Sie erlischt

Heinrich Heine und seine Vorstellung von einem Theaterstück

(I) Der Vorhang fällt, das Stück ist aus,
Und Herrn und Damen gehn nach Haus.
Ob ihnen auch das Stück gefallen?
Ich glaub, ich hörte Beifall schallen.

(II) Ein hochverehrtes Publikum
Beklatschte dankbar seinen Dichter.
Jetzt aber ist das Haus so stumm,
Und sind verschwunden Lust und Lichter.

(II) Doch horch! ein schollernd schnöder Klang
Ertönt unfern der öden Bühne;
Vielleicht daß eine Saite sprang
An einer alten Violine.

(I) Verdrießlich rascheln im Parterre
was das Lärmen jetzt wohl mag sein
die gierigen Ratten hin und her,
und ich träume von guten Wein

(II) Verzweiflungsvoll und sie erlischt.
das arme Licht war meine Seele.
warum hab ich das Stück gedicht
was wohl im Leben einmal zähle

An den Schlaf

Ein Gedicht von Wolfgang von Goethe über die Macht vom Schlaf

Der du mit deinem Mohne
Selbst Götteraugen zwingst,
Und Bettler oft zum Throne,
Zum Mädchen Schäfer bringst,

Vernimm: Traumgespinste
Verlang ich heut von dir,
Den größten deiner Dienste,
Geliebter, leiste mir.

An meines Mädchens Seite
Sitz ich, ihr Aug spricht Lust,
Und unter neid’scher Seide
Steigt fühlbar ihre Brust;

Oft hatte meinen Küssen
Sie Amor zugebracht,
Dies Glück muss ich vermissen,
Die strenge Mutter wacht.

Am Abend triffst du wieder
Mich dort, o tritt herein,
Sprüh Mohn vom Gefieder,
Da schlaf die Mutter ein:

Bei blassem Lichterscheinen
Von Lieb Annette warm
Sink, wie Mama in deinen,
In meinen gier’gen Arm

Leber

Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ und nur schwer zu ersetzen

Obdachlos oder Millionär
bei beiden arbeitet die Leber – oft schwer
doch jeden nur eine gehör

Und wird die Leber in Alkohol getränkt
sein Leben so mal versenkt
durch Erfahrung gekränkt
wie wird das wohl gelenkt

Obdachlos oder …

Und in der Leber steckt uns’re Seele
und der Mensch auf sie zähle
wenn die Funktion fehle
folgt grosses Gequäle
Und Lebensfreude mit Kranksein vergeht
wer die Leber wohl versteht
es wird dann oft zu spät
für einen andern Weg
Obdachlos oder …

Wie kommen wir weg vom Laster – warum fallen wir durch den Raster
die Natur mehr schätzen – auf Gesundheit setzen
und damit basta

Asylheim

Wie gehen wir mit Menschen um, die zu uns kommen? Sind Asylheime der geeignete Weg?

Hinter grauen Wänden sitzen sie
Spind, Etagenbett und Kühlfach
Gefangen in der Bürokratie
viele Chancen liegen brach

Ein Taschengeld, wofür es wohl genügt
im Alltag nur zum herumsitzen
ein Schlepper, der ausnutzt und betrügt
angeblich zu nichts nützen

Sie sitzen und warten – wie mag es ausarten
Sie sitzen und träumen – doch auch schäumen
Sie sitzen sind frustriert – das hab ich gespürt

Warum schaffen wir keine Brücken
gestalten gemeinsam doch mal was
sehen im System nur noch Lücken
das Leben für alle krass

Sie sitzen und …

Fehlt Grundlage um zu arbeiten
und wollen Sie ungern sehen
stattdessen Probleme aufzeigen
sie sollen wieder gehen

Sie sitzen und …

Und glauben fest der Diaspora – die haben es geschafft, na klar
doch was ist wirklich wahr – was wollen sie da?

Besoffen

Ein Besoffener hat herum gepöbelt, ich bin feige weitergezogen

Es ist so geloffen, er war besoffen, schlecht gerochen
trinkt sein Bier und stänkert rum
dass ist den andern zu dumm
versuchen ignorieren

sie fühlen sich belästigt
und Abscheu sich bekräftigt
Polizei alarmieren

Es hat ihm getroffen – was hat er denn verbrochen
will nur unter Menschen sein – daheim so allein
hier Betrunkene ignoriert, alarmiert, abserviert

Es ist so geloffen, er war besoffen, schlecht gerochen
die Polizei ihn verhört
meinte dass er and’re stört
sollen wir dich abführen?

Es hat ihn … ignoriert, alarmiert, abgeführt, abserviert

so zieht er denn von dannen
es ist nicht sein Verlangen
in Zelle zu vegetieren

Es hat ihn … ignoriert, alarmiert, abgeführt, vegetiert, abserviert

Es ist so geloffen, er war besoffen, schlecht gerochen
versäuft bald seinen Verstand
und lebt am Gesellschaftsrand
wie mag er Liebe spüren

Es ist so geloffen, er war besoffen – auf gute Zeit hoffen

Beschämend

Ich habe einer Frau mit Kinderwagen nicht geholfen, zu wenig Zeit?

Beschämend, enttäuschend, erkalten
warum nur so verhalten
so Leben nie gestalten

Verlassen, ruhelos und noch dumm
warum läuft alles krumm
geht doch auch andersrum

Nichts geben, sich klammern, Geiz zeigen
so kann mich niemand leiden
will so nicht abgleiten

Verlassen, verzweifelt, wegschauen
wie darauf je aufbauen
wir brauchen viel Vertrauen

Probleme, erdrückend, hoffnungslos
lernen denken neu und gross
nur so schaffen wir das bloss

Neuer Schwung, begeistern, Energie
mit viel Liebe irgendwie
das Wort aufgeben, gibts nie

Zuständigkeit

Ursprünglich wollte ich über Ignoranz ein Lied schreiben, aber es ist ja heute so, dass man sich einfach nicht zuständig fühlt.

Ich bin nicht zuständig was wollen Sie bei mir
verschwinden Sie, dort ist die Tür
wer sich darum kümmert ist mir egal
das ist ja ihr eigener Fall

Ich habe gedacht, endlich am richtigen Ort
doch der schickt mich gleich wieder fort
Ignoranz hilft mir keinen Schritt weiter
so geht es immer öfters, leider

Mehr Menschlichkeit wär für alle schön
Ignoranz ist langfristig nur unbequem

Die Menschen sind immer weniger hilfsbereit
Frust bei der Arbeit macht sich breit
Ihr Wunsch ist endlich frei von Stress zu sein
denn Engagement bringt Widerstand ein

Mehr Menschlichkeit …

Lohn und Arbeitsklima motiviert so nicht mehr
Geldmangel Ängste plagen schwer
sie wissen sie werden nur ausgezerrt
und sind als Mensch nur wenig wert

Zuständigkeit