Das verlassene Mägdlein

Eduard Mörike beschreibt hier den Alltag einer Magd.

Früh, wann die Hähne kräh’n,
Sternlein verschwinden,
Muss ich am Herde steh’n,
Muss Feuer zünden.

Schön ist der Flammen Schein,
Springen die Funken;
Ich schaue traurig drein,
In Leid versunken.

Plötzlich, da kommt es mir,
Treuloser Knabe,
Dass ich die Nacht von dir
geträumet habe.

Vollends Trän auf Träne dann
stürzet hernieder;
So kommt der Tag heran
O ging er wieder!

Stündlein wohl vor Tag

Das Gedicht von Eduard Mörike will motivieren früher aufzustehen

Ein Stündlein wohl vor Tag
Derweil ich schlafend lag,
erst später aufstehn mag
sang vor dem Fenster auf dem Baum
Ein Schwälblein mir, ich hört‘ es kaum,

Ein Stündlein wohl vor Tag:
Hör an, was ich dir sag‘,
Dein Schätzlein ich verklag‘:
Derweil ich dieses singen tu‘,
Herzt er ein Lieb in guter Ruh‘,

Ein Stündlein wohl vor Tag.
O weh! nicht weiter sag‘!
O still, nichts hören mag!
Flieg ab, flieg ab von meinem Baum!
Ach, Lieb‘ und Treu‘ ist wie ein Traum

Ein Stündlein wohl vor Tag.

Henne und Ei

Erklärt den Osterhasen, nach einem Gedicht von Eduard Mörike

Die Gelehrten und die Pfaffen
streiten sich mit viel Geschrei,
was hat Gott zuerst erschaffen –
wohl die Henne, wohl das Ei!

Wäre das so schwer zu lösen –
erstlich ward ein Ei erdacht,
doch weil noch kein Huhn gewesen –
darum hat´s der Has` gebracht!

Und es braucht genügend Futter
das ein Leben leben kann
doch schauen wir in Kalkutta
haben wir ganz schön vertan

So gebt allen was sie brauchen
für die Pflanze, Mensch und Tier
mag schönes Leben auftauchen
bewegt euch, vergesst die Gier