach einen Gedicht von Christian Morgenstern

Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf dass er sich ein Opfer fasse
denn er sucht einen neuen Wirt
das tut er ganz unbeirrt

Eine Frau sehr hübsch und noch ganz gar jung
die nimmt er ungeniert mit viel Schwung
es war die schöne Annette
die ihn lieber nicht hätte

Annette entwischt gleich ein Hatschi
und hat ihn sicher bis Montag früh
der Ausgang ihr nun verleidet
weil sie ja jeder meidet

Alle haben Respekt vor Viren
und sie muss Abneigung wohl spüren
denn liebend mit der Annette
will nun keiner ins Bette

An das Publikum

Grundlage ein Gedicht von Tucholsky, will das Publikum nachdenken?

ja, dann hochverehrtes Publikum
sag mal: bist du wirklich so dumm
und schon im Delirium

Wie uns das geschieht an allen Tagen
die Kulturbranche will sagen?
Macht immer nur das Publikum froh
spricht: »Das Publikum will es so!«

Ja, dann ..

Jeder Filmfritze sagt: »Was soll ich machen?
man wünscht zuckrige Sachen!«
Jeder Verleger zuckt und halt spricht:
Kritische Bücher laufen nicht!«

Ja, dann ..

So dumm, dass in Zeitungen, früh und spät,
nur weniger zu lesen steht?
aus Angst, euch verhetzend zu sein
aus Furcht, vor verletzten Pein

Ja, dann…

Aus lauter Besorgnis, Müller und Lohn
könnten mit Abbestellung drohn?
Aus Bangigkeit, es klagten am Ende
einer der Wirtschaftsverbände

und protestierte und denunzierte
aufrührte und prozessierte
es lastet doch zu jeder Zeit
der Fluch der Mittelmäßigkeit.

Ja, dann…

Hast du denn so einen schwachen Magen
Kannst keine Wahrheit vertragen
Bist also nur ein Griessbrei Fresser
Ja, dann verdienst du es nicht besser

Bimmeln

Eine Stadt mit weniger Autos, die Leute müssten mehr Fahrrad fahren, aber eben auf der Strasse

Da ist die Fahrradklingel
ein lustiges Gebimmel
die Freiheit zu erleben
sich auf den Sattel heben

Doch wir müssen geniessen
mit andern nicht verdriessen
Bürgersteig sind für Leute
das gilt besonders heute

wollen wir schnell rasen
dafür haben wir Strassen
dort sind wir wenig geschützt
was niemanden wirklich nützt

Autoverkehr einschränken
da gibt’s viele Bedenken
ja, wirtschaftlicher Schaden
keiner kommt zum Laden

Braucht das Auto so viel Platz
freier Raum der grösste Schatz
soll den Menschen gehören
Autos vor allem stören

So lasst uns bummeln bimmeln
uns auf den Plätzen wimmeln
das Leben dort auch leben
ohne Auto daneben

Fremdenpolizei

Ein Mensch darf keine Nachteile in den Grundrechten haben, gerade das passiert in der Ausländerpolitik. Selbstverständlich muss sich ein Staat schützen von zu viel Migration in Interesse aller. Doch wozu gibt es Ermessensspielraum? Zumindest Gäste willkommen heissen.

Ich stehe hier vor diesem Tor
und suche mal ein offenes Ohr
um aufzuklär’n was es nicht geben kann
doch niemand hört mir zu
niemand ist interessiert daran

Ich will meinen Freund einladen
aus einen unserer Nachbarstaaten
doch dafür soll ich zeigen viel Gut und Geld
so ist das in unsrer staatlich kontrollierten Welt

darum das Lied für Toleranz
statt bürokratischen Firlefanz
weg mit de Vorschrift, die uns nur einengt
und Gastfreundschaft durch unsern Staat bös beschränkt

Werde ich streiten ein Jahr
bringt doch nichts, ist doch klar
kostet Justiz und Ämtern nur viel Geld und Zeit
wo steckt sie denn – unsere Verantwortung in Freiheit?