Kupplerin

Johann Wolfgang Goethe dichtet wie ein junges Mädchen zu einem älteren Mann als Gesellschafterin gebracht wird.

Ich führt einen Freund zum Maidel jung,
Wollt ihm zu genießen geben,
den jugendlichen, fröhlichen Schwung
ein frisches, warmes Leben

Nun sitzen gespannt an ihrem Bett,
Tät sich auf ihr Händlein stützen.
Der Herr, der verhält sich gar nett
Tät gegenüber sitzen.

Er spitzt die Nase, er tippt sie an,
Betracht’t herüber, hinüber;
Und nun was hat er wohl getan,
Die Sinnen gingen über.

Der liebe Herr schenkt für allen Dank
und sag dem Mädchen leis Adieu
sie war so hübsch und auch so schlank
blickte verschämt in die Höh

Ach Herr Gott, ach Herr Gott, ach Herr Gott,
mit Menschenglut meines Geistes
ich weiss es nicht, entschuldigt Not
Mein ganzes Herz zerreißt es.

Maria, Maria rief ich laut,
ach wäre ich mehr bedächtig
verschenkt die allerschönste Braut
der Lohn war doch so mächtig

An den Schlaf

Ein Gedicht von Wolfgang von Goethe über die Macht vom Schlaf

Der du mit deinem Mohne
Selbst Götteraugen zwingst,
Und Bettler oft zum Throne,
Zum Mädchen Schäfer bringst,

Vernimm: Traumgespinste
Verlang ich heut von dir,
Den größten deiner Dienste,
Geliebter, leiste mir.

An meines Mädchens Seite
Sitz ich, ihr Aug spricht Lust,
Und unter neid’scher Seide
Steigt fühlbar ihre Brust;

Oft hatte meinen Küssen
Sie Amor zugebracht,
Dies Glück muss ich vermissen,
Die strenge Mutter wacht.

Am Abend triffst du wieder
Mich dort, o tritt herein,
Sprüh Mohn vom Gefieder,
Da schlaf die Mutter ein:

Bei blassem Lichterscheinen
Von Lieb Annette warm
Sink, wie Mama in deinen,
In meinen gier’gen Arm

Lohengrin

Ein Gedicht von Wolfram von Eschenbach, das Einblick in die Poesie des Mittelalters gewährt

Laß, Herre, mich nicht übersehen,
Was mir an Heil und Huld geschehen,
An Seligkeit, die endelos.
Dein Kind und Dein Sippengenoß

Bin ich, Dir ganz ungleicher:
Ich Armer und Du Reicher,
Versippt in Deiner Menschlichkeit,
Doch teilhaft Deiner Göttlichkeit,

Das Vaterunser mich nennet,
Als Kind mich anerkennet.
Wes Leben so sich endet,
Daß Gott nicht wird gepfändet

Der Seele durch des Leibes Schuld,
Und er dennoch sich die Huld
Der Welt erhielt mit Würdigkeit,
Der blieb vom rechten Ziel nicht weit.

Aussehen

Der erste Eindruck zählt, Aussehen eine wichtige Rolle.

Ein Eindruck durch Aussehen schnell vermittelt
und jedes Mädchen schnell betitelt
links liegen lassen oder begehren – mag Liebe erschweren

Sie ist hässlich und hässig
kein bisschen lässig
jeder geht ihr aus dem Weg
mich ja nicht mir ihr seht

Der erste Eindruck …

Sie ist wunderschön und lieb
schon das Glück mir schmied
doch ich dann schon staune
komische Laune

Der erste Eindruck …

Doch wie später der Alltag
den ich ja mal wag
wie werde ich respektiert
was wird denn toleriert

Der erste Eindruck …

Gemeinsam durchs Leben ziehen
immer bemühen
Leben, mit Glück reich beschenkt
Vorurteil versenkt.

Mit den inneren Werten musst du leben
die sich mit der Zeit ergeben
wird sich das Glück zauberhaft entfalten – die Liebe behalten

Trieb

Ich habe einen Hund erlebt, der nur noch eines im Sinn hatte

Der Rüde hört nicht mehr und streunt
sich plötzlich für Freiheit aufbäumt
doch hat nur eines im Sinn
wo ist die nächste Hündin?

Ja, der Trieb, ja der Trieb, hab ich lieb, dass es ihn gibt
jeden Verstand uns nimmt – die Natur gewinnt

Wohl der junge Mann beim Date schaut
wie ist das Mädchen denn so gebaut
und überrascht, was die sich traut
zeigt sich später auch versaut

Ja, der Trieb …

Doch an Verantwortung denken
sich für mehr als Lust verrenken
wird nun drei aus eins und eins
ist es nun meins oder deins

Ja, so stellt sich Verantwortung dar
aus Spass wird Ernst, das ist mal klar
doch auch in Schritt in Zukunft
erkennen später Vernunft

Ja, der Trieb

Lange Beine

Das Original von Joachim Ringelnatz heisst Lautsprecher, viel ist von mir

Du weisst sehr wohl, was du erweckst,
als Frau, mit deinen schönen Beinen.
ob du wenig oder mehr versteckst.
das ist ein Spiel mit Scheinen.

Spiel muss Fantasie belügen.
manch Lüge ermisst nicht, was sie nimmt.
Die Kühnheit genießt Vergnügen,
Die weit hinaus in die Klarheit schwimmt.

Bein: Knochen, Fleisch und Haut daran,
mich mein Verlangen und Hirn zerknüllt
wie gut ich heut wohl schlafen kann
in verrückten Träumen eingehüllt

Drängt es mich, in die Welt zu schrein,
ich bin gestört in dem Verlangen
zu streicheln mehr als tausend Bein
in Liebe schöner Frau’n gefangen