Das Gedicht von Friedrich Hebbel 1:1 übernommen
In deiner Seele unbefleckten Adel,
In ihrer Unschuld, wurzeln deine Schwächen,
Und was die meisten vor gemeinem Tadel
Bewahrt, das ist ihr innerstes Gebrechen.
Es könnte einer dir das Leben rauben,
Und wäre dir schon halb dein Blut entquollen,
So würdest du ihm noch im Sterben glauben,
Er hätt′ dir bloß die Ader öffnen wollen.
Will die Natur die Schönheit rein entfalten,
So darf sie nichts von ihrem Feind ihr sagen,
Sie kann nur dann das Herrlichste gestalten,
Doch muß sie seinen Untergang auch wagen.
Oft wünscht′ ich dir zu deinem vollen Frieden,
Du möchtest in der Brust des Feindes lesen,
Doch weiß ich wohl, es wird dir nicht beschieden,
Denn dieser Mangel trägt dein ganzes Wesen!